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# taz.de -- Werkhof-Rückkauf abgelehnt: „Fauler Kompromiss“
> Die Hofbesitzer haben das Kaufangebot der Werkhofgemeinschaft „Viva La
> Bernie“ ausgeschlagen und bieten einen langfristigen Mietvertrag.
Bild: Umkämpfte Immobilie: Werkhof an der Bernstorffstraße auf St. Pauli
Hamburg taz | Kurz nach Mitternacht ist die E-Mail mit dem Mietangebot der
AC Immobilieninvestment GmbH bei Ralf Gauger eingegangen. Morgens auf dem
Weg zu einer von zwei Baustellen kam der Bauunternehmer dazu, einen Blick
auf das Angebot zu werfen, das wenig später auch per Post auf seinem
Schreibtisch im Werkhof an der Bernstorffstraße 117a landete.
Da hatte Gauger bereits das Interview mit Christoph Reschke, einem der
beiden Inhaber der Immobilieninvestment-Gesellschaft, im Hamburger
Abendblatt gelesen, wo die wesentlichen Eckpunkte des Angebots umrissen
sind. Einen Mietvertrag über den Zeitraum von 25 Jahren bieten die
Eigentümer der Werkhofgemeinschaft an, wobei die Mieten deutlich unter neun
Euro pro Quadratmeter blieben.
Auf den ersten Blick kein schlechtes Angebot. Mit dem wollen die beiden
Eigentümer, die für den US-amerikanischen Immobilienkonzern Hines arbeiten,
der Hofgemeinschaft die Hand reichen, wie es Reschke gegenüber dem
Abendblatt formulierte.
Das weiß auch Werkhofsprecher Ralf Gauger zu schätzen, der froh ist, dass
nun konkrete Zahlen auf dem Tisch liegen, die beim runden Tisch im
Bezirksamt am 15. November diskutiert werden können. Erreicht hat die
Werkhofgemeinschaft „Viva La Bernie“ mit ihren [1][öffentlichkeitswirksamen
Aktionen] aber schon jetzt, dass die Eigentümer nur moderat an der
Mietenschraube drehen.
Vorgesehen ist die Miete von anfangs sechs Euro pro Quadratmeter in zwei
jährlichen Schritten auf 7,47 Euro pro Quadratmeter anzuheben und erst ab
dem elften Mietjahr eine Anpassung an die Inflation vorzunehmen. Eine
weitere Mietanpassung an die Inflation ist ab dem sechzehnten Mietjahr
vorgesehen, doch ab dem 20. Mietjahr steht dann eine Mietanpassung an die
ortsübliche Vergleichsmiete an – allerdings abzüglich eines
Solidaritätsabschlags von 25 Prozent.
Das klingt nicht nach Miethai, aber klar ist, dass sich die Mieter schon
heute eine „ortsübliche Vergleichsmiete“ nicht leisten können – also ge…
müssten. Genau dagegen wehren sich Gauger und die Werkhöfler: „Der Begriff
der marktüblichen Miete ist längst ein Synonym für Vertreibung geworden.
Wir wollen jedoch in Selbstbestimmtheit bleiben.“ Dafür ist die
Mietergemeinschaft bereit noch tiefer in die Tasche zu greifen.
Sie würden den Eigentümern den Verkauf der Immobilie auch stärker versüßen.
„Wir haben zur Kenntnis genommen, dass der Kaufpreis, den Christoph Reschke
und Alexander Möll gezahlt haben, höher lag als unsere Kalkulation. Deshalb
bieten wir den Kauf zu einem Preis an, der eine Million Euro über dem
damaligen Kaufpreis liegt“, sagt Gauger. Ihm und den Mietern des Werkhofs
geht es darum, die Immobilie in Selbstverwaltung zu überführen und vom
Markt zu nehmen.
## Investoren wollen Nachverdichtung
Das deckt sich nicht mit den Interessen der Investoren, die bereits im
Mietvertrag fixiert haben, dass sie über die Nachverdichtung auf dem
Parkplatz und der Hofeinfahrt verhandeln möchten. Das wird in der
Nachbarschaft und auf dem Werkhof alles andere als begrüßt. „Aus unser
Sicht wäre das ein fauler Kompromiss, eine Kröte, die wir nur schlucken
würden, um zu bleiben“, sagt Gauger.
Die anvisierte Verdichtung dürfte auch ein Thema beim runden Tisch im
Bezirksamt am 15. November werden. Allerdings hat Bezirksamtsleiterin Liane
Melzer bereits unmissverständlich klargemacht, dass es
Ausnahmegenehmigungen für potenzielle Bauvorhaben auf dem Hinterhof nur
geben kann, wenn sich die Investoren mit der Werkhofgemeinschaft einigen
können. Danach sieht es derzeit nicht aus – auch wenn nun endlich konkrete
Vorschläge auf dem Tisch liegen.
25 Oct 2018
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