Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fall Jamal Khashoggi: Erdoğan spricht von „brutalem Mord“
> Der türkische Präsident hat sich zum mutmaßlichen Mord an Jamal Khashoggi
> deutlich geäußert. Den Tätern müsse in der Türkei der Prozess gemacht
> werden.
Bild: Der Journalist aus Saudi-Arabien sei Opfer eines „geplanten“ und „b…
Athen taz | „Jamal Khashoggi wurde brutal ermordet. Der Mord war nicht
spontan, sondern von langer Hand geplant. Niemand soll glauben, dass wir
helfen werden, diesen Mord zu vertuschen.“ Das waren die Kernaussagen des
türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in einer Stellungnahme zum Fall
Khashoggi am Dienstagmittag vor der Fraktion seiner Partei im Parlament in
Ankara. Erdoğan widersprach damit der [1][von Saudi-Arabien verbreiteten
Version], der Journalist sei im saudischen Konsulat in Istanbul bei einem
Handgemenge versehentlich ums Leben gekommen.
Der saudische Kritiker des regierenden Kronprinzen Mohammed bin Salman
hatte am 2. Oktober das Konsulat betreten und wurde seitdem nicht mehr
gesehen. Türkische und US-amerikanische Medien berichten seit Tagen, es
gebe Audioaufnahmen, die zweifelsfrei belegen, dass Khashoggi im Konsulat
von einem zuvor aus Saudi-Arabien eingereisten Killerteam ermordet wurde.
Erdoğan bestätigte in seiner Rede diese Berichte nun erstmals, ohne
allerdings näher auf die Beweislage einzugehen. Er gab lediglich an, dass
Kameraaufnahmen außerhalb des Konsulats belegen würden, dass Khashoggi das
Gebäude nicht mehr verlassen habe. Stattdessen habe ein fingierter
Doppelgänger in den Kleidern von Khashoggi das Konsulat über einen
Hinterausgang verlassen und sei per Taxi in die Innenstadt gefahren. In
einer öffentlichen Toilette am Sultan-Ahmed-Platz habe er sich der Kleidung
dann entledigt.
Erdoğan beklagte, dass die Wiener Konvention zum Schutz von Diplomaten die
Aufklärung eines solchen Gewaltverbrechens erschwere. „Deshalb konnten wir
das Konsulat erst nach Tagen durchsuchen und konnten die Ausreise des
Konsuls nicht verhindern“, sagte Erdoğan. Er sprach davon, dass neben dem
eingereisten 15-köpfigen Killerteam drei Mitarbeiter des Konsulats an der
Durchführung des Mordes beteiligt gewesen seien.
Weil dieser „Mord“ an einem „international anerkannten Journalisten“ zw…
im saudischen Konsulat, aber doch auf türkischem Territorium stattgefunden
habe, appellierte Erdoğan an den saudischen König Salman, die Beteiligten,
die sich alle wieder in Saudi-Arabien befinden, an die türkischen Behörden
auszuliefern. In Istanbul solle ihnen der Prozess gemacht werden.
Erdoğan forderte aber auch, die Verantwortlichen für den Mordbefehl zu
benennen. Er bezog sich in seiner Rede mehrmals positiv auf den saudischen
König Salman, ohne dessen Sohn, den Kronprinzen Mohammed bin Salman,
namentlich zu erwähnen. Kenner des saudischen Machtapparats gehen davon
aus, dass der Mord nur auf Anordnung des Kronprinzen stattgefunden haben
kann.
Erdoğan gab an, dass er sich in einem längeren Telefonat mit US-Präsident
Donald Trump einig gewesen sei, dass der Mord an Khashoggi „restlos“
aufgeklärt werden muss. Niemand solle glauben, dass die türkische Regierung
bereit sei, bei einer Vertuschungsoperation mitzumachen.
## Neue CIA-Chefin in Ankara
Erst am Montag hatte die Washington Post, für die Khashoggi als Kolumnist
gearbeitet hatte, berichtet, dass Saudi-Arabien der Türkei im Gegenzug für
Stillschweigen große Investitionen und eine Aufhebung des Boykotts gegen
Katar angeboten habe. Katar ist mit der Türkei verbündet. Erdoğan habe
dieses Angebot aber empört ausgeschlagen.
