# taz.de -- Fehlende Konsequenzen aus Moorbrand: Heer steht auf dem Schlauch | |
> 2018 schoss die Bundeswehr das Moor bei Meppen in Brand. Um das zukünftig | |
> zu vermeiden, hätte die Bundeswehr tätig werden müssen – ist sie aber | |
> nicht. | |
Bild: Hat beim Großeinsatz versagt: Löschraupe im Moor bei Meppen | |
Osnabrück taz | Mit der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ist das ja so | |
eine Sache. Sturmgewehre, die nicht treffen. Flugzeuge, die nicht abheben. | |
Schiffe, die nicht seetauglich sind. Teuer, die Truppe. Und zugleich eine | |
Blamage. | |
Auch die Uhren der „Wir. Dienen. Deutschland“-Streitmacht sind defekt, | |
scheint es. Denn wie lange darf es dauern, ein paar Löschraupen zu | |
beschaffen, ein paar Brunnen zu bohren? Jahre? | |
Rückblende: Im Herbst 2018 schießt ein Kampfhubschrauber „Eurocopter Tiger�… | |
auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 (WTD 91) bei Meppen mit | |
Luft-Boden-Raketen das Moor im Naturschutzgebiet Tinner Dose–Sprakeler | |
Heide in Brand. Das Feuer schwelt viele Wochen. Zwölf Quadratkilometer weit | |
dehnt es sich aus. Eine Katastrophe, [1][immense Umweltschäden] inklusive. | |
Wir lernen draus, hieß es damals, komme nicht wieder vor. Aber Kontrolle | |
ist besser als Vertrauen. Also hakt die FDP-Bundestagsfraktion nach, Anfang | |
März, in einer Kleinen Anfrage im Bundestag. Es bestehe „Klärungsbedarf“ | |
zur Beseitigung der Umweltschäden, zur Auswirkung des Brandes auf den | |
Betrieb der WTD 91, zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. | |
## Löschraupen-Anschaffung scheitert | |
Die Antwort des Bundesverteidigungsministeriums lässt auf sich warten. Ende | |
März kommt sie schließlich. Jens Beeck, FDP-Bundestagsabgeordneter aus | |
Lingen im Emsland, macht sie fassungslos. „Das kann doch nicht sein!“, sagt | |
er. „Zweieinhalb Jahre ist der Brand jetzt her, und noch immer sind | |
grundlegende Arbeiten ungetan? Warum geht das so schleppend?“ | |
Beeck, kein Gegner der Bundeswehr und der Arbeit der WTD 91, findet es | |
fatal, dass die Rückkehr zum uneingeschränkten Schieß- und | |
Erprobungsbetrieb bis heute aussteht. Zwar wird dort wieder geschossen, | |
seit einem Jahr schon, aber unter Aussparung des Moors. Die finale „Phase | |
5“, die freie Nutzung aller Flächen, sei „frühestens im Jahr 2022“ | |
möglich, antwortet das Ministerium. | |
Eine der Voraussetzungen: Zwei neue Löschraupen müssen her – Defekte der | |
alten hatten den Brand 2018 zum Großschaden eskalieren lassen. Nur: Zwei | |
Auftragsvergabeverfahren sind kläglich ins Leere gelaufen – kein Anbieter | |
meldete sich. „Das gibt’s doch nicht!“, sagt Beeck. „Irgendwo müssen d… | |
zwei fertige Raupen rumstehen, die man umrüsten kann!“ Das dritte | |
Vergabeverfahren läuft derzeit. Vor Ende diesen Jahres werden die Raupen | |
nicht kommen. | |
Es ist nicht das einzige Gerät, das fehlt. Auch die „Fähigkeitslücke bei | |
der Wasserförderung über lange Wegstrecken“ besteht bis heute. Mit der | |
Lieferung der neuen Fahrzeuge, des neuen Materials, sei „im Jahr 2023 zu | |
rechnen“, bescheidet das Ministerium. | |
Und dann ist da noch die Sache mit den Löschwasserentnahmestellen. | |
Immerhin: Die „Ertüchtigung“ der alten ist abgeschlossen. Die zehn neuen | |
Tiefbohrbrunnen sind aber noch nicht fertig. „Auch das keine | |
Glanzleistung!“, sagt Beeck. Ihm geht es vor allem darum, „dass die | |
Bevölkerung keine Angst haben muss, dass so was noch mal passiert“. | |
Personelle Verstärkung war auf der WTD 91 geplant, in Reaktion auf den | |
Brand. Sie ist nicht abgeschlossen. Ein Bergepanzer 3 „Büffel“ sollte | |
umgerüstet werden. Ist nicht passiert. Auch dass das Ministerium auf die | |
Frage der FDP, in welchem Zeitraum die Umweltschäden beseitigt werden | |
sollen, Formulierungen drechselt wie: „Exakte Planungshorizonte“ könnten | |
„nicht belastbar benannt werden“, weckt nicht gerade Vertrauen. | |
## Kein Konzept für Wiedervernässung | |
Filiz Polat von den Grünen war 2018 als erste Bundestagsabgeordnete bei der | |
WTD vor Ort. Den Moorbrand hat sie mehrfach im Bundestag zum Thema gemacht: | |
„Während der Schießbetrieb längst wieder auf Hochtouren läuft, scheint die | |
Vorsorge für einen erneuten Katastrophenfall in Vergessenheit zu geraten“, | |
warnte sie. Es sei „völlig unverständlich, dass wieder business as usual | |
herrscht, obwohl noch immer zwei Löschraupen fehlen und die | |
Bundeswehr-Feuerwehr technisch nicht auf dem nötigen Stand ist“. | |
Polat kritisiert auch den Umgang mit der Beseitigung von Umweltschäden: | |
„Nach zweieinhalb Jahren müsste längst ein Gesamtkonzept für die | |
Wiedervernässung vorliegen“, findet sie. Umweltbelange dürften nicht auf | |
die lange Bank geschoben werden. | |
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigt auf taz-Nachfrage, | |
dass noch einiges aussteht, von den Raupen bis zum „Bedarf von noch 13 | |
zusätzlichen Dienstposten“. Nach Freigabe der „Phase 5“ solle „auch der | |
Moorkörper wieder in den Schieß- und Erprobungsbetrieb einbezogen werden“. | |
Selbstverständlich würden „vor der Durchführung einer jeden Maßnahme auch | |
künftig die Aspekte des Brandschutzes vorhabenbezogen umfassend geprüft“. | |
16 Apr 2021 | |
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[1] /Meppener-Moorbrand-bedroht-Oekosystem/!5539735 | |
## AUTOREN | |
Harff-Peter Schönherr | |
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