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# taz.de -- EU-Untersuchung zum Flugverkehr: Mehr Flüge, Krach und Emissionen
> Flugzeuge sind sparsamer und leiser geworden. Der europäische Luftverkehr
> belastet die Umwelt aber immer stärker. Das zeigen neue Daten.
Bild: Düstere Prognose fürs Klima: Flugzeuge werden effizienter, die Emission…
Berlin taz | Trotz aller Warnungen vor dem Klimawandel werden der
Flugverkehr und sein Treibhausgasausstoß in den kommenden Jahrzehnten in
Europa stark zunehmen. Besonders würden dazu geplante kommerzielle
Überschallflugzeuge beitragen. Das zeigen zwei nun veröffentlichte Studien.
Die Zahl der Flüge werde bis 2040 innerhalb der EU um 42 Prozent, die
Emissionen von Kohlendioxid und Stickoxid um mindestens 21 Prozent
beziehungsweise 16 Prozent steigen, [1][heißt es im Europäischen
Umweltbericht zur Luftfahrt]. Den Report haben die Europäische Agentur für
Flugsicherheit, die Europäische Umweltagentur und die Europäische
Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (Eurocontrol) veröffentlicht.
Der Luftverkehr trägt erheblich zur Erderwärmung bei. Dem Bericht zufolge
war er im Jahr 2016 für 13,4 Prozent des Ausstoßes im Verkehrssektor und
für 3,6 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der 28 EU-Staaten
verantwortlich.
Dennoch ist die Zahl der zurückgelegten Flugkilometer von 2014 bis 2017 um
20 Prozent auf 1,6 Milliarden Kilometer gestiegen. Die
Kohlendioxid-Emissionen erhöhten sich im gleichen Zeitraum um 10 Prozent
auf 163 Millionen Tonnen, der Stickoxid-Ausstoß um 12 Prozent auf 839
Tausend Tonnen.
## Steigende Emissionen trotz Effizienzgewinnen
Zwar sind die Flugzeuge sparsamer geworden: Der durchschnittliche
Treibstoffverbrauch sank um 8 Prozent auf 3,4 Liter Kraftstoff pro 100
Passagierkilometer. Doch diese Effizienzgewinne werden durch das wachsende
Verkehrsvolumen zunichtegemacht.
Noch schlimmer könnte es kommen, wenn die Überschallflugzeuge in Betrieb
gehen, die zurzeit von US-Firmen mit Unterstützung der Regierung in
Washington entwickelt werden. [2][Eine am Mittwoch veröffentlichte Studie
der Organisation ICCT schätzt]: Wenn 2.000 dieser Modelle im Jahr 2035 im
Einsatz sind, wird diese Flotte jährlich schätzungsweise 96 Millionen
Tonnen Kohlendioxid ausstoßen. Das entspricht mehr als 10 Prozent der
gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland.
Falls eine solche Flotte mindestens 25 Jahre in Betrieb wäre, würden diese
Flugzeuge laut ICCT insgesamt 1,6 bis 2,4 Gigatonnen Kohlendioxid
emittieren. Das entspricht etwa einem Fünftel des Kohlenstoffbudgets für
den internationalen Luftverkehr, das vertretbar wäre, wenn man die globale
Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen will.
## Effizienz bringt Klimaziel nicht näher
Die neuen Flugzeuge würden laut Studie auch große Teile der Welt –
inklusive Deutschland – durch zusätzlichen Lärm belasten: Sie verursachen
ständig einen Knall, wenn sie schneller als der Schall fliegen. In den am
stärksten betroffenen Regionen gäbe es zwischen 150 und 200 Knalle täglich,
bei einem 16-stündigen Flugtag wäre das ein Knall alle 5 Minuten, so die
Experten.
Dabei wuchs die Zahl der von Fluglärm betroffenen Menschen schon von 2014
bis 2017 um 14 Prozent auf 2,58 Millionen, wie aus dem Bericht der
Flugverkehrsbehörden hervorgeht. Diese forderten, dass die Branche bis 2050
„uneingeschränkt“ investieren müsse, um den Luftverkehr zu dekarbonisieren
und die von der EU angestrebten Netto-null-Emissionen zu erreichen.
„Es gibt keine technische Lösung“, sagte Bill Hemmings, Leiter der
Umweltorganisation Transport & Environment, der taz. „In den letzten
sechzig Jahren sind die Düsentriebwerke immer effizienter geworden, aber
weitere Effizienzgewinne werden aufgrund physikalischer Grenzen sehr viel
schwieriger.“ Gleichzeitig steige der Verkehr und somit auch die
Emissionen. „Dieses Rennen kann man nicht gewinnen, indem man in Effizienz
investiert.“
## Kostenvorteile für den Flugverkehr
Arne Fellermann, Verkehrsexperte der Umweltschutzorganisation BUND,
verlangte, die Gesetze für die Branche zu ändern. Es gebe noch immer einen
ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil für den Flugverkehr gegenüber anderen
Verkehrsträgern. Bei Flügen würde beispielsweise keine Kraftstoffsteuer wie
für Autofahrer*innen anfallen. „Das ist ein riesiger Kostenvorteil – und
das merkt man auch an den Ticketpreisen der Billigflieger“, so Fellermann.
Der Mobilitätsforscher Andreas Knie hatte [3][am Samstag im Interview der
Neuen Osnabrücker Zeitung] vorgeschlagen, innerdeutsche Flüge aufgrund
ihrer klimaschädlichen Wirkung zu verbieten. „Inlandsflüge kann man
wirklich ersetzen, weil wir die Möglichkeit haben, stattdessen einen viel
effizienteren und klimaschonenden Verkehrsträger wie die Bahn zu nutzen“,
sagt dazu BUND-Experte Fellermann. Allerdings müsse dafür auch in die Bahn
investiert werden.
31 Jan 2019
## LINKS
[1] https://www.easa.europa.eu/eaer/system/files/usr_uploaded/219473_EAER_EXECU…
[2] https://www.theicct.org/sites/default/files/publications/Supersonic_Impact_…
[3] https://www.noz.de/deutschland-welt/wirtschaft/artikel/1637446/mobilitaetsf…
## AUTOREN
Sinan Recber
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Verkehrspolitik
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