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# taz.de -- Volksmusiker Andreas Gabalier: Angriff auf kritische Medien
> Der Sänger Andreas Gabalier bezeichnet die Zeitungen „Standard“ und
> „Falter“ als „Ochs und Esel“. Der „Falter“ reagiert mit Gratis-Ab…
> Fans.
Bild: Arbeitsoutfit Lederhose: Der selbsternannte „Volks-Rock'n'Roller“ And…
Berlin taz | „Für den Skandal muss ich morgen wieder beichten gehen“, sagt
Andreas Gabalier nach seiner Rede. Der Skandal war also gewollt. Beim
großen Abschluss seiner Hallentour in der Wiener Stadthalle griff der
Volksmusiker vor 14.500 Fans die österreichische Tageszeitung Der Standard
sowie die österreichische Wochenzeitung Falter an. Beide Blätter gelten als
linksliberal.
Weil „ganz Wien heute in Tracht zum Gabalier gegangen ist“, seien deren
Redakteure „undercover in der Halle“, [1][um „verheerende Geschichten“ …
schreiben, zitieren Kurier] und [2][Krone aus Gabaliers Statement.] Da die
Chefredakteure der genannten Zeitungen, die Gabalier als „Standort“ und
„Falter“ bezeichnete, nichts von Traditionen und christlichen Festen halten
würden, hätten sie an Heiligabend nichts zu tun und könnten als „Ochs und
Esel“ in seiner Weihnachtskrippe auftreten.
Die Zeitungen würden „Presseförderung in Millionenhöhe“ bekommen, „um
diesen Quargl abzudrucken“, so der umstrittene Musiker weiter. Er bezog
sich damit auf kritische Berichte in den genannten Medien, durch die er
sich „ins rechte Eck gedrängt“ fühle. Der Falter erhält nach eigenen
Angaben jährlich etwa 75.000 Euro Presseförderung. Das Publikum reagierte
mit Gelächter und Applaus auf die Ansprache. Auch der Wiener
FPÖ-Landtagsabgeordnete Leo Kohlbauer lobte den selbsternannten
„Volks-Rock-'n‘-Roller“: „Besser kann man es nicht auf den Punkt bekomm…
[3][twitterte er.]
Indirekte Kritik gab es dafür vom Gitarristen Thomas Eder, der von 2012 bis
2015 Mitglied in Gabaliers Liveband spielte. [4][Auf seinem
Facebook-Account teilte er einen Link] zur Falter-Abobestellung und
schrieb: „Kann ich nur empfehlen! Der Falter ist eines der wichtigsten
Medien in diesem Land. Bin seit langem zufriedener und glücklicher
Abonnent!“
## Gratis-Abos für Gabalier-Fans
Auch der Falter selbst reagierte auf den Angriff. [5][Der Chefredakteur
Florian Klenk forderte Gabalier auf Twitter auf,] zu einem „zünftigen
Streitgespräch“ in die Redaktion zu kommen – er würde auch sein kariertes
Hemd dazu anziehen. „Aber das traut er sich nicht“, so Klenk weiter. Jedem
Konzertbesucher will er jetzt ein vierwöchiges Abonnement schenken.
„Dirndl, Buam, der Falter holt auch Euch da raus“, schrieb er.
Auf die Einladung habe Gabalier bislang nicht reagiert, sagt Florian Klenk
im Gespräch mit der taz. „Wir laden Herrn Gabalier herzlich ein und wollen
uns gerne mit ihm über Musik, Tradition, Heimat und den Missbrauch des
Dirndls durch Demagogen unterhalten. Er hat den Mund ja ganz schön voll
genommen.“ Der Falter habe bereits zahlreiche Abo-Anfragen von
Gabalier-Fans bekommen, sagt er im Gespräch mit der taz. „Wir bedanken uns
bei Gabalier für seine Marketingmaßnahme. Jetzt ist er hinter dem
Innenminister Zweitbester in der Aboabteilung.“
Im September hatte das österreichische Innenministerium die Polizei
angewiesen, [6][die Kommunikation mit bestimmten Medien „auf das nötigste
Maß zu beschränken“] und diesen „nicht noch Zuckerln“ wie
Exklusivbegleitungen ermöglichen sollte. Auch Standard und Falter werden in
dem Schreiben namentlich genannt. [7][Innenminister Herbert Kickl (FPÖ)
behauptete später,] die Mail stamme alleine von seinem Pressesprecher und
sei so nicht abgestimmt worden.
„Gabalier hat ein exklusives Heimatverständnis und ist wohl nicht
einverstanden mit unserer Kritik daran. Kickl ist ein extremer
Rechtsdemagoge, der ein Problem mit Pressefreiheit und gründlich
recherchiertem Journalismus hat“, so Klenk weiter. „Wir sind der Regierung
natürlich ein Dorn im Auge, weil wir deren spektakuläre Inszenierungen
nicht mitmachen und genau recherchieren.“
## Heimatliebe und Homophobie
Andreas Gabalier ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker.
Die Texte des 34-Jährigen handeln vor allem von der Liebe zur Heimat, zudem
vertritt er rigide Konzepte von geschlechtlicher und sexueller Identität.
Frauen sind bei ihm fast immer „Damen“, „Dirndln“ und „Madln“ – p…
dazu beklagt er einen „Gender-Wahnsinn“, der aufhören müsse.
Immer wieder sorgte er zudem mit homofeindlichen Aussagen für Aufsehen.
Homosexuelle sollten sich „aus Respekt unseren kleinen Kindern gegenüber“
zurückhalten, [8][sagte er 2015.] Im gleichen Jahr [9][behauptete er,] dass
man es „nicht leicht auf dieser Welt hat, wenn man als Manderl noch auf ein
Weiberl steht“. In einem weiteren Interview [10][beschwerte er sich,] dass
man „doch nicht jeden Tag schmusende Männlein in der Zeitung drucken“
müsse.
17 Dec 2018
## LINKS
[1] https://kurier.at/kultur/andreas-gabalier-stellt-kritische-medien-an-den-pr…
[2] https://www.krone.at/1827535
[3] https://twitter.com/LeoKohlbauer/status/1074217640036589568
[4] https://www.facebook.com/funkytomtom/posts/10157255909569341
[5] https://twitter.com/florianklenk/status/1074213169806098432
[6] /Mail-aus-Oesterreichs-Innenministerium/!5538607
[7] /Medienpolitik-in-Oesterreich/!5536511
[8] https://www.merkur.de/kultur/andreas-gabalier-schwul-feind-merkur-interview…
[9] https://www.queer.de/detail.php?article_id=23503
[10] https://www.welt.de/vermischtes/article142247730/Ich-bin-keine-Helene-Fisc…
## AUTOREN
Frederik Schindler
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Österreich
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