# taz.de -- Italiens Schuldendefizit: Rom und Brüssel einigen sich | |
> Italien will seine Neuverschuldung jetzt doch eindämmen: von 2,4 auf 2,04 | |
> Prozent. Die EU-Kommission verzichtet nun auf ein Defizitverfahren. | |
Bild: Der italienische Ministerpräsident bei der Vorstellung des Kompromisses | |
Rom taz | Italien und die EU-Kommission haben ihren Streit über Italiens | |
Staatshaushalt 2019 am Mittwoch beigelegt. Die Drohung der Kommission, ein | |
Defizitverfahren gegen Rom zu eröffnen, ist damit vom Tisch. Der Streit war | |
entbrannt, weil die Regierung aus Fünf Sternen und Lega für 2019 eine | |
Neuverschuldung von 2,4 Prozent angepeilt hatte, während die Kommission | |
höchstens 1,6 Prozent zubilligen wollte, da Italien mit 130 Prozent seines | |
Bruttoinlandsprodukts einen der höchsten Schuldenberge in der EU aufweist. | |
Doch Italiens aus den Parlamentswahlen vom 4. März 2018 hervorgegangene | |
Regierung zeigte sich unnachgiebig, da für sie die Umsetzung zentraler | |
Wahlversprechen im Mittelpunkt stand, etwa eine universale Grundsicherung | |
von 780 Euro im Monat und eine Senkung des Renteneintrittsalters. Nun | |
einigten sich die beiden Seiten auf eine Senkung der Neuverschuldung auf | |
2,04 Prozent. | |
In Italien ist seit Juni eine Anti-Establishment-Regierung am Ruder, die | |
offen erklärte, sie wolle die Parameter des Fiskalpakts nicht einhalten, da | |
ein „expansiver Haushalt“ für das Land unverzichtbar sei. Hierauf reagierte | |
Brüssel mit der frühen Ansage, ein Defizitverfahren einleiten zu wollen. | |
Damit schien der frontale Zusammenstoß zwischen den beiden Konfliktparteien | |
unvermeidbar. | |
Entsprechend nervös reagierten die Finanzmärkte. Während italienische | |
Bankaktien einbrachen, schnellte der Zinsabstand des Landes zu Deutschland | |
auf zeitweise 3,4 Prozent in die Höhe. Italien kam dann zu Hilfe, dass | |
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Reaktion auf die Proteste der | |
Gelbwesten eine Neuverschuldung von 3,4 Prozent plant. Zugleich stieg aber | |
auch der Druck auf Rom: Italiens Unternehmer lehnen einen harten Konflikt | |
mit der EU ab, und auch die jüngsten Meinungsumfragen signalisieren, dass | |
die Bürger des Landes die Position ihrer Regierung mit wachsender Skepsis | |
beurteilten. | |
## Lästerei aus der Opposition | |
„Die Lösung ist nicht ideal“, kommentierte Kommissionsvizepräsident Valdis | |
Dombrovskis, doch sie erlaube die Vermeidung des Defizitverfahrens. | |
Freundlicher gab sich sein Kommissionskollege Pierre Moscovici, in dessen | |
Augen „die Eurozone durch dieses positive Resultat gestärkt wird“. Italiens | |
Opposition dagegen lästert. Paolo Gentiloni, Amtsvorgänger von | |
Ministerpräsident Giuseppe Conte, machte sich über die „Souveränisten ohne | |
Souveränität“ lustig, die in Rom regierten und jetzt klein beigegeben | |
hätten. Conte hält dagegen, Italien habe bei den zentralen Punkten des | |
Haushaltsentwurfs „inhaltlich nicht nachgegeben“. | |
Die Senkung des Renteneintrittsalters wird auf Februar, die Einführung der | |
Grundsicherung auf März verschoben, doch die zentralen Wahlversprechen | |
bleiben weiter im italienischen Staatshaushalt. Die Märkte reagierten am | |
Mittwoch positiv: Die Mailänder Börse legte um 2 Prozent zu, der | |
Zinsabstand zu Deutschland sank auf 2,5 Prozent und damit auf den | |
niedrigsten Stand seit Anfang Oktober. | |
19 Dec 2018 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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