| # taz.de -- Langzeit-Regierung in Togo: Wahl als Machtdemonstration | |
| > Togos Parlamentswahl in dieser Woche soll die Regierungspartei stärken. | |
| > Mit ihrem Wahlboykott hilft die Opposition dabei unfreiwillig mit. | |
| Bild: Die Opposition aus Togo protestiert auch in Deutschland | |
| Cotonou taz | Mit aller Gewalt will in Togo die regierende Union für die | |
| Republik (UNIR) an der Macht bleiben. Sollte sie bei den Parlamentswahlen | |
| an diesem Donnerstag vier Fünftel der 91 Parlamentssitze gewinnen, kann sie | |
| künftig alleine über entscheidende Reformen bis hin zur Verfassungsänderung | |
| entscheiden. So könnte sich auch Präsident Faure Gnassingbé nach der | |
| nächsten Wahl im Jahr 2020 weiter an der Macht halten. Er regiert seit 2005 | |
| und ist aktuell Westafrikas einziger Langzeitherrscher. | |
| Für 14 Oppositionsparteien, die sich zu einer Koalition zusammengeschlossen | |
| haben und gegen die Wahl mobil machen, ist die aktuelle Entwicklung im Land | |
| katastrophal. „Wir sind so müde von diesem System. Vor allem die Jugend | |
| will nicht mehr“, erklärt gegenüber der taz Dodji Apévon, Präsident der | |
| Demokratischen Kräfte der Republik (FDR). Togo, in dem gut acht Millionen | |
| Menschen leben, wurde vor Gnassingbé 38 Jahre lang von dessen Vater | |
| Gnassingbé Eyadéma regiert. Heute fehlen vor allem Arbeitsplätze und | |
| Zukunftsperspektiven. | |
| Um auf die missliche Lage aufmerksam zu machen, bleibe deshalb nur eines: | |
| „Wir werden die Wahl boykottieren“, sagt Apévon. Dazu hatte die Opposition | |
| schon vor Wochen aufgerufen. Damit ist es aber auch wahrscheinlich, dass | |
| die UNIR ihr Wahlziel erreicht und der Weg für eine Verfassungsänderung | |
| frei wird. | |
| Der Wahltermin ist auch von Vertretern der Zivilgesellschaft und | |
| Religionsgemeinschaften kritisiert worden: Die Vorbereitung sei schlecht, | |
| an Fairness und Transparenz glaubt ohnehin niemand mehr. | |
| Vermittlungsversuche der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) | |
| sind ebenfalls gescheitert. | |
| Die Stimmung ist deshalb extrem angespannt. Laut Aimé Adi, Leiter des Büros | |
| von Amnesty International, sind bei Demonstrationen mindestens vier | |
| Menschen ums Leben gekommen. Am Wahltag sollen mehr als 8.000 Polizisten im | |
| Einsatz sein. | |
| ## Erinnerung an letzte Wahl | |
| Völlig unklar ist, was nach dem Wahltag passiert. „Wir haben Angst vor | |
| einer unverhältnismäßigen Reaktion der Sicherheitskräfte und der Armee, | |
| falls Oppositionsaktivisten versuchen, Demonstrationen zu organisieren“, so | |
| Aimé Adi zur taz. | |
| Die Sorge gilt in Togo als berechtigt. Während der Krise nach den | |
| umstrittenen Wahlen 2005 starben nach Einschätzung der Togoischen Liga für | |
| Menschenrechte knapp 800 Menschen. Auch in den vergangenen Jahren verliefen | |
| Demonstrationen immer wieder blutig. | |
| Es gibt keine Prognosen, wie viele Menschen tatsächlich wählen werden. „Es | |
| hat doch überhaupt keinen Wahlkampf gegeben. Niemand ist auf die Straße | |
| gegangen“, sagt Dodji Apévon. Er geht davon aus, dass eine Mehrheit daheim | |
| bleiben wird. | |
| Aimé Adi hält es für wichtig und dringlich, dass die Behörden die Gesetze | |
| einhalten. „Die Armee kann nicht eingreifen, wenn Polizei und Gendarmerie | |
| noch die Mittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung haben. Die Werkzeuge und | |
| Mittel der Armee sind überhaupt nicht an die Ereignissituation angepasst.“ | |
| 20 Dec 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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