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# taz.de -- Rüstungsexporte aus Deutschland: Weniger Waffen für die Welt
> Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich weniger Waffen verkauft. Das
> geht auch auf den Lieferstopp nach Saudi-Arabien zurück.
Bild: Ein Patrouillenboot aus Wolgast im Hafen von Mukran, Saudi-Arabien
Berlin dpa | Die Bundesregierung hat 2018 fast ein Viertel weniger
Rüstungsexporte genehmigt als im Vorjahr. Der Gesamtwert brach um 22,7
Prozent ein: von 6,242 Milliarden Euro auf 4,824 Milliarden Euro. Bei den
besonders umstrittenen Lieferungen an Staaten außerhalb der Europäischen
Union und der Nato betrug der Rückgang sogar knapp ein Drittel (32,8
Prozent). Das geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine
Anfrage des Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour hervor, die der deutschen
Nachrichtenagentur dpa vorliegt.
Die deutsche Rüstungsindustrie muss damit das dritte Jahr in Folge eine
Abnahme der Ausfuhrgenehmigungen hinnehmen. Ein Wachstum gab es zuletzt
2015, damals auf einen Rekordwert von 7,86 Milliarden Euro. Seitdem gehen
die Ausfuhren und die damit verbundenen Einnahmen zurück.
Der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie
(BDSV) hatte den Trend bereits im Dezember zumindest zum Teil auf die
„unvorhersehbare“ und für Kunden und Partnerländer „durch überraschende
Wendungen oft nicht nachvollziehbare“ Rüstungsexportpolitik der
Bundesregierung zurückgeführt.
Die deutsche Genehmigungspraxis ist deutlich zurückhaltender als die der
wichtigsten Bündnispartner USA, Frankreich und Großbritannien. So hatte die
Bundesregierung als Reaktion auf die Affäre um die Tötung des
regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi alle
Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien gestoppt – auch die bereits genehmigten.
Kein anderer großer Waffenexporteur in EU oder Nato folgte dem Beispiel.
Trotz des im November [1][verhängten Exportstopps] zählte Saudi-Arabien
2018 [2][immer noch zu den besten Kunden] der deutschen Rüstungsindustrie
mit Exportgenehmigungen im Wert von 416 Millionen Euro. Eigentlich hatte
die Bundesregierung auf Drängen der SPD schon im März im Koalitionsvertrag
beschlossen, keine Rüstungsgüter mehr an Länder zu liefern, die
„unmittelbar“ am Jemen-Krieg beteiligt sind. Saudi-Arabien führt eine
Kriegsallianz von neun Ländern an, die im Jemen gegen die vom Iran
unterstützten Huthi-Rebellen kämpft. Der Koalitionsvertrag ließ aber
Hintertüren für bereits vorgenehmigte Exporte offen. Diese wurden erst mit
der Khashoggi-Affäre geschlossen. Die Industrie erwägt deswegen
Schadenersatzforderungen.
## Exporte in autoritäre Staaten
Auch für Algerien und Pakistan wurden 2018 Exportgenehmigungen im
dreistelligen Millionenbereich erteilt. Insgesamt betrafen immer noch mehr
als die Hälfte der Bewilligungen (52 Prozent) sogenannte Drittländer
außerhalb von EU und Nato. Das ist allerdings der niedrigste Anteil seit
2011.
Zu den Drittländern gehören eine ganze Reihe autoritärer Staaten, denen
Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt werden. Besonders die Exporte in
diese Länder werden von der Linken und den Grünen scharf kritisiert. Die
Grünen hatten die restriktiven Richtlinien für deutsche Rüstungsexporte vor
knapp 20 Jahren zusammen mit der SPD in der rot-grünen Regierung von
Kanzler Gerhard Schröder (SPD) beschlossen. Alle Folgeregierungen – auch
die aus Union und FDP – haben sich daran gehalten. Die Linke würde
Rüstungsexporte am liebsten ganz verbieten.
17 Jan 2019
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