# taz.de -- Moorbrand gefährlicher als gedacht: Schadstoffmessungen light | |
> Offenbar begannen die Schadstoffmessungen erst zwei Wochen nach Beginn | |
> des Moorbrandes. Kohlenmonoxid-Grenzwerte wurden massiv überschritten. | |
Bild: Schwierige Aufgabe: Glutnester unter der Erde löschen | |
HAMBURG taz | Der Moorbrand in Meppen war für die Helfer und die | |
Bevölkerung gefährlicher als es die Äußerungen des Landkreises Emsland und | |
der Bundeswehr nahelegen. Wie die Neue Osnabrücker Zeitung unter Berufung | |
auf ihr vorliegende Protokolle berichtete, hat die Feuerwehr Leer in der | |
Nacht vom 18. zum 19. September Kohlenmonoxid-Konzentrationen gemessen, die | |
teilweise beim Doppelten des zulässigen Grenzwerts lagen. Demgegenüber hält | |
der Landkreis Emsland im Einklang mit dem Landesgesundheitsamt an der | |
Einschätzung fest, die Werte hätten eine gesundheitliche Beeinträchtigung | |
der Bevölkerung nicht erwarten lassen. | |
Der Brand auf dem Erprobungsgelände für Waffen und Munition war am 3. | |
September ausgebrochen. Ausgelöst wurde er bei einem Testschießen des | |
Kampfhubschraubers Tiger mit Raketen. Speziell für das Moor ausgelegte | |
Löschfahrzeuge waren nicht einsatzbereit. Der Brand breitete sich auf zwölf | |
Quadratkilometer aus. Der Qualm war noch in Bremen zu riechen. | |
Von den 2.000 Feuerwehrleuten, Soldaten, Polizisten und Mitarbeitern des | |
Technischen Hilfswerks waren am Montag noch 148 vor Ort. „Es gibt noch | |
einzelne kleine Glutnester an bekannten Orten, die gezielt gelöscht | |
werden“, teilte die Bundeswehr mit. Die Lage sei ruhig. Das Moor werde mit | |
Drohnen und Tornado-Aufklärungsflügen überwacht. | |
Unterdessen hat die Berichterstattung der Kritik am Krisenmanagement und | |
der Informationspolitik der Bundeswehr neue Nahrung gegeben. Die | |
Gewerkschaft der Polizei (GDP) verlangte Aufklärung darüber, wie gefährlich | |
der Moorbrand wirklich war. Nach eigenen Angaben hat sie durchgesetzt, dass | |
der Einsatz bei dem Moorbrand in den Personalakten dokumentiert wird. Das | |
sei wichtig, „um später noch nachvollziehen zu können, welchen Gefahren sie | |
möglicherweise ausgesetzt waren“. | |
Auch die GDP sorgt sich wegen der Messprotokolle, die der Neuen Osnabrücker | |
Zeitung vorliegen. Nach Informationen des Blattes dokumentieren diese die | |
ersten Messungen überhaupt – zwei Wochen nach Beginn des Brandes. „Keiner | |
weiß so recht, wer in Bezug auf Schadstoffe wann und was gemessen hat und | |
trotzdem wurde frühzeitig Entwarnung gegeben“, kritisierte die grüne | |
Bundestagsabgeordnete Filiz Polat. Und jetzt werde sogar über Schwermetalle | |
und radioaktive Strahlung gesprochen. | |
Das Landesgesundheitsamt und der Landkreis wiesen am Montag darauf hin, | |
dass es falsch sei, Messwerte isoliert zu betrachten. Eine Überschreitung | |
des Grenzwertes von neun ppm (parts per million) Kohlenmonoxid gelte erst | |
dann als problematisch, wenn dieser „im Innenraum in einem Zeitraum von | |
acht Stunden überschritten wird“. An Arbeitsplätzen liege dieser Wert sogar | |
bei 30 ppm. | |
Unklar ist jedoch, wer wie oft gemessen hat, also ob die Messreihe | |
überhaupt dicht genug war, um eine Dauerbelastung feststellen zu können. | |
Dementiert hat die Bundeswehr Gerüchte, auf dem Moorgelände sei uranhaltige | |
Munition erprobt worden. Zwar untersuche die Bundeswehr das Gelände jedes | |
Jahr routinemäßig, teilte das Ministerium [1][auf der Bundespressekonferenz | |
mit]. Dabei sei aber nie eine erhöhte Belastung mit Quecksilber oder Uran | |
gefunden worden. Auch Strahlung sei durch den Brand nicht freigesetzt | |
worden. „Wir haben keine Erkenntnisse, dass dort jemals Uranmunition | |
verschossen worden ist“, beteuerte Ministeriumssprecher Jens Flosdorff. | |
Die Bundestagsabgeordnete Polat will jetzt wissen, warum die Bundeswehr | |
erst am 20. September Messungen veranlasst hat. Die Landtagsgrünen haben | |
für Donnerstag eine Unterrichtung im Innenausschuss beantragt. | |
8 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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