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# taz.de -- Migrantisch geprägter Fußballverein: 40 Jahre Türkiyemspor Berlin
> Finanznot, Homophobie-Vorwürfe und Platzprobleme: Nach 40 Jahren will
> sich Türkiyemspor neu erfinden und richtet den Fokus auf Frauensport.
Bild: 40 Jahre Fußballgeschichte: Der von Migranten gegründete Verein Türkiy…
Berlin taz | Auf vierzig Jahre Fußballgeschichte blickt Türkiyemspor Berlin
in diesem Jahr zurück. Im Mai feierte [1][Deutschlands bekanntester, von
Migranten gegründeter Kreuzberger Verein] das Jubiläum mit alten und neuen
Spieler*innen bei einem Freundschaftsspiel gegen den Zweitligisten 1. FC
Union Berlin.
Anlass zum Feiern hatte Türkiyemspor auch aus einem anderen Grund: Der Klub
hat sich [2][von der finanziellen Pleite seit Ende 2011] erholt, die
Insolvenz ist im vergangenen Jahr abgewendet worden. Nun heißt es:
„Investieren in den Unterbau“, in den Nachwuchs. „Das hat derzeit
Priorität, nicht der Aufstieg in höhere Ligen“, sagt Ecevit Özman, der
sportliche Leiter. Insbesondere den Frauen- und Mädchensport will der Klub
weiter voranbringen. Bis zu 280 Mädchen kicken bereits heute mit.
Der Verein mit dem Fußballschwerpunkt will sich nun aber auch für andere
Sportarten öffnen. „Boxen und Volleyball etwa“, sagt Özman. Seit September
gibt es eine Basketballabteilung. Die soll weiter ausgebaut werden. Dafür
startete die Abteilung eine Crowdfundingaktion. Das erklärte Ziel sind bis
Ende des kommenden Jahres 100 Basketballerinnen. In einer Kreuzberger
Schulhalle dribbelt bereits regelmäßig ein U12-Mädchenteam.
In der Kreisliga spielt das erste Basketball-Herrenteam und in der
Landesliga das erste Frauenteam. Für einen Wechsel vom Kreuzberger
Basketballverein Berlin Tigers zu Türkiyemspor riskierte das bereits
bestehende Frauenteam sogar den Abstieg aus der Regionalliga. „Wir haben
uns bei Türkiyemspor sehr willkommen gefühlt. Dass jemand explizit Lust
darauf hat, Frauen- und Mädchensport zu fördern, das kannten wir so bisher
nicht“, sagt Lena Demke vom Basketball-Frauenteam.
## Bruch mit dem LSVD
Nicht nur die Frauen- und Mädchenarbeit des Traditionsklubs, der 1978 aus
einer Gruppe Kreuzberger Freizeitfußballer hervorgegangen ist und zuerst
Izmirspor hieß, gilt mittlerweile als vorbildlich. Für sein soziales
Engagement gewann der Klub auch mehrere Preise, so zum Beispiel den 2007
erstmals vergebenen Integrationspreis des DFB. 2010 bekam er die „Berliner
Tulpe für deutsch-türkischen Gemeinsinn“ für sein Engagement gegen
Homophobie. Türkiyem arbeitete jahrelang eng mit dem Berliner Lesben- und
Schwulenverband (LSVD) zusammen. Der Verein ist nach wie vor Teil des
Berliner „Bündnisses gegen Homophobie“.
[3][Doch Ende 2014 wurden Homophobie-Vorwürfe laut.] Der Konflikt
entzündete sich daran, dass die dritte Herrenmannschaft Trikots mit dem
Logo des LSVD trug. „Einige im Verein störten die Trikots“, erinnert sich
der Geschäftsführer vom LSVD, Jörg Steinert. Es kam zu einem Bruch mit dem
LSVD. [4][Steinert trat von seinem Aufsichtsratsposten bei Türkiyemspor
zurück.]
„Homophobie gibt es überall in der Gesellschaft. Warum sollten Mitglieder
von Türkiyemspor davon frei sein?“, fragt sich Ecevit Özman heute. Dass
Lesben und Schwule im Verein mitmachten, sei, wie überall auch,
selbstverständlich. „Unser vor Kurzem verstorbener Schatzmeister zum
Beispiel war schwul. Er hat sich in unseren schwierigsten Zeiten mit Leib
und Seele für den Verein eingesetzt.“ Kritik und Vorwürfe kämen aber nicht
nur vom LSVD, sondern von allen Seiten.
„Wir können es nicht allen recht machen“, sagt Özman. Würde der Verein an
sein Engagement gegen Homophobie von damals wieder anknüpfen? „Wir arbeiten
mit jedem zusammen, der mit unserer Vereinsphilosophie einverstanden ist.
Derzeit haben wir aber ganz andere Sorgen.“ Und die sind nicht unerheblich:
Der Klub braucht ein eigenes Vereinsheim. Ein Sponsor würde die Kosten
übernehmen. Uns fehlt nur noch die Baugenehmigung vom Bezirksamt“, sagt
Ecevit Özman.
28 Dec 2018
## LINKS
[1] /Kolumne-Kulturbeutel/!5247695
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[3] /Tuerkiyemspor-in-der-Krise/!5018602
[4] /Homophobie-im-Berliner-Fussball/!5031519
## AUTOREN
Hülya Gürler
## TAGS
Homosexualität im Profisport
Berliner Fußball-Verband
Fußball
Homophobie
Türkiyemspor
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