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# taz.de -- Die Wahrheit: Die Äppelwoi-Rede
> Hessen äußert sich schicksalsschwer nach der Wahl der Wahlen. Hier packt
> ein Redner aus, „in dieser unserer schweren Stunde der Demokratie“.
Bild: Koalitionsbeben, Koalabären und Äppelwoi: Hessen wie es leibt, babbelt …
Meine Damen und Herren, liebe Kinder, die Mitte stellt sich breit dar, das
ist der Satz, der jetzt wichtig ist, in dieser unserer schweren Stunde der
Demokratie, nach dieser so überaus bedeutenden Wahl in diesem unseren
Bundesland, das ungefähr die Größe von Hessen hat und wie ich heißt, also
Hessen. Und weil ich Hessen bin, werden Sachthemen, Amtsträger,
Koalitionsbeben und Koalabären die Stichworte sein, nach denen nun
gearbeitet wird wie in Wiesbaden, so auch in Berlin.
Aber natürlich wollen wir uns als Hessen alle erst einmal bedanken, bei den
Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern, die so gut und bis zum Schluss gekämpft
haben, weil, es ging ja um Punkte, und es hat sich ja auch gelohnt. Und
natürlich wollen wir uns nicht nur bei den Wählerinnen und Wählern
bedanken, sondern auch bei denen mit dem dritten Geschlecht.
Die gerupften Wahlsieger dieses Wahlwahns vom Sonntag, meine Damen und
Herren, liebe Kinder, sind die Herren und Damen von der CDU. Lustig war es
allemal, wie Volker Bouffier, mein Oberhesse und damit die Verkörperung
meinerselbst, umringt von seinen Mitarbeitenden, die allesamt unter
lookistischen Aspekten nicht unbedingt in eine erste Reihe gehörten, feist
grinsend seine Wahlniederlage zugestand. Er konnte sich angesichts der
hohen Niederlage das Grinsen einfach nicht verkneifen! Gegen die
Bundes-Angela richtete sich die unverhohlene Freude, haushoch verloren und
trotzdem Wahlsieger geworden zu sein, allerdings nicht.
## „A-R-D! A-R-D!“
Eine andere Wahlsiegerin vom Sonntag war die Partei ganz rechts außen, die
in der Staatsfunk-Berichterstattung fast grundsätzlich einen Umschaltreflex
auslöste. Seltsam nur, dass bei deren Parteiparty von „ARD-Sprechchören“
berichtet wurde. „A-R-D! A-R-D!“ Und auch die Live-Schalte, bei der
beflissen in die Nationalhymne gequatscht wurde, die hatte was. Weiter so,
Staatsfunk!
TSG hingegen, meine Damen und Herren, liebe Kinder, der mit dem Doppelnamen
und leidiger Frontmann der SPD, hat alles getan, was in seiner Macht stand.
Pech: Er ist in der falschen Partei! So kann das doch nichts werden. René
Rock von der FDP hingegen, konnte sich als „kleiner Gewinner“ fühlen und
trägt auch weiterhin einen Namen, der rockt. Die andere kleine Gewinnerin
des Abends war die Linke, die „gestärkt“ wie ein Hemd ihren Wiederanzug,
nein, Wiedereinzug in den Landtag feiern konnte.
Wahlabende, vor allen Dingen hessische, wie immer wieder schön betont wurde
an diesem unserem hessischen Wahlabend vom Sonntag, sind ja enorm spannend
und haben auch immer etwas von Sportveranstaltungen: Die Wetten, meine
Damen und Herren, liebe Kinder, werden pünktlich um 18 Uhr versendet,
danach guckt man ständig aufs Ergebnis, das sich ändern kann oder auch
nicht!
TSG und seine Leute, die konnten allerdings schon bei Anpfiff dieses
Wahlabends mit hängenden Köpfen geschlagen vom Platz schleichen. Wie gut,
dass dann auch noch die moralische Unterstützung aus Berlin kam – Andrea
Nahles sagte die Niederlagenserie bis zur Halbzeit voraus! Bis zur Halbzeit
der Groko! Solange will die SPD wirklich noch weiter verlieren.
## Das nächste Spiel im Osten
Schade nur, dass das nächste Spiel erst 2019 stattfindet, und das auch noch
im Osten. Und das bei den Einschaltquoten! Da sollte doch was zu machen
sein – mehr Wahlabende! Ist doch immer wieder spannend! Und wie oft kommt
es vor, meine Damen und Herren, liebe Kinder, dass die jeweiligen
sprechenden Köpfe der jeweiligen Parteien an einem Abend zehnmal das
gleiche sagen! „Wording“ nennt man das wohl.
Die Grünen zum Beispiel, die anderen, die echten, die wahren Wahlsieger des
Abends, konnten von ihrem Bundesland, also von Hessen, und sich selbst gar
nicht mehr genug kriegen an diesem Wahlabend, so selbstbesoffen waren sie,
denn wahrlich, Ich Hessen war noch nie so grün! Auffallend nur, dass Robert
Habeck etwas verlebter aussah als sonst, trotz oder gerade wegen akkuratem
Out-of-Rasierapparat-Bart. Dafür wird sein Sidekick Annalena Baerbock, der
ein Dreitagebart auch ganz gut stehen würde, immer einnehmender.
Bei so viel geballter Doppelspitzenerotik hätte man fast den Hesso-Grünen
übersehen, den mit dem Doppelnamen, der in seinem Heimatland allerdings
ausschließlich und nur unter seinem Vornamen Tarek firmiert, damit
Verwechslungen ausgeschlossen sind. Verwechseln darf man den
Grünen-Bundesspitzenkandidaten Habeck jedenfalls nicht mit einem Modell aus
der Bild-Zeitung, das wohl nicht zufällig denselben Namen trägt: „Janine
Habeck (32) hat als Bunny nahezu alles erreicht“, meldete das täglich
erscheinende Politmagazin gestern unter der schockierenden Schlagzeile
„Liebesaus bei Janine Habeck“. Gottseidank hat Janine aber gar nichts mit
Robert zu tun!
Während also in mir, in Hessen alles beim Alten bleibt, geht es in Berlin
hoch her. Ein Liebesaus der Groko wird es auf absehbare Zeit zwar nicht
geben, dafür sind die Altvorderen der SPD zu machtgeil. Der grüne Siegeszug
aber wird unbeschränkt weiter gehen. Bis irgendwann der Tag kommt, meine
Damen und Herren, liebe Kinder, wo gesagt werden muss: Wahrlich, es grünt
so grün, grüner wird es nicht. Nicht nur in mir, in Hessen. Darauf einen
Äppelwoi!
30 Oct 2018
## AUTOREN
René Hamann
## TAGS
Landtagswahl in Hessen
Robert Habeck
Volker Bouffier
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