# taz.de -- EEG-Umlage sinkt erneut: Ökostrom wird günstiger | |
> Wieder sinkt die EEG-Umlage, doch bei Verbrauchern kommt das kaum an. Der | |
> Streit um den Erneuerbaren-Ausbau in der Koalition geht weiter. | |
Bild: Die Bundesregierung verteilt die Kosten für die Netzanbindung der Windpa… | |
Berlin taz | Die Zeiten, in denen jedes Jahr Mitte Oktober eine große | |
Debatte über die Energiewende begann, sind vorbei. Zu diesem Termin wird | |
die Höhe der EEG-Umlage bekannt gegeben, also jenes Aufschlags auf die | |
Stromrechung, mit dem gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) der | |
Ausbau des Ökostroms in Deutschland finanziert wird. Für 2019 haben die | |
Stromnetzbetreiber am Montag Entwarnung gegeben: [1][Wie schon im Vorjahr] | |
steigt die EEG-Umlage nicht, sondern sie sinkt um 6 Prozent auf 6,4 Cent | |
pro Kilowattstunde. | |
Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 | |
Kilowattstunden im Jahr bedeutet das eine jährliche Ersparnis von 14 Euro. | |
Ob es tatsächlich dazu kommt, ist aber offen. Denn dass die Ökostrom-Umlage | |
sinkt, liegt vor allem daran, dass konventioneller Strom in letzter Zeit | |
teurer geworden ist, weil der Emissionshandel verschärft wurde. Diese | |
gestiegenen Kosten werden – aufgrund langfristiger Bezugsverträge der | |
Stromlieferanten meist mit etwas Verzögerung – an die KundInnen | |
weitergegeben werden. | |
Zudem verteilt die Bundesregierung die Kosten neu, die für die | |
Netzanbindung der Windparks in Nord- und Ostsee anfallen. Statt über die | |
Netzentgelte werden diese künftig über eine eigene Umlage finanziert. Mit | |
0,4 Cent pro Kilowattstunde fällt sie fast genauso hoch aus wie die Senkung | |
der EEG-Umlage. Im Gegenzug entfallen diese Kosten bei den Netzentgelten. | |
Doch weil Industriebetriebe mit besonders hohem Strombedarf bei der neuen | |
Umlage stärker begünstigt werden als bei den Netzentgelten, werde es für | |
private KundInnen insgesamt teurer, bemängelt der | |
Verbraucherzentrale-Bundesverband. „Die Bundesregierung treibt die unfaire | |
Verteilung der Stromkosten weiter voran“, kritisiert Vorstand Klaus Müller. | |
Nach einer Übersicht des Ökostromanbieters Lichtblick steigen die | |
Netzentgelte im kommenden Jahr im Schnitt um 2,3 Prozent, wobei es starke | |
regionale Unterschiede gibt. | |
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) begrüßte die sinkende Umlage | |
als „gute Nachricht, weil wir zeigen, dass Ökologie und Ökonomie Hand in | |
Hand gehen können“. | |
Ob jetzt aber, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, tatsächlich der Ausbau | |
der erneuerbaren Energien beschleunigt wird, ist trotzdem noch offen. Vor | |
allem vom Wirtschaftsflügel der CDU gibt es weiter Widerstand. „Mehr | |
Menge an erneuerbaren Energien“ müsse „zwingend an die Aufnahmefähigkeit | |
der Netze“ gekoppelt sein, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der | |
CDU, Joachim Pfeiffer, der dpa. Umweltverbände halten das Argument der | |
fehlenden Netze für vorgeschoben. | |
Trotz der Meinungsverschiedenheiten rechnet man in der Bundesregierung | |
damit, sich bis Ende Oktober über zusätzliche Ausschreibungen in den Jahren | |
2019 und 2020 zu einigen. Sehr viel länger hinziehen dürften sich dagegen | |
die Verhandlungen über die ebenfalls geplante Anhebung der generellen | |
Ausbaumengen für Ökokraftwerke, um das neue Ziel von 65 Prozent | |
Erneuerbaren im Jahr 2030 zu erreichen. | |
16 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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