| # taz.de -- EU-Gipfel in Brüssel: Mit Schirm und ohne Charme | |
| > Die EU kommt Theresa May kaum entgegen. Reichen dürfte das für sie nicht. | |
| > Bei den Euroreformen gab es beim Gipfeltreffen hingegen einen kleinen | |
| > Durchbruch. | |
| Bild: Angela Merkel beim EU-Gipfel | |
| Brüssel dpa | Die EU-Staaten wollen sich mit einem Reformpaket vor | |
| künftigen Finanzkrisen schützen. Im Zentrum der Einigung des EU-Gipfels in | |
| Brüssel steht die Stärkung des Euro-Rettungsschirms ESM, der Hilfskredite | |
| an pleitebedrohte Staaten vergibt. Außerdem brachten die EU-Spitzen am | |
| Freitag ein Eurozonen-Budget innerhalb des EU-Haushalts auf den Weg. | |
| [1][Mit dem Brexit] wird sich die EU im Januar erneut beschäftigen müssen. | |
| Auf die [2][Finanzkrise ab 2008 war Europa völlig unvorbereitet]. Banken, | |
| Unternehmen und ganze Staaten gerieten in die Abwärtsspirale. Nur in | |
| höchster Not – und mit Milliardenkrediten der Europartner und des | |
| Internationalen Währungsfonds IWF – wurde etwa Griechenland vor der | |
| Staatspleite bewahrt. | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel zufolge soll das Eurozonen-Budget die | |
| Wettbewerbsfähigkeit stärken und zur wirtschaftlichen Angleichung der | |
| EU-Staaten beitragen. „Wichtig für uns ist, dass es eine umfassende Reform | |
| ist.“ | |
| Die EU-Staats- und Regierungschefs beauftragten die Fachminister, die | |
| [3][konkreten Änderungen im ESM-Vertrag 2019 auszuarbeiten]. Der ESM soll | |
| künftig nicht erst in äußerster Not, sondern schon früher einschreiten | |
| können. Außerdem soll er Hilfsprogramme stärker selbst managen. Der ESM | |
| soll ferner bei Bankenpleiten zum Einsatz kommen und – frühestens ab 2020 – | |
| den Bankenabwicklungsfonds SRF verstärken. Damit künftig keine Steuergelder | |
| mehr für Bankenrettungen gebraucht werden, zahlen Banken in den Fonds | |
| derzeit schrittweise selbst ein. | |
| [4][In der Gipfelerklärung] ist zudem festgehalten, dass die Minister sich | |
| bis Juni 2019 auf eine gemeinsame Linie und Einzelheiten zum | |
| Eurozonen-Haushalt verständigen sollen. Auch Länder, die dem Euro-Beitritt | |
| nahe sind, sollen sich daran beteiligen können. | |
| Der französische Präsident Emmanuel Macron zeigte sich über die Einigung | |
| erfreut: „Die Etappe, die heute genommen wurde, ist das Ergebnis eines | |
| wichtigen Kompromisses.“ Noch vor einem Jahr hätten viele die Einrichtung | |
| eines Eurozonen-Budgets als unmöglich bezeichnet. Macron hatte im September | |
| 2017 seine europapolitischen Pläne präsentiert – zentrales Element war ein | |
| milliardenschweres Eurozonen-Budget außerhalb des EU-Haushalts. | |
| EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker kritisierte das Reformpaket als | |
| unzureichend. | |
| ## May muss weiter warten | |
| Keine weiteren Kompromisse stellten die EU-Länder der britischen | |
| Premierministerin Theresa May beim Brexit in Aussicht. Die EU habe bereits | |
| versucht, die Sorgen Großbritanniens aufzunehmen, sagte Merkel. May | |
| erwartet nach dem EU-Gipfel hingegen weitere Zusicherungen. Sie muss für | |
| den mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag im Januar eine Mehrheit im | |
| britischen Parlament finden. | |
| In dieser Woche hatte sie das Parlamentsvotum mangels absehbarer Mehrheit | |
| noch verschoben. Großbritannien wird die Staatengemeinschaft | |
| voraussichtlich am 29. März 2019 verlassen. Ohne Vertrag könnte dies zu | |
| chaotischen Zuständen führen. | |
| Am heftigsten ist der Widerstand bei den Brexit-Hardlinern gegen den | |
| sogenannten Backstop. Dies ist die von der EU verlangte Garantie, dass | |
| zwischen dem EU-Staat Irland und dem britischen Nordirland keine neue feste | |
| Grenze mit Schlagbäumen und Kontrollen entsteht. | |
| ## Keine neuen Beschlüsse in der Asylpolitik | |
| Vom Brexit überlagert wurden die Beratungen zur Migration und zur | |
| Beeinflussung von Wahlen durch Falschnachrichten. Juncker griff den | |
| ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban scharf an. „Wenn Herr Orban | |
| beispielsweise sagt, dass ich für den Brexit verantwortlich und schuldig | |
| bin – Fake News. Wenn er sagt, dass Migranten für den Brexit verantwortlich | |
| sind – Fake News.“ Zuvor hatten die EU-Spitzen mit Blick auf die Europawahl | |
| im Mai 2019 vor der Einflussnahme durch systematisch verbreitete | |
| Falschnachrichten gewarnt. | |
| Im Dauerstreit um die europäische Asylpolitik ging es beim EU-Gipfel gar | |
| nicht voran. Die Staats- und Regierungschefs betonten zwar, weiter auf den | |
| Schutz der Außengrenzen und die Zusammenarbeit mit Drittstaaten setzen zu | |
| wollen. Allerdings ist der Ausbau der EU-Grenzschutzagentur Frontex zuletzt | |
| deutlich ins Stocken geraten. Auf neue Beschlüsse einigten sich die | |
| EU-Spitzen nicht. | |
| 15 Dec 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Schwerpunkt-Brexit/!t5313864 | |
| [2] /Zehn-Jahre-nach-der-Lehman-Pleite/!5533479 | |
| [3] /EU-Gipfel-in-Bruessel/!5555896 | |
| [4] https://www.consilium.europa.eu//media/37535/14-euco-final-conclusions-en.p… | |
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