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# taz.de -- Die Wahrheit: Gold schwimmt sogar auf dem Wasser
> Es leckt: Ständig versickert ein Drittel des irischen Wassers irgendwo im
> Erdreich. Die Manager von Irish Water haben jetzt ihre eigene Lösung
> entwickelt.
Bild: Ein Bewässerungkanal, der vom Nil abgeht
Freitag war Frühlingsanfang. Jedenfalls nach dem keltischen Kalender.
Imbolc, wie das Frühlingsfest heißt, liegt zwischen der Wintersonnenwende
und der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche. Leider hält sich das Wetter nicht an
den Kalender. Es ist saukalt, die Temperaturen liegen unter dem
Gefrierpunkt, obwohl die Insel eigentlich für ihr langweiliges Klima mit
vernachlässigenswerten Temperaturunterschieden im Lauf eines Jahres bekannt
ist.
Wenn es friert, gibt es kein Wasser. Wenn es zu lange nicht regnet, gibt es
auch kein Wasser. Und wenn es friert, aber nicht regnet, gibt es erst recht
kein Wasser. Jerry Grant, der Direktor des halbstaatlichen Unternehmens
Irish Water, sagte, unvorhergesehene Wetterbedingungen seien ein Problem,
besonders für die Hauptstadt. Wer kann auch ahnen, dass es im Winter
manchmal kalt wird?
Allein im Großraum Dublin liegen Rohre in einer Länge von 9.000 Kilometern.
Das ist mehr als die Entfernung der Insel nach Peking. Leider sind die
Rohre undicht, mehr als ein Drittel des Wassers versickert und kommt in den
Haushalten nicht an – täglich immerhin 658 Millionen Liter. Irish Water hat
aber keineswegs die Absicht, die aus viktorianischen Zeiten stammenden
Rohre zu flicken. Das würde die Wasserknappheit nicht beheben, so ein
Sprecher.
Stattdessen will man den Shannon in den Midlands anzapfen, den längsten
Fluss der keltischen Inseln, um von dort das Wasser ins 170 Kilometer
entfernte Dublin zu pumpen. Das Projekt kostet 1,3 Milliarden Euro. Dafür
können dann 330 Millionen Liter täglich in die Hauptstadt fließen. Komische
Rechnung: Man verliert täglich 658 Millionen Liter, gibt aber Milliarden
aus, um 330 Millionen Liter zu gewinnen?
## Cool fresh Irish Water
Ursprünglich ist Irish Water gegründet worden, um die Wassergebühren
einzutreiben. Davon hat man nach massiven Protesten Abstand genommen. Nun
widmet man sich dem eigentlichen Zweck des Unternehmens. Trotz steigender
Verluste hat sich Irish Water voriges Jahr Bonuszahlungen von insgesamt 3,2
Millionen Euro genehmigt. Die elf Manager kamen zudem in den Genuss einer
exklusiven Krankenversicherung sowie von Zuschüssen für ihre Autos.
Außerdem hat man mehr als 20.000 Euro für Fitnesstrainer ausgegeben, die
die Angestellten in der richtigen Benutzung der 45.000 Euro teuren Geräte
unterweisen. Warum auch nicht? Wenn man schon seine Aufgaben als
öffentlicher Versorgungsbetrieb nicht erfüllt, muss man die Angestellten
wenigstens beschäftigen, sonst geben sie sich dem Alkohol hin.
Man hat ihnen auch Computer spendiert, mit denen sie eine wunderschöne
Grafik produziert haben. Darauf ist der Shannon zu sehen, und von dem führt
eine gelbe Linie nach Dublin. Das ist die geplante Wasserleitung. Die
Grafik ist wirklich sehr anschaulich. Den Zusatzbonus haben sich die
Manager redlich verdient.
4 Feb 2019
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Irish Water
Wassermangel
Dublin
Lesestück Recherche und Reportage
Salz
Photoshop
Schwerpunkt Brexit
Alkohol
Irland
Irland
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