Erdoğan will offenbar auch Trump auf seinen Kurs einschwören. Wie die
Washington Post auch berichtete, flog am Montag die neue CIA-Chefin Gina
Haspel nach Ankara, um sich von den türkischen Kollegen unterrichten zu
lassen. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte zuvor gesagt,
die Türkei sei bereit, ihre Beweise einer internationalen Untersuchung zur
Verfügung zu stellen und auch mit anderen Geheimdiensten
zusammenzuarbeiten.
Zeitgleich mit Erdoğans Rede fand in der saudischen Hauptstadt Riad
[2][eine Wirtschaftskonferenz] statt. Bei dem Treffen will bin Salman sein
wirtschaftliches Reformprogramm präsentieren. Dutzende Persönlichkeiten aus
Medien, Politik und Wirtschaft hatten ihre Teilnahme abgesagt.
23 Oct 2018
## LINKS
[1] /Mordfall-Jamal-Khashoggi/!5544561
[2] /Siemens-Chef-sagt-Saudi-Arabien-ab/!5545290
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Schwerpunkt Türkei
Türkei
Saudi-Arabien
Jamal Khashoggi
Mohammed bin Salman
König Salman
Saudi-Arabien
Rüstungsexporte
Jamal Khashoggi
Jamal Khashoggi
Jamal Khashoggi
Rüstungsexporte
Saudi-Arabien
Jamal Khashoggi
Jamal Khashoggi
Jamal Khashoggi
Saudi-Arabien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Saudis zu totem Journalisten Kashoggi: Es war Vorsatz
Die Staatsanwaltschaft in Riad geht im Fall Khashoggi von einer Tötung mit
Vorsatz aus. Damit nähert man sich der türkischen Version.
SPD fordert Entschädigungen: Kashoggi stoppt Waffenexporte
Nach der Kashoggi-Affäre will Deutschland keine Waffen mehr nach
Saudi-Arabien exportieren. Betroffene Regionen hoffen auf Entschädigungen.
Mordkomplott Jamal Khashoggi: USA verhängen Einreisesperre
21 mutmaßlich an dem Mord beteiligte Saudis dürfen künftig nicht mehr in
die USA reisen. Die Einreisesperre soll erst der Anfang sein.
Kommentar Erdoğan zu Khashoggi: Saudischer Kronprinz im Visier
Der türkische Präsident legt sich im Mordfall Khashoggi fest: Er will den
saudischen Kronprinzen stürzen. Dazu braucht er die Hilfe Donald Trumps.
Nach Tod Jamal Khashoggis: Erdoğan spricht von „Mordkomplott“
Der türkische Präsident nennt Khashoggis Tod einen „barbarischen geplanten
Mord“. Er fordert einen Prozess gegen die Verantwortlichen in der Türkei.
Kommentar Waffen nach Saudi-Arabien: Exportstopp mit Verfallsdatum
Nach dem Khashoggi-Mord will die Große Koalition Waffenexporte nach
Saudi-Arabien einstellen. Doch schon bald könnten sie weitergehen.
FAQ zu Lieferungen nach Saudi-Arabien: Nur noch ein paar Waffen
Die Bundesregierung verkündet, Saudi-Arabien soll keine deutschen Waffen
mehr bekommen. Einige könnten trotzdem noch durchgehen.
Siemens-Chef sagt Saudi-Arabien ab: Investorenkonferenz ohne Kaeser
Nach starkem öffentlichen Druck verzichtet der Siemensvorstand auf den
Besuch in Riad. Hintergrund ist Fall des getöteten Journalisten Jamal
Khashoggi.
Bericht der „New York Times“: Die saudischen Twitter-Trolle
Riad geht offenbar mit Fake-Konten gegen Kritiker vor. McKinsey-Berater
könnten bei der Identifikation Oppositioneller geholfen haben.
Saudi-Arabien nach Tod Jamal Khashoggis: Diskussion um Waffenexporte
Die Bundesregierung stellt künftige Exporte infrage, den Grünen geht das
nicht weit genug. Das saudische Königshaus telefoniert derweil mit
Hinterbliebenen.
Kommentar Saudi-Arabien und Khashoggi: Der falsche Verbündete
Saudi-Arabien ist eine Diktatur, die jeden Widerspruch ausmerzt und nicht
mal vor Mord zurückschreckt. Deshalb ist ein „Weiter so!“ undenkbar.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.