| # taz.de -- Ermittlungen zu rechter Anschlagsserie: Ohne Ergebnis eingestellt | |
| > Attacken auf Neuköllner Zivilgesellschaft: Die Opfer mutmaßlich rechter | |
| > Anschläge beklagen die Einstellung von polizeilichen Ermittlungen. | |
| Bild: Der Buchhändler Heinz Ostermann auf einer Solidaritätskundgebung im Feb… | |
| Berlin taz | Brennende Autos, eingeschmissene Scheiben, gestohlene | |
| Stolpersteine – in den vergangenen zwei Jahren finden Attacken mit | |
| mutmaßlich extrem rechtem Hintergrund im nördlichen Neukölln wiederholt | |
| Ziele. Unter den Betroffenen sind LokalpolitikerInnen, | |
| zivilgesellschaftliche AkteurInnen und immer wieder ein Buchhändler. | |
| Erst im April dieses Jahres demonstrierten gut 1.000 Menschen durch | |
| Neukölln, um gegen die Angriffe und das Fehlen jeglichen | |
| Ermittlungserfolges zu protestieren. Seitdem hat sich die Situation nicht | |
| geändert. Trotz gelegentlicher Meldungen über Durchsuchungen in | |
| verschiedenen Wohnungen Rechtsradikaler sind bislang keine Verdächtigen in | |
| Haft oder gar angeklagt. | |
| Wie Betroffene von den Anschlägen am Mittwoch öffentlich machten, seien | |
| inzwischen sogar mindestens zwei Ermittlungsverfahren mit Bezug zu der | |
| Serie eingestellt. Die antifaschistisch engagierte Historikerin Claudia von | |
| Gélieu zeigt Unverständnis für diesen Schritt: „Nach den offiziellen | |
| Stellungnahmen des Innensenators handelt es sich um eine Serie rechter | |
| Straftaten. Deshalb hat er Sondereinheiten beim Landeskriminalamt und beim | |
| Polizeiabschnitt eingerichtet. Warum werden nun einzelne Verfahren | |
| eingestellt?“ Gélieus Privatauto war im Februar 2017 angezündet worden. | |
| Ähnlich äußert sich auch der Buchhändler Heinz Ostermann. Die Ermittlungen | |
| wegen eingeworfener Scheiben an seinem Geschäft gehören zu den jetzt | |
| eingestellten. Ostermann hatte sich mit seinem Laden, dem Leporello, 2016 | |
| an einer Veranstaltungsreihe beteiligt, die sich kritisch mit | |
| Rechtspopulismus auseinandersetzte, und war danach das Ziel von Attacken | |
| geworden. | |
| ## Weiterhin gefährdet | |
| Irritation löst bei den Betroffenen neben den eingestellten Ermittlungen | |
| die nach ihrer Auskunft gerade erst erfolgte Intensivierung des | |
| Objektschutzes für einzelne der bisherigen Anschlagsziele ohne weitere | |
| Erläuterung durch die Innenbehörde aus. „Hat sich die Gefahrenlage aufgrund | |
| uns unbekannter neuer Erkenntnisse verändert?“, fragt Mirjam Blumenthal, | |
| SPD-Politikerin aus Britz, die ebenfalls mit Bedrohungen und Anschlägen | |
| konfrontiert war. | |
| Gegenüber der taz lehnte die Senatsverwaltung für Inneres eine | |
| weitergehende Kommentierung der Vorgänge ab. Ein Sprecher der Verwaltung | |
| erklärte: „Zu Schutzmaßnahmen bestimmter Personen äußern sich die Polizei | |
| und die Innenverwaltung grundsätzlich nicht. Dies würde die notwendigen | |
| Schutzmaßnahmen konterkarieren.“ | |
| Die Betroffenen kritisieren das Vorgehen der Behörden als widersprüchlich | |
| und wenig ermutigend. „Angst macht mir das Ganze“, erklärt Linken-Politiker | |
| Ferat Kocak. Die SPD-Politikerin Gabi Gebhardt sagt: „Es macht mich wütend, | |
| wie mit der Angst der Geschädigten und der Strafverfolgung gegen rechts | |
| umgegangen wird.“ | |
| Detlef Fendt, langjähriger Gewerkschaftsaktivist und wie die anderen in der | |
| Vergangenheit Ziel rechter Attacken, fasst es kurz zusammen: „Wenn | |
| Politiker*innen zur Verteidigung der Demokratie gegen rechts aufrufen, dann | |
| dürfen sie die, die es tun, nicht im Feuer stehen lassen.“ | |
| 20 Sep 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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