# taz.de -- Kritik an Red Bull Music Academy: Der Kopf gehört zum Körper | |
> Das Label Live from Earth beendet seine Kooperation mit der Red Bull | |
> Music Academy. Grund sind die politischen Aktivitäten von Red Bull-Chef | |
> Mateschitz. | |
Bild: Die Music Academy in Berlin: „Ein Traum für Studenten“ | |
Wie viele KollegInnen habe ich in der Vergangenheit für Red Bull | |
gearbeitet. Nette Leute, gute Honorare, interessante Jobs. Ja, es gab | |
spitze Bemerkungen von Freunden: Brauseclub RB Leipzig, Kommerzialisierung | |
des Fußballs, Ausverkauf … | |
Ich fand diesen romantischen Antikapitalismus ausgerechnet im Profifußball | |
eher regressiv. Meinen letzten Red-Bull-Job hatte ich 2013, da war noch | |
nichts bekannt von den politischen Aktivitäten des Firmenchefs Dietrich | |
Mateschitz, [1][über die an dieser Stelle vor einer Woche berichtet wurde]: | |
Hetze gegen Geflüchtete, Lügenpresse-Diskurs, Unterstützung von | |
Rechtspopulisten. Wenn einer der reichsten Männer Österreichs – einem | |
EU-Mitgliedsland, das von einer Koalition aus Rechten und Rechtsaußen | |
regiert wird –, sich 2018 so positioniert, hat das eine andere Tragweite | |
als Wettbewerbsverzerrung im Profisport. Da muss ich mich fragen: Kann ich | |
für so eine Firma arbeiten? | |
Aber halt! Im vieldiskutierten taz-Artikel ging es nicht um Red Bull, | |
sondern um die Red Bull Music Academy (RBMA). Die von verdienten | |
Popaktivisten geleitete Plattform, die sich bei KünstlerInnen großer | |
Beliebtheit erfreut. „Tolle Sache“, sagt Gudrun Gut vom feministischen | |
Label Monika. „RBMA hat einen sehr guten Ruf, was die Künstlerauswahl | |
betrifft, die Akademie in Berlin ist ein Traum für einen Studenten.“ Würde | |
Gudrun Gut angesichts der rechten Umtriebe von Mateschitz noch mit der RBMA | |
zusammenarbeiten? „Die rechten Aktivitäten spiegeln sich nicht in der | |
Arbeit der RBMA. Aber ich bin mir nicht sicher, wie ich jetzt reagieren | |
würde.“ | |
## Das Einmaleins des Kapitalismus | |
RBMA profitiert von der prekären Lage vieler KünstlerInnen, bei denen erst | |
das Fressen kommt und dann die Moral, was auch das beredte Schweigen zum | |
Thema erklärt. Aktuell reagiert hat dagegen Live From Earth. Das Berliner | |
Label, das etwa den gefeierten Wiener Rapper Yung Hurn vertritt, sollte die | |
Abschlussparty des Red Bull Music Festivals am heutigen Freitag | |
kuratieren. Diesen wohldotierten Job hat Live From Earth gestern gecancelt. | |
Angesichts des boomenden Rechtspopulismus müsse man die Kooperation mit | |
RBMA kritisch betrachten, „besonders im Zusammenhang mit dem Mutterkonzern | |
Red Bull“ und seinem CEO Mateschitz. | |
Dass man die Arbeit einer Tochterfirma nicht losgelöst vom Mutterkonzern | |
beurteilen kann, das gehört zum kleinen Einmaleins des Kapitalismus. Umso | |
erstaunlicher, dass viele integre, politisch wache KünstlerInnen und | |
AutorInnen plötzlich [2][nicht mehr bis drei zählen können]. Oder wollen. | |
Sie bemerken keine „Verknüpfung“ der Red Bull Academy mit der Politik des | |
Red-Bull-Chefs. Kein Imagetransfer? Kein Kultursponsoring zu Werbezwecken? | |
Kein Whitewashing durch subkulturelle Credibility? Ebenso gut könnte man | |
behaupten, Google Earth habe nichts mit Google zu tun. | |
11 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Red-Bulls-Music-Academy/!5541432 | |
[2] /Kommentar-Musikfoerderung-von-Red-Bull/!5542436 | |
## AUTOREN | |
Klaus Walter | |
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