# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Der Pate | |
> RB Leipzig lässt den Messias, Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, | |
> erscheinen. Die Bayern bereiten sich ganz anders auf das Spitzenspiel | |
> vor. | |
Bild: So weit weg. Trotz Teleobjektiv leidet die Bildqualität, wenn man Dietri… | |
Da war er dann da, der Oberbrauseboy, der Möglichmacher, der Chef und | |
Glücksbringer – und sein messiasgleiches Erscheinen auf der Tribüne in | |
Leipzig wurde gleich mehrfach gefeiert: von den siegreichen Leipzigern | |
selbst wie auch von den übertragenden Medien, die den 72-jährigen | |
Milliardär Dietrich („Didi“) Mateschitz zunächst noch aus der Ferne ins | |
Teleobjektiv nahmen. Sportchef Rangnick beeilte sich unterdessen, | |
Mateschitz’ Dasein nicht nur als Geldgeber öffentlich zu wertschätzen: | |
Nein, dieser sei auch „mit Leib und Seele“ dabei, er liebe einfach den | |
Fußball. | |
Vielleicht wollen die Leipziger aber auch demonstrieren: So einen wie | |
Hoeneß haben wir auch. Einen Paten. Nur, dass die Geldquellen beim RB | |
Leipzig klarer sind – es sind die Discogänger dieser Welt, die jungen | |
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ausgepowert von ihren McJobs zur | |
legalen Aufputschdose greifen, weil sie das Wochenende feiern gehen wollen. | |
Im Grunde ist der RB Leipzig also ein Produkt der neunziger Jahre. Und der | |
FC Bayern erfährt eine neue Herausforderung. Eine, die zukunftsweisend sein | |
könnte – wenn die strukturkonservative 50+1-Regel fällt, könnte es sogar | |
mal richtig spannend werden in der Liga. Aber noch ist das Zukunftsmusik. | |
Mateschitz selbst besitzt ja nur 50 minus 1 Prozent der Brausefirma. Die | |
Mehrheit liegt in Thailand. Ansonsten gibt sich der Österreicher betont | |
hemdsärmelig und spielt sein Vermögen inklusive Privatjetsammlung und | |
Südseeinsel gern herunter. Auch sein Privatleben – Freundin Marion | |
Feichtner (33) hat ihn am Samstag begleitet und wird wohl auch am Mittwoch | |
zugegen sein – betreibt er recht unaufgeregt. Oder wie es der | |
österreichische Kurier formuliert: „Am Red Carpet sieht man Mateschitz | |
nie.“ | |
Die Bayern bereiten sich indes ganz anders auf den Showdown am Mittwoch | |
vor. Mia-san-mia-Style. Keine Kommentare, keine Dosenwürfe, einfach nur | |
schon mal ein paar bevorstehende Wechsel lancieren. Noch nichts bestätigen, | |
aber auch nichts dementieren. Unterschied zu früher: Der Hauptkonkurrent | |
kommt nicht aus Dortmund, obwohl Démbélé und Aubameyang auch für den | |
mächtigen FC Bayern von Interesse sein dürften. Nein, er kommt aus Leipzig | |
– und an die kommen die Bayern noch nicht so richtig ran. Orban, ja, könnte | |
klappen, der Wechsel. Tore köpfen kann der Deutsch-Ungar (hat beide Pässe) | |
und gebürtige Lauterer schließlich auch. In der Innenverteidigung hätte | |
Willi Orban allerdings mächtige Konkurrenz. | |
## Erstaunliche Transferabsichten | |
Doch vorerst muss man in München noch ausweichen – und sich bei einem | |
anderen, ganz ähnlichen Konkurrenten bedienen. So sollen | |
Nachwuchsnationalspieler und Silbermedaillengewinner Niklas Süle und der | |
erfahrene Sebastian Rudy von Hoffenheim nach München gelotst werden. Etwas | |
erstaunlich sind diese Transferabsichten schon. | |
Süle, klar, ein Defensivtalent, das Badstuber ersetzen soll. Aber Rudy? | |
Hofft man da auf den Rafinha-Effekt? Den zweiten Frühling eines gestandenen | |
Bundesligaspielers? Ein 1:1-Transfer, so gesehen, auch das. Badstuber | |
(HSV?) wird sich jedenfalls bald weiter unten einsortieren dürfen. Und | |
Julian Nagelsmann wird einsehen müssen, dass sein Projekt nach oben Grenzen | |
hat. | |
Die TSG ist ja sowieso der Klub, der die Blaupause zum Moment ist. Damals, | |
als sie der aufsteigende Herausforderer waren, verloren sie in München mit | |
1:2. Leipzig wird das eine Lehre gewesen sein. | |
21 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
René Hamann | |
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