Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Siegeszug der Wasserpfeife: Viel Geblubber
> Immer wieder gibt es Razzien, Gäste müssen vergiftet ins Krankenhaus.
> Dabei stehen Shisha-Bars für etwas Wichtiges: Verlangsamung.
Bild: Glimmende Kohle: In einer Bar in der Wandsbeker Chaussee, einem Hotspot d…
Hamburg taz | Der [1][Siegeszug der Shisha] in den deutschen Metropolen hat
etwas Paradoxes. Während sich die Schlagzahl des Lebens erhöht und die
Vereinzelung zunimmt, zwingt die Shisha zur Verlangsamung, legt sie
Geselligkeit, das Teilen mit mehreren Leuten nahe.
Eine Zigarette passt zum Takt der Moderne. Sie ist mindestens so sehr
Sucht- wie Genussmittel. Sie sorgt für die Fünf-Minuten-Pause, die Arbeiter
und Angestellte ohnehin mal einlegen sollten und garantiert, dass sie nicht
länger ist. Mit einer hastig gerauchten Zigarette bekämpft man seine
Nervosität. Bei einem Shisha-Raucher kommt Nervosität erst gar nicht auf.
Die Shisha stammt aus einer Epoche und aus einer [2][Kultur], wo die Zeit
ein langer ruhiger Fluss war und die Behörden einen eher losen, wenn auch
im Ernstfall umso schärferen Zugriff auf den Einzelnen hatten. Hier und
heute stehen die Bars unter verschärfter behördlicher und medialer
Aufsicht.
## Ziel regelmäßiger Razzien
Die Lokale sind Ziel regelmäßiger Razzien, bei denen der Zoll gerne
gemeinsam mit der Polizei, dem Gewerbeaufsichtsamt und sogar der Feuerwehr
anrückt, wie etwa am [3][11. Januar in Oldenburg und Cuxhaven]. Die Beamten
fanden Verdachtsmomente für Schwarzarbeit und das Vorenthalten des
gesetzlichen Mindestlohns. Außerdem sammelten sie kiloweise unversteuerten
Tabak ein.
Laut Hauptzollamt Braunschweig, das am Montag bei zwei Razzien in
[4][Shisha-Bars in Wolfsburg und Hildesheim] fast 280 Kilogramm
unversteuerten Pfeifentabak sicherstellte, gibt es „steuerrechtlich kaum
eine Möglichkeit, diese Lokale legal zu betreiben“. Das liege daran, dass
Tabak in Deutschland nur in verschlossenen Packungen mit Steuermarke, aber
nicht in Einzelportionen verkauft werden dürfe. Außerdem falle bei jedem
Mischen des Tabaks mit Feuchtigkeitsmitteln und Aroma die Steuer neu an.
Auf Nachfrage der FDP-Fraktion im Bundestag bestritt die Bundesregierung,
dass es hier ein Problem gibt. Shisha-Tabak gebe es bereits in legalen
Verpackungen ab 15 Gramm. Das gelte auch für aromatisierte Sorten. Auf der
Website [5][shisha-forum.de] werden fünf bis 25 Gramm, meist aber um zehn
Gramm, als Menge für einen Pfeifenkopf angegeben.
## Vergiftungen durch Kohlenmonixid
Für Aufsehen sorgten die wiederkehrenden Fälle von
Kohlenmonoxidvergiftungen in Shisha-Bars. Allein in die Hamburger
Krankenhäuser wurden 2017 nach Auskunft des Senats [6][25 Patienten mit
Verdacht auf Kohlenmonoxidvergiftung] eingeliefert. Das Gas entsteht, weil
der Shisha-Tabak auf Kohlen verbrannt wird. Es blockiert den
Sauerstoff-Transport im Blut, weshalb die Patienten mit Sauerstoff
druckbetankt werden müssen.
Für die deutschen Tabakbauern dagegen ist der Shisha-Boom ein Segen. „Um 15
bis 20 Prozent pro Jahr wächst der Shisha-Markt“, sagte der Präsident des
Bundesverbandes der deutschen Tabakpflanzer, Hubert Bleile, vergangenen
November gegenüber der [7][Stuttgarter Zeitung]. Der deutsche Tabak werde
zu 96 Prozent zu Shisha-Tabak verarbeitet.
Den ganzen Schwerpunkt zu Shisha-Bar-Hotspots und was Gerhard Schröder
damit zu tun hat finden Sie in der taz am Wochenende: am Kiosk oder
[8][hier].
18 Jan 2019
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/inland/drogen-e-zigaretten-101.html
[2] https://www.dw.com/de/der-siegeszug-der-shisha/a-1079166
[3] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/121225/4166094
[4] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/2…
[5] http://www.shisha-forum.de/allgemeines-zu-wasserpfeifentabak/105950-wieviel…
[6] http://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/62325/welche_regelungen_sol…
[7] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.anbau-von-sisha-tabak-in-suedbade…
[8] /e-kiosk/!114771/
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Subkultur
Einwanderung
Rauchen
Rauchen
Rauchen
Trans-Community
Rauchen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verbot von Aroma-Tabak in Tabakerhitzern: Macht krank, schmeckt wie Obstsalat
Aromatisierter Tabak ist künftig in Tabakerhitzern verboten. Der
Drogenbeauftragte sieht aber weiteren Handlungsbedarf, um Jugendliche zu
schützen.
Im Dunst der Wasserpfeifen: Unter Männern
Hamburg will die Vorschriften für Shisha-Bars verschärfen – offiziell geht
es um die Gesundheit der Gäste. Wir haben uns vor Ort umgesehen.
Kolumne Lost in Trans*lation: Feiern im Women-Only-Club
Im „Maxat“ in Berlin-Wedding feiern und arbeiten nur Frauen. Die Handtasche
muss hier also nicht zur Abwehr nerviger Männer herhalten.
Shisha-Urteil in Münster: Früchte rauchen bleibt erlaubt
Das Nichtraucherschutzgesetz in NRW ist hart. Selbst einem Shisha-Café
drohte ein Bußgeld. Die Besitzerin klagte - und bekam jetzt Recht.
Schischa-Bars und Rauchverbot: Hoffen, dass keiner kontrolliert
Viele Schischa-Bars haben keinen "abgrenzbaren Raucherraum" - und Chillen
bei Wasserpfeife ist vor der Tür nun mal unmöglich. Die Wirte hoffen, dass
die Kontrolleure wegschauen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.