| # taz.de -- Kommentar Strategie für Ostdeutschland: Fünf Minuten vor der Angst | |
| > CDU und SPD versprechen eine Entwicklungspolitik für den Osten. Die kommt | |
| > etwa 30 Jahre zu spät. Aufgeben ist dennoch die schlechteste Option. | |
| Bild: Gute Infrastruktur? Vielleicht. Aber Jobs sind in Brandenburg zum Teil ni… | |
| Die „Zeit für eine Politik nach Himmelsrichtungen“ sei „abgelaufen“, | |
| schreibt die CDU in ihrem [1][Strategiepapier für Ostdeutschland]. Das ist | |
| insofern lustig, als die CDU und ihre Koalitionspartnerin SPD nun exakt | |
| dies versprechen: Entwicklungspolitik für den Osten. Beide haben Konzepte | |
| vorgelegt, wie sie zwischen Suhl und Sassnitz strukturelle Nachteile | |
| ausgleichen und gekränkte Gefühle heilen wollen. Von Netzausbau über die | |
| Grundrente bis zu einem deutsch-deutschen Begegnungszentrum ist alles | |
| dabei. | |
| Man kann das doof finden und angstgetrieben. Schließlich zeigt ja schon ein | |
| kurzer Blick auf die Umfragen zu den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen | |
| und Brandenburg, was das Problem der beiden Parteien ist: Die AfD ist vor | |
| allem der CDU dicht auf den Fersen. Aber nichts zu tun und ganze | |
| Landstriche den RechtspopulistInnen zu überlassen ist auch keine Option. | |
| Aufgeben ist die denkbar schlechteste Option. | |
| Berechtigt ist jedoch die Frage, warum die Parteien erst jetzt, fünf | |
| Minuten vor der Angst, mit strukturellen Maßnahmen um die Ecke kommen. | |
| Hinter diesem wiedervereinigten Deutschland liegen [2][drei Jahrzehnte], in | |
| denen man offenbar meinte, es reiche doch, den Ostdeutschen zu sagen, wie | |
| froh sie sein dürften, aus der Diktatur befreit worden zu sein. Dass sie | |
| selbst es waren, die sich befreit hatten, wurde schon mal übersehen. | |
| Ebenso, dass die ganze schöne Freiheit nicht geschätzt wird, wenn der Staat | |
| signalisiert, dass er selber nicht an eine Zukunft glaubt und sich schon | |
| mal vorsorglich zurückzieht. | |
| Ja, es gibt sie, die durchsanierten Städtchen und tipptopp ausgebauten | |
| Straßen. Aber es sind Straßen, auf denen kaum jemand fährt. Wohin auch? | |
| Eher nicht zu Produktionsstandorten, Hochschulen, [3][mittelständischen | |
| Unternehmen] und gut ausgestatteten Kommunen. Klar ist, es reicht ganz | |
| offensichtlich nicht, Marktwirtschaft als Konzept zu verstehen, das auf die | |
| Kraft des Einzelnen setzt, wenn dieser Einzelne mit vierzig Jahren | |
| Verspätung Mitglied der Familie wird. Gut möglich, dass es jetzt | |
| tatsächlich zu spät ist. | |
| 28 Jan 2019 | |
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| Anja Maier | |
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