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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Die Rückkehr des Dopings
> Leistungsmanipulation ist immanenter Bestandteil des Sports. Beinahe
> hätten wir es vergessen. Dabei sitzt das wahre Böse in Deutschland.
Bild: Doping ist kein Problem? Für die meisten ist es erst dann eins, wenn es …
[1][Nordischer Skisport] ist eine Schau. Faszinierend sind nicht nur die
Bilder von den Loipen und Schanzen. Auch die Vorbereitung auf den Wettkampf
ist überaus sehenswert. Das Video, das den österreichischen Langläufer Max
Hauke zeigt, wie er gerade eine [2][Blutinfusion] vornimmt, hat schnell
Karriere im Netz gemacht.
Es war gewiss nicht korrekt, wahrscheinlich nicht einmal rechtens, dass ein
Polizeibeamter das Video, das aufgenommen wurde, als sich Hauke gerade auf
seine Weise auf den 15-Kilometer-Wettbewerb vorbereitet hat, an Medien
weitergegeben worden ist. Und doch gehört es zu den faszinierendsten
Bildern, die die Nordische Ski-WM in Seefeld geliefert hat. Man bekommt es
schier nicht aus dem Kopf.
Das Thema [3][Doping ist zurück] im Weltsport. Wir hätten es doch glatt um
ein Haar vergessen. Gut, da war der [4][russische Staatsdoping-Irrsinn.]
Aber der hatte für den Rest der Sportwelt auch sein Gutes. „Seht her, da
ist das Böse im Sport“, konnte man sagen und hatte dabei sogar noch recht.
Wie praktisch war es doch, die Dopingproblematik bei den Russen abzuladen.
Über all der kriminellen Energie der russischen Leistungsoptimierer, die im
berühmt gewordenen McLaren-Report der Welt-Antidoping-Agentur so gut
dokumentiert ist, hätten wir beinahe aus den Augen verloren, dass auch
andernorts beschissen und gelogen wird, dass sich die Balken biegen.
Da waren die selbst ernannten Saubermannradler vom Team Sky, die sogar von
einem Ausschuss des britischen Unterhauses einen Rüffel bekamen, weil sie
allzu freigebig bei der Vergabe von leistungssteigernden Mitteln waren. Da
war die fast immer siegreiche Staffel norwegischer Asthmatiker, denen in
den Loipen keiner folgen konnte. Und da waren die kenianischen
Wunderläufer, die sich dann nicht allein auf ihr Talent verlassen haben.
Während die Sportwelt diskutiert hat, ob es richtig ist, russische Athleten
zu den Olympischen Spielen zuzulassen, sind verbotene Mittel durch die
Adern unzähliger Athleten geflossen.
## Immer sind nur die anderen
Sportfunktionäre wissen längst, dass sie die Einhaltung der
Antidopingregeln, die sie sich selbst gegeben haben, nicht mehr
gewährleisten können. Ob sie das wohl je wirklich wollten? Doping ist für
den Sport nicht wirklich bedrohlich. Erst der Dopingfall, der an die
Öffentlichkeit kommt, ist es. Er kann Finanziers abschrecken und das
Publikum vergraulen. Dass sich Sportverbände lange gegen Gesetze gesperrt
haben, die es nun den Behörden ermöglicht haben, in Österreich und
Deutschland Polizeibeamte in Mannschaftsquartiere und Arztpraxen zu
schicken, muss wirklich niemanden wundern.
Wider besseres Wissen behaupten die Präsidenten der Verbände, der Sport an
sich sei sauber. Sauber! Was für ein Wort! Andere mögen Probleme haben, das
eigene Haus ist clean. Das sagen sie auch dann, wenn es Sportler aus ihren
eigenen Reihen erwischt, wie es Peter Schröcksnadel, der Präsident des
Österreichischen Skiverbands, nun getan hat. Schockiert sei er über die
Bösewichte im eigenen Team.
Aber das wahre Böse sitze in Deutschland, in Erfurt, von wo aus der
Aderlass organisiert worden sei. Da hatte der Präsident des Deutschen
Olympischen Sportbundes längst seinen Finger ausgestreckt, gen Süden
gerichtet und von Unzulänglichkeiten im ÖSV gesprochen. Doping betreiben
demnach immer nur schwarze Schafe – oder eben die anderen. Wer’s glaubt.
3 Mar 2019
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## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Doping
Antidopingkampf
Skisport
Fußball
Doping im Spitzensport
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