# taz.de -- Kommentar Onlineshopping: Wenn’s nur die Retouren wären | |
> Selbst zurückgeschickte Internetbestellungen sind nachhaltiger als der | |
> Kauf im Laden. Die tatsächlichen Onlineshopping-Probleme liegen woanders. | |
Bild: Noch läuft alles glatt: Förderband in einem Amazon-Logistikzentrum in A… | |
Dass eine Onlinebestellung häufig eine bessere Ökobilanz hat als der | |
Einkauf beim stationären Händler, sollte sich langsam herumgesprochen | |
haben. Spätestens als das Öko-Institut mal nachgerechnet hat und | |
feststellte: Größter Einzelposten beim Beispielkauf eines Schuhs – so | |
Kundin oder Kunde nicht per Pkw anreist – sind die Emissionen, die beim | |
stationären Händler durch Strom und Wärme verursacht werden. Und die fallen | |
eben auch an, wenn der Weg zum Laden per Fahrrad zurückgelegt wird. | |
[1][Selbst inklusive Retoure] verursacht demnach der Onlinekauf in einer | |
Großstadt weniger Emissionen als der vergleichbare Kauf in einem Laden. | |
Doch darauf sollte sich der Handel keineswegs ausruhen. Denn beim | |
Onlineshopping ist längst nicht alles super. Das beginnt, ganz sichtbar, | |
bei den Arbeitsbedingungen der Zuliefer:innen, der Antriebsform der | |
Lieferfahrzeuge und den reihenweise zugeparkten Radspuren. | |
Ein Stück weiter zurück in der Lieferkette gibt es dann das Problem der | |
wachsenden Bandbreite und Verfügbarkeit von Produkten. Und schließlich, | |
ganz am Anfang, sind da noch die Datensammlungen der Händler und – daran | |
geknüpft – die Algorithmen, die Vorlieben und Lebenssituationen auswerten, | |
anhand der Daten individuelle Preise bestimmen oder Kund:innen mehr oder | |
weniger subtil zum Kauf weiterer Produkte bringen. Und so den Konsum weiter | |
steigern, noch mehr Lieferungen, [2][noch mehr Retouren], noch mehr | |
Verkehr, noch mehr Daten. Wer profitiert, das sind mit großem Abstand | |
Händler und Hersteller. | |
Daher werden die Unternehmen von sich aus auch nichts daransetzen, ihre | |
Lieferungen nachhaltiger, ihre Prozesse privatsphärefreundlicher und die | |
Arbeitsbedingungen der Zulieferer:innen fairer zu gestalten. Basis für | |
Verbesserungen muss vermutlich eine Verpflichtung sein, mindestens aber | |
eine gehörige Portion Druck. Zeit also, dass der endlich kommt. Aus der | |
Politik, aber genauso von denen, die sich so gerne beliefern lassen. Nicht | |
nur rund um Weihnachten. | |
28 Dec 2018 | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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