# taz.de -- Wirtschaftliche Folgen eines harten Brexit: Nebel über dem Ärmelk… | |
> Ein No-Deal würde für deutsche Firmen Milliardenzahlungen an Zöllen | |
> bedeuten. EU-Beschäftigte müssten um ihre Absicherung fürchten. | |
Bild: Im Falle eines harten Brexit würde die EU Großbritannien wie einen Drit… | |
Der ungeregelter Brexit würde deutsche Firmen und SteuerzahlerInnen | |
Milliarden Euro kosten. Für Beschäftigte aus der Europäischen Union in | |
Großbritannien wäre völlig unklar, welche soziale Absicherung sie noch | |
haben. | |
„Für EU-Bürger in Großbritannien würde eine riesige Rechtsunsicherheit | |
entstehen“, sagte Doro Zinke vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) bei | |
einer Anhörung des Bundestagsausschusses für europäische Angelegenheiten, | |
die am Montag stattfand. Das gilt etwa für die Arbeitslosen- oder | |
Krankenversicherung. Unklar ist, welche Zeiten von Erwerbstätigkeiten die | |
deutsche Arbeitslosenversicherung ohne Sozialabkommen anerkennen würde. Für | |
EU-BürgerInnen, die in ihr Ursprungsland zurückkehren, ist das entscheidend | |
für den Erhalt von Arbeitslosengeld. | |
[1][Sollte es zu einem harten Brexit], also einem Austritt ohne Abkommen | |
kommen, würde Großbritannien von heute auf morgen von der EU wie ein | |
Drittstaat behandelt. Das hat nicht nur Folgen für Sozialabkommen, sondern | |
auch für den Handel. Hier würden die Regeln und Zölle gelten, die die | |
Welthandelsorganisation festlegt. | |
Aufgrund des Brexits sei Großbritannien im Ranking der deutschen | |
Handelspartner innerhalb von zwei Jahren von Platz drei auf Platz fünf | |
abgerutscht, sagte Volker Treier, Außenhandelschefs des Deutschen | |
Industrie- und Handelskammertags (DIHK) bei der Anhörung. Wichtigster | |
Handelspartner Deutschlands sind zurzeit die USA, gefolgt von Frankreich, | |
China und den Niederlanden. | |
Enorme Herausforderungen für den Zoll | |
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts exportierten deutsche Firmen 2017 | |
Waren und Dienstleistungen im Wert von 84 Milliarden Euro nach | |
Großbritannien. Die am häufigsten exportierten Produkte waren | |
Straßenfahrzeuge, medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, | |
petrochemische Erzeugnisse, Elektromaschinen und andere Fahrzeuge. | |
„Rund 70.000 deutsche Unternehmen sind vom Brexit betroffen“, sagte Treier. | |
Viele von ihnen würden zum ersten Mal mit Zollangelegenheiten zu tun haben. | |
Ein harter Brexit hätte nach Einschätzung des DIHK Zölle in Höhe von mehr | |
als 3 Milliarden Euro für deutsche Unternehmen zur Folge. Hinzu kommt der | |
bürokratische Aufwand. Nach Schätzung des DIHK würde allein das Ausfüllen | |
von Zolldokumenten Mehrkosten in Höhe von rund 200 Millionen Euro | |
verursachen. Allerdings legen Unternehmen solche Kosten in der Regel ganz | |
oder teilweise auf die Preise um. | |
Verlässt Großbritannien die EU ohne Abkommen, wird das Land wohl auch | |
seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Union nicht nachkommen. | |
16,5 Milliarden Euro würden in diesem Fall im EU-Haushalt fehlen, sagte der | |
Direktor des Brüsseler Thinktanks Bruegel, Guntram Wolff. Davon würde | |
Deutschland 4,2 Milliarden Euro schultern müssen. | |
Gleichzeitig würden die zusätzlichen Zolleinnahmen bei 200 Millionen Euro | |
liegen. Langfristig liegen die Verpflichtungen der EU etwa für | |
Pensionszahlungen bei bis zu 45 Milliarden Euro. Wolff hält nichts davon, | |
dass die EU Abstriche bei den Forderungen macht. „Ich empfehle der EU eine | |
harte Haltung beim Geld“, sagte er. | |
Bei einem harten Brexit kämen auch auf den deutschen Zoll enorme | |
Herausforderungen zu. Denn er müsste nicht nur Geld eintreiben, sondern | |
auch die Einhaltung von Standards kontrollieren. Nach Angaben der | |
Bundesregierung wurden im Bundeshaushalt 2019 900 neue Planstellen für | |
ZöllnerInnen an den Flug- und Seehäfen und für die Kontrolle der Post- und | |
Kurierdienste bewilligt. | |
15 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Probleme-im-Falle-von-hartem-Brexit/!5535730 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Brexit | |
Großbritannien | |
EU | |
Großbritannien | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Reaktionen auf Brexit-Abstimmung: Alle sehen Großbritannien am Zug | |
Das Unterhaus hat den Brexit-Deal klar abgelehnt. Die EU und führende | |
europäische Staatschefs und Politiker erwarten nun eine Ansage aus | |
Großbritannien. | |
Kommentar Brexit-Abstimmung: Der Deal ist faktisch tot | |
Das britische Unterhaus hat Mays Brexit-Deal abgelehnt. Die Botschaft | |
dahinter ist klar: So nicht! Möglicherweise ist ein harter Ausstieg doch | |
die bessere Lösung. | |
Brexit-Abstimmung: Theresa May klar gescheitert | |
Der Brexit-Deal von Theresa May ist im britischen Unterhaus durchgefallen. | |
Ein EU-Austritt ohne Abkommen ist damit noch wahrscheinlicher geworden. | |
Kolumne Flimmern und Rauschen: Hey „Mr. Speaker“ | |
Die Debatten im britischen Parlaments-TV sind derzeit echter Shakespeare. | |
May ist in ihrer betonfrisierten Hartnäckigkeit schon zu bewundern. | |
Abstimmung im Parlament in London: No Deal? No Brexit? No May! | |
Das Unterhaus kann den Brexit-Vertrag billigen oder beerdigen. Wie nach | |
einer Ablehnung ein Austritt ohne Deal verhindert werden kann, ist offen. | |
EU-Abgeordnete richten Appell an Briten: Bitte bleibt! | |
Mehr als hundert EU-Parlamentarier bitten die Briten in einem Brief, in der | |
Union zu bleiben. Brüssel bereitet sich offenbar auf eine Verschiebung des | |
Austrittsdatums vor. | |
Die Wahrheit: Englischer Kleinkohl | |
Es geht jetzt nicht mehr um die Wurst beim Brexit. Es geht mittlerweile um | |
den Schicksalsfaktor Cheddar, um Rosenkohl und Bram Stoker. | |
Vor der Brexit-Abstimmung: Die (Un-)Einigkeit vor Westminster | |
Seit Monaten stehen sich Befürworter und Gegner des Brexit am Rande des | |
Parlaments die Füße platt. Sie wollen ins Fernsehen – jetzt erst recht. |