# taz.de -- Neue Regierung in Schweden: Eine Ampel gegen rechts | |
> Stefan Löfven ist neuer Ministerpräsident Schwedens. Seine rot-grüne | |
> Minderheitsregierung eint die Abneigung gegen die Schwedendemokraten. | |
Bild: Stefan Löfven, neuer Ministerpräsident Schwedens, nach der Wahl am Frei… | |
Stockholm taz | Mehr als vier Monate nach der Parlamentswahl hat Schweden | |
eine neue Regierung bekommen. Am Freitag wählte der Reichstag in Stockholm | |
den sozialdemokratischen Parteivorsitzenden Stefan Löfven mit 115 | |
Ja-Stimmen und 77 Enthaltungen zum neuen Ministerpräsidenten. Löfven will | |
am Montag das Programm und das Kabinett seiner Koalitionsregierung aus | |
Sozialdemokraten und grüner Miljöpartiet vorstellen. Eine solche hat | |
Schweden bereits in den letzten vier Jahren regiert. | |
Löfvens Regierung wird erneut eine Minderheitsregierung sein. Bislang | |
konnte sich Rot-Grün vor allem auf die Stimmen der Linkspartei stützen. | |
Weil diese Konstellation nach der Wahl im Herbst keine Mehrheit im | |
Reichstag mehr hat, brauchte Löfven eine breitere parlamentarische | |
Grundlage. Zwei liberale Parteien wollten zwar nicht in seine Regierung | |
eintreten, handelten mit ihm aber ein „sachpolitisches Übereinkommen“ aus. | |
Das hauptsächliche Motiv dafür, dass die Liberalen und die liberale | |
Zentrumspartei dafür ihre bisherige Allianz mit den Konservativen | |
aufkündigten, war der Wunsch, jeglichen Einfluss der [1][rechtsextremen | |
Schwedendemokraten] auf eine Regierung zu blockieren. Abgesehen von | |
Neuwahlen, die vermutlich in etwa das [2][gleiche Ergebnis wie die Wahl am | |
9. September] gebracht hätten, wäre die einzige Alternative eine | |
Rechtskoalition gewesen. Sie wäre für alle politischen Entscheidungen von | |
den Schwedendemokraten – mit 17,6 Prozent drittstärkste Partei hinter | |
Sozialdemokraten und Konservativen – abhängig gewesen. | |
Konservative und Christdemokraten wären dazu bereit gewesen, nicht aber die | |
beiden liberalen Parteien. Eines ihrer Wahlversprechen war gewesen, den aus | |
der Neonaziszene stammenden und in weiten Teilen rassistischen | |
Schwedendemokraten keinerlei direkten Regierungseinfluss einzuräumen. | |
## „Schwierige Legislaturperiode“ steht bevor | |
Die jetzige Regierung ist damit auch eine Art | |
Anti-Schwedendemokraten-Regierung. „Unsere Parteien haben unterschiedliche | |
ideologische Ausgangspunkte. Sie vereint aber die Verteidigung der | |
Grundlagen der liberalen Demokratie“, heißt es in dem zwischen den | |
rot-grünen und liberalen Parteien geschlossenen Abkommen. Dazu gehöre unter | |
anderem ein starker Rechtsstaat, ein unerschütterlicher Schutz der | |
Freiheits- und Menschenrechte jedes Einzelnen, Widerstand gegen | |
Fremdenfeindlichkeit und ein Eintreten für unabhängige, freie Medien. | |
Nach seiner Wahl griff der neue Regierungschef diesen Faden auf und sprach | |
von seiner Regierung als „gemeinsamem Projekt für eine offene | |
Gesellschaft“. Auch wenn eine „schwierige Legislaturperiode“ bevorstehe, | |
sei Schweden der größte Gewinner, betonte Löfven: „Wir haben eine | |
handlungsfähige Regierung, die nicht auf den Schwedendemokraten beruht.“ | |
Deren Vorsitzender Jimmie Åkesson sprach dagegen davon, dass seine Partei | |
künftig die „starke, dominierende Kraft“ in dem „konservativen Block“ … | |
werde. „Die Schlacht um die Regierungsmacht ist vorüber“, kommentiert die | |
Tageszeitung Aftonbladet: „Aber der Kampf, den rechtspopulistischen | |
Vormarsch zu stoppen, hat erst begonnen.“ | |
18 Jan 2019 | |
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## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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