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# taz.de -- Doping im Skisport: Mit der Nadel im Arm
> Österreichs Polizei nimmt am Rande der Ski-WM fünf Langläufer fest. Es
> geht um Doping. Die Spur führt nach Erfurt. Auch da gibt es Festnahmen.
Bild: Teamsprinter mit frischem Blut: die Österreicher Dominik Baldauf und Max…
Die [1][Nordische Ski-WM in Seefeld] ist ein großes Spektakel. Manchmal
wird es sogar richtig blutig. Die „Operation Aderlass“ hat die
Berichterstattung von den Wettkämpfen am Mittwoch dominiert. Diesen Titel
trug eine [2][Presseaussendung] des österreichischen Bundeskriminalamts,
die es in sich hatte. Sie war als Erfolgsmeldung formuliert: „Weltweit
agierendes Dopingnetzwerk zerschlagen“, heißt es darin.
Seit Monaten werde international ermittelt, heißt es in der
Pressemitteilung. Es gab neun Festnahmen. Der Deutsche Skiverband (DSV)
ließ schnell vermelden, dass das deutsche Team in Seefeld von der
Polizeiaktion nicht betroffen ist. Dennoch war schnell klar, dass die
Deutschen wie so oft bei dieser WM auch hier eine Hauptrolle spielen. Zwei
Männer aus Thüringen gehören zu den Festgenommenen.
Einer von ihnen, der Erfurter Mediziner Mark S., ist ein alter Bekannter in
der Dopingszene. Er war Teamarzt, als sich der deutsche Radsportler Stefan
Schumacher nach 2005 mit medizinischer Hilfe in die Weltelite katapultiert
hat, und wurde bald selbst wegen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz
angezeigt. Nun steht er im Verdacht, zusammen mit einem Komplizen Sportlern
beim Eigenblutdoping unter die Arme gegriffen zu haben.
Wie das abläuft und dass man sein Blut auch schon mal in einem flugs dafür
angemieteten Hotelzimmer in Autobahnnähe austauschen lässt, hat im Januar
der österreichische Langläufer Johannes Dürr in der ARD-Dokumentation
„Geheimsache Doping: Die Gier nach Gold“ ausführlich geschildert. Seine
Einlassungen führten zu den Ermittlungen, die in die Festnahmen mündeten.
## Österreichische Langläufer in Haft
In Tirol selbst standen am Mittwoch die österreichischen Langläufer Max
Hauke und Dominik Baldauf im Mittelpunkt des Interesses. Sie sind zwei der
fünf festgenommenen Sportler. Als die beiden bei dieser WM im Teamsprint
auf Platz sechs gekommen waren, rieben sich viele Beobachter noch
verwundert die Augen. Nun könnten die Ermittlungsbehörden eine Erklärung
für die Topplatzierung geliefert haben.
Im österreichischen Ski-Verband, der schon des Öfteren Ziel von
Antidopingermittlungen war – unter anderem während der Olympischen Spiele
2006 in Turin –, zeigten erste Äußerungen, dass man im Vonsichweisen von
Verantwortung durchaus geübt ist. „Wir bewachen sie nicht auf Schritt und
Tritt. Das sind freie Leute, sie haben genügend Freizeit, um so einen
Blödsinn zu machen“, wird Markus Gandler, der Sportdirektor des ÖSV, von
der österreichischen Nachrichtenagentur APA zitiert.
Wie spektakulär der Einsatz bei der Ski-WM für die ausführenden Beamten
gewesen sein muss, das bestätigte Dieter Csefan vom österreichischen
Bundeskriminalamt bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. „Uns ist es
gelungen, auch einen Sportler auf frischer Tat zu erleben“, sagte er.
Demnach ist ein Sportler mit Bluttransfusion im Arm erwischt worden. Um wen
es sich dabei handelt, wollte Csefan aber nicht sagen.
## 15 Kilometer Wahnsinn
Neben den zwei Österreichern sind die beiden Esten Andreas Veerpalu und
Karel Tammjärv und der Kasache Alexej Poltoranin nicht an den Start zum
Klassikrennen über 15 Kilometer am Nachmittag angetreten. Sie waren ebenso
verhindert wie Baldauf und Hauke. Mit Poltoranin ist übrigens ein absoluter
Spitzenläufer unter den Verdächtigen. Er hat schon zweimal Bronze bei
Skiweltmeisterschaften geholt und hat fünf Weltcuprennen gewonnen.
Weltmeister über 15 Kilometer wurde dann der Norweger Martin Johnsrud
Sundby. Der war schon mal positiv auf ein Asthmamittel getestet worden und
musste ein paar Monate gesperrt aussetzen. Zweiter wurde der Russe
Alexander Bessmertnych. Dessen Name tauchte bei den Untersuchungen zum
russischen Staatsdoping rund um die Spiele von Sotschi auf. Bei Olympia in
Pyeongchang 2018 durfte er deswegen nicht starten. Es war wirklich ein
bemerkenswerter Tag in Tirol.
27 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.seefeld2019.com/
[2] https://www.bundeskriminalamt.at/news.aspx?id=5168496159464B4C7078383D
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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