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# taz.de -- Kommentar Bayers Glyphosat-Studien: Gift für Pflanzen und Fakten
> Im Umgang mit der Wahrheit erinnert Bayer an Trump. Der Konzern führt mit
> seinen Krebsstudien in die Irre und zeigt damit, wie ängstlich er ist.
Bild: Vor den US-Midterms gehörte Bayer zu den größten Spendern der Republik…
An die Medien hat der Chemiekonzern Bayer eine klare Empfehlung: Sie
sollten sich auf „einen faktenbasierten Journalismus konzentrieren“, riet
Kommunikationschef Christian Maertin der Branche gerade in dem Fachmagazin
Journalist. Doch das gilt offenbar nur für andere.
In seiner eigenen Kommunikation, [1][das zeigen taz-Recherchen], setzt
Bayer stattdessen auf frei erfundene „Fakten“. Mehr als 800
wissenschaftliche Studien würden belegen, dass Glyphosat nicht
krebserregend sei, behauptete der Chemieriese immer wieder, ohne einen
Beleg dafür zu liefern. Konfrontiert mit der Realität, dass sich überhaupt
nur 50 Studien mit der Frage beschäftigen, soll die Aussage plötzlich ganz
anders gemeint gewesen sein.
Erst mal irgendwas behaupten und dann, wenn die Lüge auffliegt, erklären,
es sei alles ein Missverständnis gewesen: dieses taktische Verhältnis zur
Wahrheit erinnert stark an den US-Präsidenten Donald Trump. Doch mit diesem
in Verbindung gebracht zu werden scheint Bayer ja ohnehin nicht zu stören:
Vor den US-Zwischenwahlen in der vergangenen Woche gehörte der
Glyphosathersteller zu den größten deutschen Spendern für den Wahlkampf von
Trumps Republikaner.
Beides – die Irreführung mit den angeblichen Krebsstudien und die
Unterstützung für den Irren im Weißen Haus – zeigt, wie groß die Angst bei
Bayer ist. Die [2][Übernahme des Glyphosatherstellers Monsanto] erweist
sich mehr und mehr als gewaltiges Risiko. In den USA ist einem Anwender des
Gifts, der an Krebs erkrankt ist, [3][Entschädigung in Millionenhöhe]
versprochen worden.
## Fakten lassen sich nicht wegspritzen wie Unkraut
In der EU droht aufgrund wachsenden Widerstandes in der Bevölkerung ab 2022
ein Totalverbot des umstrittenen Pflanzengifts. Und das ohnehin nicht
glänzende Image des deutschen Traditionsunternehmens leidet durch das neue
Produkt gewaltig.
„Verlässliche Informationen sind maßgeblich für eine fundierte
Entscheidungsfindung“, heißt es in den Unternehmensleitlinien von Bayer.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen schwinden im Unternehmen offenbar die
Skrupel, gegen diesen Grundsatz zu verstoßen und stattdessen mit
fragwürdigen Spenden und unwahren Behauptungen die Stimmung im Interesse
des Unternehmens zu drehen.
Doch Fakten lassen sich nicht so einfach wegspritzen wie Unkraut. Dieser
Plan dürfte darum nicht aufgehen. Im Gegenteil: Wenn sich die
Öffentlichkeit, wie von Bayer gefordert, weiterhin an Fakten orientiert,
dürften die offensichtlich unwahren Aussagen die Chancen von Bayer
verschlechtern, mit Glyphosat weiterhin weltweit Millionen zu verdienen.
12 Nov 2018
## LINKS
[1] /Glyphosat-Studien-und-Krebs/!5542638
[2] /Kommentar-Bayer-uebernimmt-Monsanto/!5511052
[3] /Kommentar-Glyphosat-Urteil/!5541180
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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