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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Getrennte Geschwister
> Dank ihrer Entflechtungsexperten dürfen sich RB Leipzig und RB Salzburg
> duellieren. Doch Wildwuchs herrscht auch andernorts.
Bild: Ähnlichkeiten mit RB Leipzig sind rein zufällig: RB Salzburg-Spieler fe…
Wofür das Kürzel FKK steht, ist weithin bekannt. Freunde der
Freikörperkultur legen sich gern nackert an Strände und Seen, so weit, so
gut. Was es aber mit dem Akronym FKKK auf sich hat, wissen nur die
wenigsten. Die FKKK ist die Uefa-Finanzkontrollkammer für Klubs. Dort guckt
man, ob im europäischen Fußball alles mit rechten Dingen zugeht. Das ist
auch nötig. Denn schon am 20. September kommt es zu einem merkwürdigen
Duell.
RB Leipzig trifft auf RB Salzburg in der Europa League. Der eine Klub nennt
sich RasenBallsport, der andere weniger verklemmt FC Red Bull.
RasenBallsport ist ein sächsischer Euphemismus, der verhüllen soll, worum
es eigentlich geht. Beide Vereine wurden unter dem Patronat des
österreichischen Getränke- und Lifestylemagnaten Dietrich Mateschitz groß.
Er hat alles bereitgestellt, was man braucht: Diridari, Know-how, fähiges
Personal, Immobilien, strategischen Weitblick und einen langen Atem, der
Fußballtraditionalisten in Deutschland und Österreich wie ein Eishauch
umweht.
Die fragen sich nun, wie es sein kann, dass diese beiden Vereine, der eine
Fleisch von des anderen Fleische, gegeneinander antreten dürfen, einfach
so. Ist das nicht eine ausgemachte Sauerei? Liegt der Interessenkonflikt
nicht auf der Hand? Können sich diese blutsverwandten Klubs das Ergebnis
ihrer Scheinschlacht nicht nach Gusto auskungeln? Das sind berechtigte
Fragen, mit denen sich auch die Freunde der Freikörper…, nein, der
Finanzkontrolle bei der Uefa beschäftigt haben, unlängst.
Erst haben sie viel Geld ausgegeben, um sich von der Unternehmensberatung
PricewaterhouseCoopers das allzu Offensichtliche bestätigen zu lassen,
also dass die Integrität des Wettbewerbs durch die Verbindungen der Klubs
zu dem Getränkehersteller gefährdet sei und Red Bull auf beide Vereine
übermäßigen Einfluss ausüben könnte, oha, und dann haben sie Maßnahmen
ergriffen, denen sich vor allem der FC Aufputschbrause Salzburg beugen
musste. Im Grunde taten beide Klubs so, als würden sie nicht aus demselben
Stammhaus kommen. Man „entflocht“ sich. Experten für Entflechtungen finden
sich ja in jeder guten Anwaltskanzlei.
## Unterschiedlich wie Seehofer und Merkel
Man ging also frisch ans Werk: Salzburgs Rudolf Theierl, der bis 2014 auch
im Vorstand von RB Leipzig saß, trat als Salzburgs Vorstandsvorsitzender
zurück. Österreichs Serienmeister kündigte den Kooperationsvertrag mit den
Sachsenkickern, Red Bull musste aus dem Aufsichtsrat der Salzburger
verschwinden – und so weiter. Es wurden also Maßnahmen ergriffen, die die
Freunde der FKKK-Kultur befrieden sollten. Das hat offenbar prima
funktioniert, denn jetzt wird dieses Europa-League-Spiel so verkauft, als
würde Ajax Amsterdam auf den FC Midtjylland treffen.
Wir haben alles geregelt, liebe Fußballöffentlichkeit, bitte nicht
aufregen, die Papiere sind in Ordnung, rein faktisch haben diese beiden
Klubs so viel miteinander gemein wie Horst Seehofer und Angela Merkel, also
fast nichts. Ja gut, da gibt es noch eine gemeinsame Vergangenheit, gleiche
Ziele hatte man auch mal, aber jetzt: ganz anderes Ding.
Über der Entflechtung hängt natürlich ein Hautgout, der den Aufstieg der
RB-Klubs seit ihrem Bestehen begleitet. Nur ein Beispiel: Über die
Leipziger Dependance wurde von der Deutschen Fußball-Liga unter Umgehung
der 50+1-Regel der Schutzschirm einer Ausnahmeregelung gestülpt. Aber wer
nun wieder wie ein Rohrspatz auf die Schlingel von RB schimpft, der möge
sich das Sponsorengeflecht und die Mehrfachbeteiligungen von Volkswagen in
Deutschlands obersten Ligen anschauen. Da herrscht ein regelrechter
Wildwuchs, den auch eine FKKK-Kommission der DFL kaum beheben könnte.
8 Sep 2018
## AUTOREN
Markus Völker
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