Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Glyphosat-Urteil: Toxisches PR-Desaster
> Der Wert von Bayer ist nach Gerichtsurteilen um ein Viertel eingebrochen.
> Das zynische Geschäftsmodell des Konzerns wird immer klarer.
Bild: Kann Spuren von Glyphosat enthalten
BERLIN taz | „Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“, heißt es ja
eigentlich. Im Falle des Unkrautmittels Glyphosat aber muss man die alte
PR-Regel umdrehen: Gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Denn
eigentlich hat Bayer vor dem US-Gericht in San Francisco einen juristischen
Sieg errungen. Die Richterin verringerte die Strafzahlung gegen das
Unternehmen um fast eine Viertelmilliarde Dollar. Bilanztechnisch gesehen
könnte das Unternehmen aufatmen. Bayer stehen in den USA noch Tausende
Schadensersatzklagen nach dem Vorbild von Dewayne Johnson bevor. Man könnte
rechnen, mit den Rückstellungen, die der Konzern dafür gebildet hat, sei
Bayer gut aufgestellt.
Doch diese Logik verfängt nicht einmal mehr an der Börse. Der Aktienkurs
des Unternehmens fiel gestern um 12 Prozent, seit dem ersten Urteil im
August ist der Unternehmenswert an der Börse um fast 25 Prozent
eingebrochen, und das, obwohl Bayer nur 5 bis 8 Prozent seines Umsatzes mit
Glyphosat bestreitet.
Die Zahlen belegen eindeutig, welch faules Ei sich der Chemieriese mit
Monsanto in den Konzern geholt hat. Das schlechte Image des
Glyphosatherstellers war das größte Gegenargument für die Übernahme. Als
die Pläne vor zwei Jahren bekannt wurden, sagte Bayer noch, dafür hätte man
eine Strategie. Inzwischen muss man fürchten: Es gab nie eine. Es ist noch
nicht einmal zwei Wochen her, da wies Bayer-Chef Werner Baumann die
Vorwürfe von Umweltschützern scharf zurück. „Dank Glyphosat wird die
Menschheit satt“, behauptete er in einem Interview und bezeichnete die
Kritik an dem Herbizid als Geschäftsmodell, um Spenden zu bekommen. Nun
wird klar, welches Geschäftsmodell Bayer verfolgt: ein äußerst zynisches,
[1][wenn es ein Medikament vertreibt, das eine Krebsart heilt, zu deren
Auslöser sehr wahrscheinlich Glyphosat zählt].
Trotz des langjährigen mit Gutachten prall aufgeblasenen Streits, ob und
wie krebserregend Glyphosat ist: Der Tag an der Börse zeigt, wie wenig es
inzwischen noch darauf ankommt, wer am Ende recht hat – Bayer oder die
Bayer-Kritiker? Um das Image des weltweit meistgenutzten
„Pflanzenschutzmittels“ ist es geschehen. Das sollte auch
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zu denken geben. Seit April
ist sie die Einlösung des Versprechens schuldig geblieben, die
Glyphosat-Nutzung in Deutschland zu beenden. Bisher existieren nicht einmal
Grundzüge eines Ausstiegsszenarios. Vielleicht sollte sie sich ein Beispiel
an Hessen nehmen, wo gerade Wahlkampf geführt wird. Dort setzt Schwarz-Grün
bereits einen Plan um, wie man ohne das Gift auf den Äckern auskommt.
23 Oct 2018
## LINKS
[1] /Bayer-verkauft-Glyphosat-und-Krebsmittel/!5544261
## AUTOREN
Jörn Kabisch
## TAGS
Schwerpunkt Bayer AG
Schwerpunkt Monsanto
Krebs
Landwirtschaft
Schwerpunkt Bayer AG
Schwerpunkt Bayer AG
Schwerpunkt Glyphosat
Schwerpunkt Glyphosat
Schwerpunkt Glyphosat
Schwerpunkt Monsanto
Verhütung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach taz-Recherche über Pflanzengift: Bayer ändert Aussage zu Glyphosat
Dass 800 Studien ein Krebsrisiko bestreiten, behauptet der Chemiekonzern
jetzt nicht mehr. Die Zahl der Klagen von Glyphosat-Geschädigten steigt
weiter.
Kommentar Bayers Glyphosat-Studien: Gift für Pflanzen und Fakten
Im Umgang mit der Wahrheit erinnert Bayer an Trump. Der Konzern führt mit
seinen Krebsstudien in die Irre und zeigt damit, wie ängstlich er ist.
Glyphosat-Studien und Krebs: Die Tricks der Bayer-AG
Mehr als 800 Studien würden bestätigen, dass das Pestizid nicht Krebs
verursache, behauptet Bayer. Doch nur rund 50 Analysen beschäftigen sich
mit der Frage.
Einsatz von Glyphosat: Schulze für schnelle Reduzierung
Die Umweltministerin legt ein Ausstiegskonzept für das umstrittene
Pestizid vor. Doch entscheiden wird am Ende das Agrarministerium.
Bayer verkauft Glyphosat und Krebsmittel: Pestizid und Krebsmittel aus einer Ha…
Mit der Monsanto-Übernahme verkauft Bayer ein Pestizid, das wohl Krebs
verursacht – und ein Medikament, das den Krebs stoppen soll.
Gericht reduziert Schadenersatz: Mildere Glyphosat-Strafe für Monsanto
Monsanto kommt wohl weitaus glimpflicher davon, als es zunächst schien.
Konzernmutter Bayer genügt das nicht – und will weiter klagen.
Prozess wegen Verhütungspille: Gericht empfiehlt Einigung
Wie gefährlich ist die beliebte Verhütungspille „Yasminelle“? Ein Prozess
zum Thema läuft seit Jahren. Auch ein Gutachter bringt keine Klarheit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.