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# taz.de -- Die AfD nach der Hessen-Wahl: Nun sind sie überall
> Nach ihren 13,1 Prozent in Hessen frohlockt die AfD. Sie sitzt nun in
> allen 16 Landtagen. Und jubelt über den Rückzug Merkels vom CDU-Vorsitz.
Bild: Das kann man sich nicht schön trinken: die AfD in „sehr positiver Stim…
BERLIN taz | Jörg Meuthen gibt sich am Montagvormittag bester Laune. „Wir
haben alle Wahlziele erreicht“, jubiliert der AfD-Bundeschef auf einer
Pressekonferenz in Berlin. Der Einzug seiner Partei in den hessischen
Landtags – das letzte noch fehlende Landesparlament – sei „historisch“.
Zusammen mit dem „Niedergang“ der Volksparteien CDU und SPD sei dies gar
eine „Zeitenwende“, behauptet Meuthen. „Sie sehen uns in sehr positiver
Stimmung.“
Und die Stimmung steigt noch, als während der Pressekonferenz die Nachricht
von Merkels geplantem Rückzug vom CDU-Vorsitz bekannt wird. „Gut so“, freut
sich Meuthen. „Das ist der Niedergang ihrer Macht.“ Auch Co-Bundeschef
Alexander Gauland gibt sich zufrieden: Der Abtritt habe natürlich „auch
sehr viel mit uns zu tun“.
13,1 Prozent und 19 Mandate holte die AfD tags zuvor bei der Landtagswahl
in Hessen. Auf der Wiesbadener Wahlparty herrschte Jubel, die Nationalhymne
wurde angestimmt. Hessen komplettiert nun den Einzug der AfD in die
Landesparlamente – das Land, in dem die Partei vor fünf Jahren gegründet
wurde.
Dennoch hatten sich die Rechtsaußen mehr erhofft. „15 Prozent plus X“,
hatte der Landesvorstand als Ziel ausgegeben. Das wurde verfehlt. Im
Vergleich zur jüngsten Bundestagswahl (11,9 Prozent) konnte die AfD aber
etwas zulegen. Als den eigentlich „größten Wahlsieger“ bezeichnet Meuthen
denn auch seine Partei.
## „Harte Auseinandersetzungen“
Hessens AfD-Chef Klaus Herrmann kündigt am Montag nun eine „faire
Opposition“ im Landtag an. „Wir werden aber auch keine harten
Auseinandersetzungen fürchten.“ Man wolle dabei auf das „Kernthema“ Inne…
Sicherheit setzen, aber auch auf Bildung und Familienpolitik.
Ihren Wahlkampf hatte die Hessen-AfD dagegen vor allem als Abrechnung mit
der GroKo in Berlin, allen voran Kanzlerin Angela Merkel, ausgerichtet. Die
Nachricht von Merkels geplantem Rückzug vom CDU-Vorsitz wird am Montag denn
auch genüsslich ausgekostet. Die Kanzlerin sei verantwortlich dafür, dass
Deutschland „zerstört“ werde, ätzt AfD-Chef Gauland. Meuthen assistiert:
Offenbar beginne Merkel „die Zeichen der Zeit zu verstehen“.
## Versuchter bürgerlicher Kurs
Dann pflegt die AfD, mal wieder, die eigene Opferrolle. Die
Berichterstattung vom Wahltag sei eine „Zumutung“ gewesen, beklagt Gauland.
Die AfD sei dort viel zu wenig vorgekommen. Und Meuthen beklagt die
anhaltenden „übelsten Verleumdungen“ gegen seine Partei. Schon im
Hessen-Wahlkampf hatte sich die AfD versucht, möglichst bürgerlich zu
geben. Als zwei Kreisverbände den Partei-Rechtsaußen Björn Höcke einluden,
wurde das von der Landesspitze nicht goutiert. Als Spitzenkandidat trat
Rainer Rahn an, ein pensionierter Zahnarzt und früherer FDP'ler. Landeschef
Robert Lambrou wiederum ist früheres SPD-Mitglied – und nun ebenfalls
Landtagsabgeordneter.
Mit dabei im Parlament ist künftig aber auch [1][Andreas Lichert] – ein
strammer Neurechter, einst Geschäftsführer des Thinktanks dieser Szene, dem
Institut für Staatspolitik, und mit Kontakten zu den rechtsextremen
Identitären. Wer hingegen fast komplett fehlt in der neuen 19-köpfigen
Fraktion: Frauen. Nur zwei ziehen für die AfD in den Landtag ein.
Im nächsten Jahr könnten die Rechtspopulisten noch mehr Grund zum Feiern
haben, wenn in Sachsen, Brandenburg und Thüringen gewählt wird. In Sachsen
und Thüringen liegt die Partei in Umfragen derzeit mit 25 beziehungsweise
23 Prozent nur noch hinter der CDU, in Brandenburg mit 23 Prozent gleichauf
an der Spitze mit der SPD.
29 Oct 2018
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[1] /Die-AfD-bei-der-Landtagswahl-in-Hessen/!5544152
## AUTOREN
Konrad Litschko
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