# taz.de -- Umstrittenes Sponsoring von Red-Bull-CEO: Verständnis für Rechtse… | |
> Der Red-Bull-CEO Mateschitz sponsort Extremsportler und Servus TV. Damit | |
> fördert er auch die Verbreitung rechten Gedankenguts. | |
Bild: Red-Bull-Chef Mateschitz sponsort den umstrittenen Sender Servus TV – u… | |
WIEN taz | Als Martin Sellner, Chef der österreichischen Identitären, vor | |
zwei Jahren zum Talk im Hangar 7 nahe dem Salzburger Flughafen zum Thema | |
„Wie gefährlich sind unsere Muslime?“ eingeladen wurde, gab es Empörung in | |
den Medien. Dürfe man Leuten, die rechtsextremes Gedankengut verbreiten, | |
eine Bühne bieten? Drei der geladenen Diskussionsteilnehmer sagten ab, als | |
sie erfuhren, mit wem sie reden sollten. | |
Der Talk im Hangar 7 ist das Debattenformat des Privatsenders Servus TV, | |
der sich im Besitz des Dosenmilliardärs Dietrich Mateschitz befindet. Mit | |
dem Hangar 7 hat er sich einen Raum geschaffen, indem nicht nur seine | |
Privatsammlung alter Flugzeuge ausgestellt ist, sondern auch Meinung | |
versendet wird. Das Restaurant im Obergeschoss ist Treffpunkt für die | |
Betuchten, Starköche verwöhnen die zahlungskräftige Klientel mit ihren | |
Gaumenfreuden. | |
Für Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen | |
Widerstandes (DÖW) ist Servus TV deswegen „kein rechtsextremer Sender“, | |
aber er nimmt keine Einladungen in den Hangar 7 an, „solange das Format die | |
Eingemeindung Rechtsextremer in den demokratischen Diskurs betreibt“. | |
Sellner und der Identitären Bewegung verschaffte ihr Auftritt eine gewisse | |
Salonfähigkeit. Eine Burschenschaft, die Sellner danach zu einer | |
Veranstaltung in Steyr einlud, berief sich darauf, dass dieser im Fernsehen | |
mitdiskutieren dürfe. | |
## Servus TV für weniger Anspruchsvolle | |
Mateschitz liebt den Extremsport. Neben den beiden Profifußballteams | |
[1][Red Bull Salzburg und Leipzig], zwei Formel-1-Rennställen sponsert er | |
auch Athleten, die besonders werbewirksam sind. Daneben leistet er sich | |
[2][die Rechercheplattform Addendum], die die österreichische Medienszene | |
durchaus befruchtet hat. Welche Medien haben denn heute Geld für aufwendige | |
Recherchen? | |
Aber Servus TV bedient weniger anspruchsvolle Gemüter. Seit April 2016 wird | |
der Sender von Ferdinand Wegscheider geleitet. Er hat die Hoheit über das | |
Budget und das Programm, was im Fernsehen eher unüblich ist und auch bei | |
Servus TV bis dahin getrennt war. Man muss das als besonderen | |
Vertrauensbeweis von Dietrich Mateschitz deuten, der wohl auch die | |
politischen Positionen seines Angestellten teilt. | |
Wegscheider gibt seine Meinung jede Woche in der Kommentarsendung „Der | |
Wegscheider“ zum Besten. Eingeleitet wird der Auftritt mit dem Hinweis: | |
„Der Wegscheider – da scheiden sich nicht nur die Wege, sondern auch die | |
Geister.“ Wegscheider zeigt viel Verständnis für rechtsextreme Positionen, | |
etwa als er am 26. März 2016 forderte: „Wir werden aufhören müssen, | |
Hinweise auf Missstände als Hetze zu bezeichnen. Und wir müssen aufhören, | |
die, die auf Missstände hinweisen, als Nazis zu bezeichnen.“ | |
Dagegen, dass seine Welterklärungen zu den von rechtsextremen Medien und | |
Plattformen meistgeteilten Sendungen zählen, hat Wegscheider nie | |
protestiert. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache twittert regelmäßig | |
Links zu Kommentaren, die ihm besonders gut gefallen. | |
## Red Bull fördert auch Extremsportler Baumgartner | |
Michael Fleischhacker, der den Talk im Hangar 7 moderiert, macht es sich | |
zum Prinzip, Exponenten aller möglichen Extreme einzuladen. So ließ er | |
wiederholt die deutsche Antifeministin Birgit Kelle auftreten, die etwa zum | |
Thema Impfungen für verschwörungstheoretische Positionen zuständig war. | |
Vertreterinnen linksextremer Gruppen dürfen immer wieder mitdiskutieren. | |
Für den ehemaligen ÖVP-Abgeordneten Marcus Franz, der bekannt wurde, als er | |
ein Recht auf Pograbschen einforderte, Schwule für „amoralisch“ hält und | |
Armen das Wahlrecht entziehen möchte, fand sich im Hangar auch eine Bühne. | |
Servus TV fördere „unter dem Deckel der Meinungsfreiheit rechte Umtriebe“, | |
meint Jerome Trebing, ein auf Österreichs rechtsextreme Szene | |
spezialisierter Wiener Soziologe. Er findet es auffällig, dass sich Red | |
Bull politisch weit rechts stehender Personen als Werbeträger bediene. | |
Allen voran der Extremsportler und „Stratosphärenspringer“ Felix | |
Baumgartner, der gerne darüber schwadroniert, dass Österreich ein starker | |
Mann an der Spitze wohltäte: „Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, | |
wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, die sich wirklich | |
auskennen.“ Wenn Mateschitz diese Meinung nicht teile, so erwartet sich | |
Trebing, „dass Baumgartner gesagt wird, für Red Bull bist du nicht | |
tragbar“. | |
Ende Oktober 2016 tagte in Linz der Kongress „Verteidiger Europas“, bei dem | |
es um die Vernetzung von rechtsextremen Gruppen ging. „Mainstream-Medien“ | |
durften nicht darüber berichten. Servus-TV wurde hingegen neben dem | |
rechtsextremen Online-Magazin Info.Direkt und der FPÖ-nahen Plattform | |
unzensuriert.at als einziges Medium, Zutritt gewährt. | |
5 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Kolumne-Pressschlag/!5531168 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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