# taz.de -- Proteste gegen Honduras' Regierung: „JOH, verschwinde!“ | |
> Tausende Menschen protestieren gegen den durch Betrug an die Macht | |
> gekommenen Präsidenten Hernández. Internationale Unterstützung bleibt | |
> aus. | |
Bild: Es brennt in Honduras: Ein Mann protestiert gegen die amtierende Regierung | |
HONDURAS taz | Etliche Tausende Menschen haben am Sonntag [1][in Honduras | |
gegen die amtierende Regierung] protestiert. Das Bündnis „Bürgeraktion | |
gegen die Diktatur“ hatte aufgerufen, und landesweit gingen Tausende mit | |
Schildern auf die Straße, auf denen „Fuera JOH“ zu lesen war, „JOH | |
verschwinde!“. JOH sind die Initialen des Präsidenten Juan Orlando | |
Hernández. In mehreren Stadtteilen der Hauptstadt Tegucigalpa gingen | |
Polizeieinheiten mit Tränengas gegen die Demonstrationszüge vor, Autoreifen | |
gingen in Flammen auf, Barrikaden wurden errichtet. | |
Zu den Demonstrierenden gehörte auch Manuel Zelaya. [2][Der ehemalige | |
Präsident von Honduras] (2006–2009) ist gemeinsam mit seiner Frau Xiomara | |
Castro Zelaya das Gesicht der größten Oppositionspartei Libre, die der | |
Regierung nicht nur Wahlbetrug vorwirft, sondern auch die Verletzung der | |
Verfassung. Die verbietet die Wiederwahl des Präsidenten, doch darüber | |
hatte sich die Regierung von Juan Orlando Hernández dank einer umstrittenen | |
Entscheidung des Obersten Gerichtshofes im Herbst 2017 hinweggesetzt. | |
[3][Bei den Wahlen im November 2017 gab es dann zahlreiche | |
Unregelmäßigkeiten], obendrein fiel bei der Auszählung der Stimmen das | |
Computersystem aus. Als es wieder lief hatte Oppositionskandidat Salvador | |
Nasralla an Stimmen verloren. Gute Gründe, weshalb die Parteienallianz | |
Bürgeraktion gegen die Diktatur den am 27. Januar 2018 vereidigten | |
Präsidenten und seine Regierung nicht anerkennt. | |
„Das Volk braucht eine gerechte Regierung, keine Diktatur“, erklärte Manuel | |
Zelaya am Sonntag gegenüber Medienvertretern. Zelaya selbst war am 28. Juli | |
2009 mit Billigung der USA aus dem Amt geputscht worden – er stand für | |
soziale Reformen und eine Verfassungsreform, die nicht im Interesse der | |
herrschenden Eliten lag. | |
## Familie des Präsidenten in Korruptionsfälle verwickelt | |
So erklärt es Joaquín A. Mejía, Jurist und Experte des jesuitischen | |
Forschungszentrums ERIC: „In Honduras funktioniert der Staat allein im | |
Interesse der Elite. Die amtierende Regierung ist weder demokratisch | |
legitimiert noch gibt es eine Unabhängigkeit der Justiz.“ Letzteres belegen | |
auch internationale Studien. Und die Menschenrechtskommission der | |
Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) attestierte Honduras 2018 eine | |
„strukturelle Straflosigkeit“. | |
Daran hat auch die von der OAS und der honduranischen Regierung nach | |
massiven Protesten im Jahr 2015 eingeführte „Mission gegen die | |
Straflosigkeit“ (MACCIH) kaum etwas ändern können. Ein zu geringer Etat und | |
ein Netzwerk von korrupten Parlamentariern führten dazu, dass der | |
peruanische Maccih-Direktor Juan Jiménez Mayor im Februar 2018 aufgab. | |
Der Verdacht, dass auch die Familie des Präsidenten in Korruption und | |
Drogenschmuggel involviert ist, erhielten zudem mit der Verhaftung des | |
Bruders des Präsidenten, Juan Antonio Hernández, am 23. November 2018 in | |
Miami neue Nahrung. | |
## Angriffe auf Andersdenkende | |
Für die Regierung in der Hauptstadt Tegucigalpa hat das bisher kaum | |
spürbare Folgen gehabt. Sie wird vor allem von den USA, aber auch aus | |
Europa unterstützt, hat massiv in die Aufrüstung von Polizei und Militär | |
investiert und setzt auf Repression, so die Journalistin und | |
Menschenrechtsaktivistin Dina Meza. Im Zuge der Proteste am Sonntag wurde | |
nach ihren Angaben auch der kritische Journalist Jairo López festgenommen. | |
Angriffe auf Andersdenkende gehören in Honduras zum Alltag, betont Joaquín | |
A. Mejía. „Im Verhältnis zur Bevölkerung ist Honduras das gefährlichste | |
Land der Welt für Menschenrechtsakivisten“, so der Analyst. | |
28 Jan 2019 | |
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## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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