| # taz.de -- Prekäre Beschäftigung: Mehr sachgrundlose Befristungen | |
| > Die Bundesregierung will befristete Jobs zurückdrängen. Die Praxis in der | |
| > staatlichen GIZ sieht anders aus, wie eine Grünen-Anfrage zeigt. | |
| Bild: Der Chef der GIZ-Prekären: Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) | |
| Berlin taz | Bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) | |
| hat die Zahl der [1][Stellen mit sachgrundlosen Befristungen] deutlich | |
| zugenommen. Dies geht aus einer Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen | |
| hervor. Bei der staatlichen Entwicklungsorganisation waren 2013 noch 1.189 | |
| Mitarbeiter sachgrundlos befristet, 2018 waren es schon 1.735. Zwar hat | |
| auch die Gesamtzahl der GIZ-Beschäftigten zugenommen, die Steigerung derer | |
| mit sachgrundlosen Befristungen ist aber überproportional. | |
| Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, | |
| sachgrundlose Befristungen zum Ausnahmefall zu machen. In Betrieben mit | |
| mehr als 75 Beschäftigten sollen höchstens noch 2,5 Prozent der | |
| Beschäftigten ohne einen Sachgrund wie eine Elternzeitvertretung angestellt | |
| sein dürfen. Noch ist das Gesetz aber nicht beschlossen. Auch | |
| Bundesbehörden und staatliche Organisationen stehen immer wieder in der | |
| Kritik, weil sie sachgrundlos befristen. Bei der GIZ waren im September | |
| 2018 rund 26,5 Prozent der Beschäftigten im Inland sachgrundlos | |
| beschäftigt. | |
| „Das ist nicht akzeptabel“, kommentierte die arbeitsmarktpolitische | |
| Sprecherin der Grünen, Beate Müller-Gemmeke, die Zahlen der GIZ. „Die GIZ | |
| ist immerhin in hundertprozentigem Bundesbesitz und hat Vorbildfunktion.“ | |
| Die Bundesregierung begründete in ihrer Antwort auf die Grünen-Anfrage die | |
| Befristungen damit, dass sie der GIZ erlaubten, „flexibel und | |
| wirtschaftlich auf Anforderungen ihrer Auftraggeber reagieren zu können“. | |
| Müller-Gemmeke hält dies für einen Fall von „Doppelmoral“: „Die GIZ | |
| befristet ihre Beschäftigten ohne sachlichen Grund, während die | |
| Bundesregierung genau diese Befristungspraxis gesetzlich zurückdrängen | |
| möchte. Das passt überhaupt nicht zusammen.“ | |
| 17 Jan 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Martin Reeh | |
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