# taz.de -- G20-Gipfel in Buenos Aires: Der Geist von Hamburg ist präsent | |
> Merkel kommt zu spät, Trump versetzt Putin und ein Video von Macrons | |
> Ankunft sorgt für Gelächter. Was bisher beim G20-Gipfel geschah. | |
Bild: Sprechen diesmal nicht separat miteinander: Wladimir Putin und Donald Tru… | |
[1][Seit Freitag und noch den Samstag über] tagen sie nun in Argentiniens | |
Hauptstadt Buenos Aires, die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten. | |
Geschützt von 25.000 Sicherheitskräften, die sich einen Extravorrat von – | |
laut Medienberichten – 15 Millionen Gummigeschossen angeschafft haben, | |
sollen die politischen Führungen der wichtigsten Industrie- und | |
Schwellenländer der Welt eigentlich ein Beispiel des Multilateralismus | |
geben. | |
Entstanden in der Finanzkrise vor zehn Jahren, sollte G20 eigentlich | |
verkörpern, dass die komplexen Probleme der Welt, von Armut und | |
Ungerechtigkeit bis Klimawandel, nur mit globaler Zusammenarbeit gelöst | |
werden können. | |
Neben den Plenarsitzungen stehen jede Menge bilaterale Gespräche auf der | |
Tagesordnung – seit Donnerstagabend allerdings eines weniger: US-Präsident | |
Donald Trump verkündete eine Stunde nach dem Abflug aus Washington, er | |
wolle sich lieber doch nicht mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin | |
treffen. Trump begründete das mit dem russischen Vorgehen gegenüber der | |
Ukraine – allerdings ist mit Ausnahme seiner Sprecherin Sarah Huckabee | |
Sanders niemand zu finden, der ihm das glaubt. | |
Es scheint offensichtlich, dass Trump schlicht auf das Geständnis seines | |
früheren persönlichen Anwalts Michael Cohen reagierte, der am Donnerstag | |
zugab, dass er den Kongress über seine Verwicklung in Trumps letztlich | |
gescheiterten Versuch eines Deals zum Errichten eines Trump Towers in | |
Moskau belogen hatte. Bis weit ins Jahr 2016 hinein war Cohen an den | |
Verhandlungen beteiligt, die eben auch dann weiterliefen, als Trump die | |
republikanische Präsidentschaftskandidatur schon fast sicher hatte – und im | |
Wahlkampf auffällig freundlich über Putin sprach. | |
Trump bezeichnet die Untersuchungen des FBI-Sonderermittlers Robert Mueller | |
zwar nach wie vor als substanzlose „Hexenjagd“ – ein Treffen mit Putin | |
schien ihm in dieser Lage aber offensichtlich doch zu heiß. | |
## Mann in gelber Warnweste | |
Während die deutsche Kanzlerin Angela Merkel [2][nach dem Ausfall ihres | |
Bundeswehr-Flugzeuges] noch in der Linienmaschine der spanischen Iberia | |
saß, fast den gesamten ersten Gipfeltag verpasste und sich bei den | |
Gesprächen von ihrem Chef-Sherpa Lars-Hendrik Röller vertreten ließ, | |
unterzeichnete Trump in Buenos Aires bereits mit Kanadas Premier Justin | |
Trudeau und Mexikos Gerade-noch-Präsident Enrique Peña Nieto den neu | |
ausgehandelten Freihandelsvertrag, der das alte Nafta-Abkommen ablöst. | |
Trump hatte schon während des Wahlkampfes gegen Nafta gewettert: Der | |
Vertrag sei schlecht für die USA, bevorteile Mexiko und habe zur | |
Abwanderung unzähliger Firmen geführt. Das neue Abkommen sei jetzt aber | |
ganz großartig für die USA, sagte Trump am Freitag, ab jetzt würden keine | |
Autojobs mehr ins Ausland verschwinden und viele würden alsbald in die USA | |
zurückkehren. Trudeau und Peña Nieto werden sich ihren Teil gedacht haben. | |
Eigentlich hatte Trump am Freitag auch Angela Merkel treffen wollen – ob | |
dafür nach Merkels fast eintägiger Verspätung noch Zeit bleibt, war | |
zunächst unklar. Mit Putin allerdings wird sich Merkel wohl treffen und die | |
aktuellen Entwicklungen in der Ukraine diskutieren, genau wie es der | |
französische Präsident Emmanuel Macron vorhat. | |
Der sorgte in seinem Heimatland für großes Gelächter: Auf dem Video von | |
seiner Ankunft ist zu sehen, wie der Erste, der ihn auf dem Flughafen beim | |
Verlassen der Gangway begrüßt, ein Sicherheitsmann ist – mit gelber | |
Warnweste. Dass Macron ausgerechnet vom Symbol des in Frankreich gegen ihn | |
gerichteten Protests auch in Südamerika willkommen geheißen wurde, hatte | |
schon seine eigene Komik. | |
## 100.000 Menschen zur Demo erwartet | |
Argentiniens Präsident Mauricio Macri gab sich alle Mühe, als Gastgeber | |
eine gute Figur zu machen. Das ist allerdings kein leichtes Unterfangen in | |
einer Stadt, deren Zentrum durch die Sicherheitsvorkehrungen annähernd | |
unbewohnbar ist und deren Polizei gerade eingestehen musste, dass sie nicht | |
einmal das Top-Fußballspiel zwischen den Erzrivalen River Plate und Boca | |
Juniors im Endspiel um die Copa Libertadores abgesichert bekommt. Nach | |
mehrfacher Verschiebung ist das Spiel jetzt für den 9. Dezember neu | |
angesetzt: in Spaniens Hauptstadt Madrid. | |
Außerhalb der abgesperrten Zonen bereitete sich unterdessen ein sehr | |
breites Protestbündnis auf den Freitag vor. Weit nach Redaktionsschluss der | |
taz wurden zur Demonstration nach Veranstalterangaben über 100.000 Menschen | |
erwartet, die gegen alles protestieren wollen, wofür ein G20-Gipfel unter | |
Federführung Macris steht: gegen den Internationalen Währungsfonds, der mit | |
seinen Programmen zurück in Argentinien ist, gegen Trump und Brasiliens | |
designierten Rechtsaußen-Präsidenten Jair Bolsonaro, gegen Ausbeutung und | |
Ungerechtigkeit, gegen Umweltzerstörung und Imperialismus. | |
Auch aus dem Ausland sind zahlreiche Aktivist*innen angereist: Bereits seit | |
Mittwoch war auf einem zweitägigen „Gegengipfel“ auf vielen Veranstaltungen | |
diskutiert und waren neue Netzwerke geschlossen worden. Und auch wenn die | |
Demonstration in Buenos Aires nicht unter dem [3][Hamburger Motto „Welcome | |
to Hell“] stand: Der Geist von Hamburg war präsent – bei der als brutal | |
bekannten Polizei von Buenos Aires allerdings auch. | |
30 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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