# taz.de -- Fernsehfilm-Zweiteiler „Bier Royal“: Mit Bier wird vieles leich… | |
> In „Bier Royal“ streitet sich eine Familie um eine traditionsreiche | |
> Brauerei. Es war höchste Zeit für einen Mehrteiler über München und Bier. | |
Bild: Es ist beinahe schade, dass es eine Komödie geworden ist. Die hat schon … | |
Ein helles Bier, nicht zum Genuss, [1][eher zum Saufen]. Premiumimmobilien | |
mitten in München. Der Tod des Brauimperators. Ein Erbstreit über ein | |
gefälschtes Testament. Ein Pfarrer, der leicht zu erpressen ist. Nun ja, er | |
leitet einen Kinderchor. Ein verzogener Sprössling, der sich für einen | |
Vampir hält und im Sarg schläft. Ein minderbegabter Manager, der sich | |
weniger für Bier als für seine Nazi-Devotionalien interessiert. | |
Die Witwe des Imperators als Flitscherl, die mit diesem schon geschlafen | |
hat, als dessen erste Frau noch gelebt hat und die sich mit der | |
Bürgermeisterin und einer Immobilienentwicklerin in der Spinninggruppe | |
eines Fitnessstudios („Servus Gisela!“) über die Zukunft der Stadt | |
unterhält. Brautradition versus Craftbier und Schweinshax’n versus vegane | |
Kost. Und eine Reporterin, die ihrem dahinsiechendem Printmedium mit | |
Geschichten aus dem Innenleben des Brauereiwesens für ein paar Tage das | |
Überleben sichert. „Bier Royal“ heißt die Artikelserie, an der sie | |
schreibt. „Bier Royal“ heißt auch der Zweiteiler im ZDF. „Bier Royal“,… | |
klingt doch wie…“, sagt die Reporterin zu ihrem Chef. „Genau“, sagt der. | |
Mit Bier wird vieles leichter. In München zumal. Ein Münchner, der sich | |
versehentlich mal die Frage stellt, was er eigentlich machen soll, wenn | |
sein Mietvertrag gekündigt wird, ob er sich je wieder eine Wohnung in | |
München wird leisten können, der ist gut beraten sich erst mal einen | |
Vollrausch zuzulegen. Vielleicht sollte er dann auf das Etikett der Flasche | |
schauen. | |
Gut möglich, dass es die Brauerei, die das Grundstück, auf dem er so lange | |
gewohnt hat, neu entwickelt. Ein Gutteil der Stadt gehört den Brauereien | |
und Großgastronomen in der Stadt. Oder es wird eben vertickt an jemanden, | |
der im Zuge der Aufwertung der Gegend 1,5-Zimmer-Wohnungen mit 40 | |
Quadratmetern für eine halbe Million Euro verkauft. Auf dem ehemaligen | |
Areal der Paulaner-Brauerei im Stadtteil Au ist es so gekommen. | |
## Der Himmel ist nicht immer weiß-blau | |
Wer sich nun fragt, wer das so ist, der diese Geschäfte rund um Grund und | |
Bier macht, wird auf alte Familiendynastien stoßen, die es verstehen, mit | |
ihrer Lederhose auf dem Oktoberfest durchaus volksnah zu erscheinen. Und wo | |
stirbt einer, der es sich leisten kann, mal eben so in der Münchner | |
Innenstadt eine so genannte Premiumimmobilie zu kaufen? Klar, beim | |
Heliskiing in Kanada. | |
Jannik Inselkammer, der Biergott habe ihn selig, ist so ums Leben gekommen | |
und die Leute haben nicht schlecht gestaunt, als im Zuge der | |
Berichterstattung über seinen Tod bekannt geworden ist, wie viele Anteile | |
an Brauereien ihm gehörten. Ja, es war höchste Zeit für einen Mehrteiler | |
über München und Bier. | |
Es ist beinahe schade, dass es eine Komödie geworden ist. Die hat schon | |
auch ihre Höhepunkte. Gisela Schneeberger ([2][„Fast wie im richtigen | |
Leben“,] „Monaco Franze“) kann als Witwe so gemein sein, dass es eine wah… | |
Freude ist. Leider wird das Ding dann doch zu albern. Dabei hat die Serie | |
so schöne Ansätze. Denn siehe da! In einer Serie, die in der Münchner | |
Brau-Schickeria spielt, ist der Himmel nicht immer weiß-blau, die Stadt | |
nicht immer wunderschön und manchmal richtig hässlich. Man möchte nicht | |
wissen, wie ein Immobilienentwickler, der im Auftrag einer Brauerei | |
arbeitet, diese Bilder ansieht. Prost! | |
28 Jan 2019 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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