Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Deutscher Reporter in Venezuela: Wegen Spionageverdachts in Haft
> Der deutsche Botschafter in Venezuela hat Billy Six im Knast besucht.
> Six, der für rechte Medien schreibt, sitzt dort seit November ohne
> Anklage.
Bild: Billy Six, 2013, in Berlin
Nach knapp zwei Monaten in Haft hat Billy Six, Reporter für mehrere rechte
deutsche Medien, am Mittwoch Besuch vom deutschen Botschafter in Venezuela
bekommen. Das Auswärtige Amt bestätigte der taz am Donnerstag, dass ein
erster Haftbesuch in Caracas stattgefunden hat. Billy Six sitzt dort seit
Ende November im Gefängnis, die venezolanischen Behörden werfen ihm
Spionage vor.
Six war am 17. November von Kolumbien aus nach Venezuela eingereist und
dabei festgenommen worden. Das berichtet die Nichtregierungsorganisation
Espacio Público, die mit Reporter ohne Grenzen eine Partnerschaft
unterhält. Six soll erstens ohne Journalistenvisum eingereist sein, und
zweitens bei einem früheren Besuch den Präsidenten Nicolás Maduro bei einer
Wahlkampfveranstaltung ohne Erlaubnis fotografiert haben.
Weiter hieß es aus dem Auswärtigen Amt, der Betroffene werde von der
Botschaft Caracas konsularisch betreut. „Die Botschaft steht sowohl mit den
venezolanischen Behörden als auch mit der Familie in Kontakt.“ Six’ Eltern
haben nach eigenen Angaben während des Besuchs des Botschafters mit ihrem
Sohn telefoniert und sagten gegenüber Reporter ohne Grenzen, es gehe ihm
den Umständen entsprechend gut.
Billy Six arbeitet als Auslands- und Krisenreporter für verschiedene rechte
und neurechte Medien, darunter die Junge Freiheit, RT deutsch und
Deutschland-Magazin. Letzteres gibt der Verein Die Deutschen Konservativen
in Hamburg heraus, den der Verfassungsschutz in den 1990er Jahren als
rechtsextrem einstufte.
## Auftrag war beendet
Im Auftrag der Deutschen Konservativen war Billy Six auch in Südamerika
unterwegs – allerdings laut Angaben des Vereins nicht mehr zu dem Zeitpunkt
der Festnahme. „Wir haben Billy Six Anfang 2018 nach Venezuela geschickt“,
sagte Geschäftsführer Murat Temeltaş der taz am Donnerstag am Telefon. „Wir
waren zwar in Kontakt, er hatte aber seine Aufträge für uns schon lange vor
November abgearbeitet.“
Billy Six begibt sich regelmäßig in Krisen- und Konfliktgebiete. Bereits im
Jahr 2012 wurde er in Syrien entführt. Six’ Auftraggeber stellen oft
heraus, dass Six sich nicht mit einer Seite gemein mache und behaupten, er
berichtet dadurch mit größerer Objektivität als Journalist*innen, die
„eingebettet“ berichten würden, also in Begleitung einer Konfliktpartei.
Six ist zugleich eine politisch fragwürdige Figur. „Six ist in der
Vergangenheit durch problematischen Aktivismus gegen die Presse in
Deutschland aufgefallen“, sagt Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter
ohne Grenzen. [1][So drang Six 2016 zusammen mit einem britischen Blogger
in die Berliner Büroräume des Recherchenetzwerks Correctiv ein] und filmte
dort. Die beiden Männer sahen die Berichterstattung von Correctiv zum
Malaysia-Airlines-Flug MH17 als antirussische Propaganda. Six bedient ein
rechtsalternatives Publikum, das „die Medien“ für gleichgeschaltet und
etablierte Journalist*innen für korrupt hält.
Six ist damit sowohl aktivistisch als auch journalistisch tätig. Im Fall
seiner Festnahme geht Reporter ohne Grenzen davon aus, dass sie im
Zusammenhang mit journalistischer Tätigkeit erfolgt ist. „Bisher erscheint
es uns plausibel, dass er journalistisch gearbeitet hat, als er
aufgegriffen wurde. Damit steht ihm wie jedem anderen Journalisten unsere
Unterstützung zu.“
## Kampagne zur Freilassung
Die rechtskonservative Junge Freiheit fordert derweil unter dem Slogan
„Free Billy“ die Freilassung von Billy Six – angelehnt an die
#FreeDeniz-Kampagne von taz- und Springer-Verlag für den Journalisten
Deniz Yücel, der in der Türkei in Haft war.
Die venezolanische Staatsanwaltschaft hat gegen Billy Six noch nicht
offiziell Anklage erhoben. Laut Gesetz hat sie dazu 45 Tage Zeit. Six ist
bereits 54 Tage in Haft. Allerdings handelt es sich laut der Behörden um 45
Werktage, damit würde die Frist am 2. Februar enden.
10 Jan 2019
## LINKS
[1] /Angriff-auf-Berliner-Correctiv-Buero/!5328845
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Junge Freiheit
Schwerpunkt Pressefreiheit
Feinde der Pressefreiheit
Venezuela
Billy Six
Billy Six
Billy Six
Billy Six
Venezuela
Schwerpunkt Syrien
Lesestück Recherche und Reportage
Correctiv
Schwerpunkt Syrien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Deutscher Reporter Billy Six: „Kann ich nicht behaupten“
Nach seiner Freilassung aus venezolanischer Haft erhebt Billy Six Vorwürfe
gegen die Bundesregierung. Sein Anwalt Amado Vivas ist zurückhaltender.
Deutscher Reporter Billy Six: Freude hier, Frust dort
Der deutsche Reporter Billy Six wurde aus der Haft in Venezuela entlassen.
Er soll inzwischen das Land verlassen haben.
Deutscher Reporter Billy Six: Aus Haft in Venezuela entlassen
Billy Six saß im Gefängnis El Helicoide in Caracas. Dem Journalisten wurden
Spionage und Rebellion zur Last gelegt. Nun ist er unter Auflagen frei.
Proteste in Venezuela gegen Maduro: Tränengas und die Wut der Straße
Das Militär in Venezuela begehrt gegen Präsident Nicolás Maduro auf. Sowohl
die Regierung als auch die Opposition kündigt scharfe Proteste an.
Netanjahu bestätigt den Verdacht: Israel flog Angriffe in Syrien
Am Freitagabend meldeten syrische Staatsmedien heftige Detonationen nahe
Damaskus. Nun hat Israel bestätigt, für die Angriffe verantwortlich zu
sein.
Bloggende Aktivisten Lejeune und Phillips: Aber sie nennen sich Journalisten
Sie wähnen sich im Kampf für die Wahrheit, dabei betreiben sie Propaganda.
Zwei „Lügenpresse“-Rufer – die selbst welche produzieren.
Angriff auf Berliner Correctiv-Büro: Wer ist hier die Propaganda?
Zwei Männer dringen in die Redaktion des Recherchenetzwerks ein und filmen.
Es geht um einen Artikel über den Flug MH17.
Gefangennahme im Syrien-Krieg: Durch und durch deutsch
Ein Journalist der rechtsradikalen „Junge Freiheit“ wurde in Syrien
inhaftiert und kam nun frei. In Berlin gab er eine Pressekonferenz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.