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# taz.de -- Kolumne Geht’s noch?: Hoppla, die Mafia ist da
> Verhaftungen, Tonnen von Kokain und Millionen in bar: Die
> Anti-Mafia-Operation „Pollino“ war ein Erfolg – und zeichnet ein
> beunruhigendes Bild.
Bild: „Das wird man dann wohl unsere Mafia nennen dürfen“: Razzia in Duisb…
Mafias liefern die für High-Performer unverzichtbare Drogen; sie entsorgen
Müll zu Preisen, die „der Markt nicht hergibt“; [1][sie renovieren
Altstädte], die vom realen Sozialismus oder Neoliberalismus dem Verrotten
preisgegeben wurden; sie haben Waffen und sogenannte Markenprodukte für
jedermann im Portfolio und werden – wie jüngst ein [2][Überwachungsvideo
der italienischen Polizei] dokumentierte – sogar gebeten, die Tochter zu
protegieren, die nun mal unbedingt Staatsanwältin werden wolle.
Kurzum: In einer Welt, in der Menschen, die sich Parteispenden bar in
Briefumschlägen rüberschieben lassen, trotzdem noch das zweithöchste
Staatsamt der Bundesrepublik Deutschland bekleiden können – in so einer
bürgerlichen Welt, ist das organisierte Verbrechen kein Fremdkörper,
sondern gehört, wie schmuddelig auch immer, zur Familie.
Wenn sich nach der durchaus erfolgreichen [3][Anti-Mafia-Operation
„Pollino“] nun die europäischen Polizeien dafür loben, dass sie endlich
genauso globalisiert vorgehen, wie in diesem Fall die aus Kalabrien
stammende Mafia-Organisation ’Ndrangheta, dann sei ihnen das gegönnt. Dass
es der italienischen Polizei gelungen ist, einen Kronzeugen zu gewinnen aus
dem bislang sogar in Schaubildern des BKA schwer nachzuvollziehenden
Verwandtschaftsgeflecht der ’Ndrangheta, ist ebenfalls bemerkenswert.
Nicht zu übersehen ist dabei freilich, dass die Mafia schon wieder einen
Schritt weiter ist: Einer, der hierzulande, wo das Böse immer von draußen
reinkommt, den meisten Leitmedien vor lauter
Kokainbeschlagnahme-Begeisterung erst mal entging: Es habe „Durchstecherei“
gegeben, hieß es am Mittwoch auf der [4][Pressekonferenz zu „Pollino“].
Und am nächsten Tag wurde die zuständige Duisburger Staatsanwaltschaft
konkret: Zwei Polizisten, eine Regierungsbeschäftigte der Polizei, eine
Mitarbeiterin der Stadt Wesseling und eine ehemalige Mitarbeiterin der
Stadt Duisburg sollen Informationen an mutmaßliche Mafiosi weitergegeben
haben. Das wird man dann wohl unsere Mafia nennen dürfen.
Die klassischen Analysen machen das Entstehen von Mafias am Zusammenbruch
staatlicher Strukturen fest, siehe Süditalien oder Sowjetunion. Dann wäre
das sicherste Mittel gegen mafiöse Unterwanderung nicht zuletzt ein Staat,
der [5][öffentliche Angelegenheiten] nicht dem Markt überlässt: Ein starker
Staat – gerne dann auch, was die Ausstattung der Polizei angeht.
7 Dec 2018
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5557288&s=mafia/
[2] https://video.repubblica.it/edizione/palermo/palermo-la-singolare-richiesta…
[3] /Archiv-Suche/!5557018&s=mafia&SuchRahmen=Print/
[4] https://www.youtube.com/watch?v=1xeOpKTfjDA
[5] /!5557021/
## AUTOREN
Ambros Waibel
## TAGS
Mafia
’Ndrangheta
Duisburg
Mafia
Kokain
Medien
Lesestück Meinung und Analyse
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Mafia
Organisiertes Verbrechen
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