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# taz.de -- Die Wahrheit: Grippe mit Bart
> Neue Studien enthüllen die wahren Gründe für virale Infekte:
> gesichtsbehaarte Keimträger tragen die Schuld daran.
Bild: Nicht einmal saisonaler Bartschmuck kann von den erschreckenden Hygienest…
Winterzeit, Erkältungszeit: Die Hälfte der Menschheit rotzt, hustet, trieft
und schnieft oder ist gleich krankgeschrieben. Und alle fragen sich: Wie
konnte das geschehen? Bevor nun alte Mythen wie „Menschen halten sich mehr
in Innenräumen auf“, „Heizungsluft“, „schwächeres Immunsystem“ bem�…
werden – es sind die Bärte.
Umfangreiche Studien konnten jetzt belegen: Bei vier von fünf viralen
Infekten stecken sich die Betroffenen bei Bartträgern an. Der Grund: In den
dichten Bartgewächsen finden Viren und Bakterien perfekte Bedingungen zum
Überwintern vor. Bartträger mutieren so unbemerkt zu Virenmutterschiffen
und Keimschleudern. Es ist schockierend. Aber sosehr der Hype der letzten
Jahre den Bart zum Must-have des modebewussten Mannes stilisiert hat, so
sehr wurde unterschätzt, welche dramatischen Auswirkungen die
Permanentbehaarung auf die Umwelt hat. Bart wurde immer nur modisch, aber
nie pathologisch betrachtet.
Dabei ist die Geschichte der männlichen Gesichtsbehaarung uralt. Schon
Jesus trug einen stattlichen Vollbart. So stattlich, dass er darin bequem
sechs seiner zwölf Jünger spazieren führen konnte. Nicht überliefert wurde
dabei allerdings, ob diese stets an viralen Infekten litten.
Sie müssen göttlich renitent und resistent gewesen sein – der Heiligen
Schrift zufolge verseuchte der Messias nämlich ganze Landstriche mit seinen
Rhinoviren. „Wer es wagte, seinen Bart nur zu streifen, lag vierzehntägig
darnieder“, heißt es beispielsweise im Matthäus-Evangelium (Mt 8, 1 – 9,
34). Oder bei Lukas (Lk 6, 27–30): „Gebrauchte Taschentücher säumten sein…
infektiösen Weg“. Dem Ausspruch „Beim Barte des Propheten“ kommt eine
völlig neue Bedeutung zu.
## Fortschritt durch Bartsteuer
Was aber ist die Konsequenz aus diesen haarsträubenden Erkenntnissen? Dem
ärgerlichen Wildwuchs muss ein Ende bereitet werden. Man kann von Peter dem
Großen halten, was man will. Aber die Bartsteuer, die er Ende des 17.
Jahrhunderts in Russland eingeführt hat, war höchst fortschrittlich.
Wollte er sein Land aber nur modernisieren, müssen wir unseres gesunden
lassen. Kontaminationen durch Bartträger belasten unser Gesundheitssystem
mit horrenden Kosten. Cafés, Restaurants und andere sensible öffentliche
Orte werden reagieren und Bedenken-, nein Bartträgern den Zutritt verbieten
müssen.
Vor den Türen mit den „Wir müssen leider draußen bleiben“-Schildern werd…
sich bald traurige Grüppchen von Bartträgern sammeln, die sich
orientierungslos durch die verkeimte Gesichtswolle streichen. Speziell
ausgewiesene Bartträger-Zonen in der Gastronomie sind nur gestattet, wenn
die Räumlichkeiten absperrbar sind und über ein eigenes Abluftsystem
verfügen.
## Haarverbote in der Innenstadt
Nicht alle werden sich von Sondersteuern und sozialer Ächtung abschrecken
lassen. Deshalb müssen regelmäßig Bartkontrollen stattfinden, um den
Keimgehalt festzustellen. Ein Bart-TÜV, durchgeführt von unabhängigen
Prüfgesellschaften, garantiert ein Mindestmaß an Sicherheit für alle nicht
barttragenden Mitbürger. Denkbar sind farbige Plaketten, jeweils für ein
Jahr gültig, von Blau für keimfrei bis hin zu Grüngelb für einen besonders
hohen Keimgehalt. Die Plaketten müssen gut sichtbar am Bart befestigt
werden. Wer die jährliche Kontrolle verpasst, dem drohen eine
Personen-Stilllegung und Haarverbote in der Innenstadt.
Bart-Enthusiasten können noch auf neue technische Entwicklungen hoffen.
Eventuell lassen sich die Bärte mit bestimmten Filtern nachrüsten. So
könnte eine Verschmutzung der Umwelt durch den Bartträger effizient
unterbunden werden, bei gleichzeitigem Erhalt der männlichen
Gesichtsbehaarung. Dabei stehen verschiedene Systeme zur Debatte: Eine
sogenannte Vollummantelung des Trägers, vergleichbar mit einem Raumanzug
der Nasa; eine Teilummantelung, wo nur der Bart in eine hermetisch
abgeriegelte Hülle verpackt wird; oder ein Verfahren, bei dem ein
luftdichter Schaum in den Bart gespritzt wird, um ihn so lückenlos zu
versiegeln.
Selbstverständlich wird sich auch die deutsche Gerichtsbarkeit des Themas
annehmen müssen. Erste Urteile zu Keimgrenzwerten werden bereits für Mitte
Januar erwartet. Bartträger, die festgelegte Grenzwerte überschreiten,
werden in Zukunft in bevölkerungsreichen Gebieten mit Ausgehsperren rechnen
müssen.
4 Jan 2019
## AUTOREN
Nico Rau
## TAGS
Bart
Hygiene
Grippe
Büro
Naturprodukte
Videobeweis
Deutsche Bahn
Arbeit
Fake News
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