| # taz.de -- FAQ zu Lieferungen nach Saudi-Arabien: Nur noch ein paar Waffen | |
| > Die Bundesregierung verkündet, Saudi-Arabien soll keine deutschen Waffen | |
| > mehr bekommen. Einige könnten trotzdem noch durchgehen. | |
| Bild: Fragwürdige Lieferungen: deutsches Kriegsschiff für Saudi-Arabien | |
| 1. Was ist der Anlass für den Export-Stopp? | |
| Nach dem [1][Tod des Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul] erhöht die | |
| Bundesregierung langsam den Druck auf die Regierung in Riad. In einer | |
| gemeinsamen Erklärung forderten Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister | |
| Heiko Maas schon am Sonntagnachmittag Aufklärung. Am Abend legte die | |
| Kanzlerin dann nach: „Ich stimme all jenen zu, die sagen, gerade was auch | |
| die sowieso schon limitierten Rüstungsexporte angeht, kann das nicht | |
| stattfinden in dem Zustand, in dem wir gerade sind“, sagte sie in | |
| unnachahmlichen Merkel-Deutsch. | |
| 2. Saudi-Arabien? Bekommen die zurzeit überhaupt noch Waffen? | |
| Ja. In den Sondierungen hatten Union und SPD im Januar zwar vereinbart, | |
| keine Rüstungsexporte an Beteiligte des Jemen-Kriegs mehr zu genehmigen. In | |
| den Koalitionsverhandlungen einigten sie sich dann aber auf | |
| „Vertrauensschutz“ für „bereits genehmigte Lieferungen“. Gemeint waren | |
| offenbar Geschäfte, für die es schon mal eine Voranfrage der Hersteller gab | |
| und die die Bundesregierung zunächst nicht abgelehnt hatte. | |
| 3. Voranfrage? | |
| Bevor Waffenhersteller einen Auftrag einfädeln, können sie bei der | |
| Bundesregierung durch eine Voranfrage ausloten, wie die Chancen darauf | |
| stehen, dass am Ende auch der abschließende Exportantrag genehmigt wird. | |
| Das soll den Unternehmen Planungssicherheit verschaffen. Umstritten ist, | |
| wie verbindlich die Antwort auf so eine Voranfrage ist und ob die | |
| Bundesregierung eine Entschädigung zahlen muss, wenn sie nach einer | |
| positiven Voranfrage am Ende doch nicht genehmigt. Die Rüstungsindustrie | |
| hält die Antwort auf die Voranfrage für verbindlich, das | |
| Bundesverfassungsgericht sah es in einem Urteil 2014 anders. | |
| 4. Und was passiert jetzt mit Exporten an Saudi-Arabien, für die es | |
| eigentlich eine positive Voranfrage gab? | |
| Für diese Geschäfte will die Bundesregierung jetzt, anders als im | |
| Koalitionsvertrag vereinbart, doch keine Exportgenehmigungen mehr erteilen | |
| – zumindest nicht, solange der Fall Khashoggi nicht aufgeklärt ist. Das | |
| stellte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Montag klar. | |
| 5. Um wie viele Fälle geht es da? | |
| Über Voranfragen gibt die Bundesregierung keine Auskunft. Es ist daher | |
| unklar, wie viele Geschäfte noch in der Warteschlange stehen und auf eine | |
| Genehmigung warten. Bekannt ist nur, wie viele Exporte nach Saudi-Arabien | |
| die aktuelle Bundesregierung seit ihrem Amtsantritt genehmigt hat. Deren | |
| Gesamtwert liegt bei 416 Millionen Euro, damit ist das Land in diesem Jahr | |
| der zweitwichtigste Empfänger deutscher Rüstungsgüter. | |
| 6. Darf ab sofort wirklich keine Waffe mehr nach Saudi-Arabien geliefert | |
| werden? | |
| Da ist sich die Regierung noch nicht sicher. Fraglich ist, was mit | |
| Rüstungsgütern passiert, deren Lieferung die Regierung zwar schon genehmigt | |
| hatte, die sich im Moment aber noch in Deutschland befinden. „Was das für | |
| schon getroffene Entscheidungen bedeutet, ist jetzt von der Regierung zu | |
| prüfen“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Ein Widerruf | |
| ist in solchen Fällen zwar prinzipiell möglich, die Hersteller müssen dann | |
| aber unter Umständen vom Staat entschädigt werden. | |
| 22 Oct 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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