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# taz.de -- Klimaschutz bei Lkw: EU zieht Handbremse
> Laster sollen bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 30 Prozent reduzieren.
> Hersteller monieren, dass die Infrastruktur für E- oder
> Wasserstoff-Trucks fehlt.
Bild: Statt Trucker-Romantik endlich Grenzwerte
Berlin taz | Die Klimaschutzpolitik in der EU soll in Zukunft nicht mehr
vor den dicken Brummern Halt machen. Ab 2030 sollen die schweren Lkw, die
in der EU verkauft werden, 30 Prozent weniger CO2 ausstoßen als heute. Das
sieht eine Einigung zwischen dem Europäischen Rat und dem EU-Parlament vor,
die am frühen Dienstagmorgen nach einer Nachtsitzung gefunden wurde. Dem
Kompromiss müssen in den nächsten Tagen nun noch die Vertreter der
Mitgliedsstaaten und das Plenum des Parlaments zustimmen.
Mit der Regelung schließt Europa eine Lücke in seiner Klima- und
Industriepolitik. Denn anders als in den USA oder in Japan und anders als
bei Pkw können bisher Lkw so viel Sprit verbrauchen wie sie wollen. Das
Interesse der Spediteure, mit möglichst effizienten Motoren ihre Kosten zu
drücken, galt als ausreichender Anreiz. Das aber funktioniert nicht, es
wird mehr gefahren. Trotz sparsamerer Motoren stiegen die CO2-Emissionen
aus dem Güterverkehr in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamts
zwischen 1995 und 2017 um 20 Prozent.
Nun müssen die Hersteller ihre Trucks effizienter machen. 2022 soll geprüft
werden, ob die Industrie ihr Ziel erreicht. Und bereits 2025 sollen sie 15
Prozent sparen. „Das schaffen sie mit heutiger Technologie, etwa besseren
Motoren und Reifen“, sagt der Grüne Bas Eickhout, der als Berichterstatter
für das Parlament den Deal verhandelt hat. Die minus 30 Prozent in 2030
seien aber nur zu schaffen, wenn auch Laster auf die Straße kommen, die
elektrisch oder mit synthetischen Treibstoffen fahren.
Um dieses langfristige Ziel zu erreichen, müssten die Hersteller schon 2025
insgesamt 2 Prozent ihrer Wagen als „Niedrig- oder Nullemissionsfahrzeuge“
anbieten, so Eickhout. Das bringe die Lkw-Industrie dazu, diese Entwicklung
voranzutreiben. Bei Bussen sollen noch eigene Regeln gelten, weil dort ein
viel höherer Anteil möglich sei, hieß es. Schließlich kaufen gerade viele
Städte E-Busse, um Schadstoffe in der Luft zu reduzieren und Klimaziele zu
erreichen.
Die Lkw-Hersteller wiederum finden die neuen Klimaziele „höchst
anspruchsvoll“, denn ein Erfolg liege nicht nur an der Industrie, sondern
auch an der Politik. „Wir haben Bedenken, weil bisher jede öffentliche
Infrastruktur dafür fehlt“, erklärte der Dachverband der Autoindustrie
ACEA.
„Es gibt keine öffentliche Lade- oder Tankmöglichkeit für elektrische oder
Wasserstoff-Lkw“, heißt es in einer Erklärung. Selbst für Flüssiggas gebe
es zu wenige und zu weit verstreute Tankstellen in Europa. ACEA bemängelt
auch, dass andere Wege zur Verminderung der Emissionen wie der Einsatz von
Biotreibstoffen oder längere Lkw bis 2025 aufgeschoben wurden.
Bis zum Schluss hatten die Hersteller Druck gemacht, die Ziele weniger
scharf zu formulieren. Bei den EU-Staaten steht eine Koalition aus
Frankreich, Grobritannien, Niederlande und Schweden für ehrgeizigere Ziele,
Osteuropäische Länder wie Polen sträubten sich. Auch Deutschland und
Italien hätten auf der Bremse gestanden, hieß es.
Lob für den Kompromiss kam gestern von Grünen und Linken. Ingrid Remmers,
verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, sprach von
einem „Schritt in die richtige Richtung. In Deutschland werden mittlerweile
70 Prozent des Güterverkehrs mit Lastkraftwagen abgewickelt. Eine
Trendwende im Gütertransport ist zwingend nötig.“
19 Feb 2019
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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Schwerpunkt Klimawandel
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