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# taz.de -- Demo gegen Rechts in Neukölln: Da, wo auch die Nazis wohnen
> Tausend Menschen demonstrierten am Samstag gegen rechte Anschläge in
> Neukölln. 30 verschiedene Initiativen hatten dazu mobilisiert.
Bild: Mittenmang dabei gegen Nazis: Franziska Giffey (SPD), bis vor kurzem Neuk…
Demonstrationen wie diese gibt es nicht jeden Tag. Irmgard Wurdack schaut
zufrieden über die Menschenmenge: „Dass sich so viele unterschiedliche
Akteur*innen an der Mobilisierung und der Demonstration beteiligen, ist
hier im Süden Neuköllns, wo auch viele Nazis in der Nachbarschaft leben,
keine Selbstverständlichkeit.“ Wurdack nimmt für das Bündnis Neukölln an
der Demonstration „Gegen rechten Terror in Neukölln“ teil, die am
Samstagnachmittag stattgefunden hat. Gemeinsam mit 29 weiteren Initiativen
hat das Bündnis aufgerufen.
Von Anwohner*innen über Gewerkschaften, Kirchenvertretungen bis hin zur
außerparlamentarischen Opposition: Sie kommen zusammen, weil in Neukölln in
den vergangenen Jahren vermehrt rechte Anschläge stattfanden. 125
rechtsextrem motivierte Straftaten zählt die Polizei allein für das Jahr
2017. Dazu gehörten Gewalttaten, Sachbeschädigungen und Propagandadelikte.
Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) spricht von einer
Anschlagserie, die im Mai 2016 erneut begonnen hat. Zuletzt wurde vor
einigen Tagen der neue Gedenkort für den in Neukölln erschossenen Burak
Bektaş beschädigt. Das Denkmal wurde mit Chemikalien übergossen.
„Seit über zwei Jahren gibt es keine sichtbaren Ermittlungserfolge“, ruft
Ferat Kocak durch das Mikrofon über den Bat-Yam-Platz, wo die Demonstration
beginnt. 1.000 Menschen sind laut Veranstalter*innen zum Protest gekommen;
die Polizei zählt 900. Kocak ist Lokalpolitiker der Linken in Neukölln.
Anfang Februar ging sein eigenes Auto in Flammen auf. Fast zeitgleich wurde
auf das Auto von Heinz Ostermann, Inhaber der Buchhandlung Leporello, ein
Brandanschlag verübt. Beide engagieren sich gegen rechts. Bereits 2011 und
2012 gab es vergleichbare Brandanschläge.
„Rechten Terror aufklären“ steht in dicken Großbuchstaben auf einem Schil…
das eine Demonstrantin auf dem Bat-Yam-Platz in die Höhe hält. Es müsse
mehr in Richtung rassistischer Tatmotivation ermittelt werden, fordert ein
Demonstrant. Der Vorwurf, rassistische Motive würden zu wenig untersucht,
ist bekannt.
## Hikel: „Es war Terror“
Die Frage, ob Abhilfe geschaffen werden kann, indem die Anschläge als
terroristisch eingestuft werden, bleibt offen. Ende Februar forderten
Neuköllner Linke, Grüne und SPD die Berliner Polizei jedenfalls dazu auf,
sich bei der Staatsanwaltschaft dafür einzusetzen. Auch der neue
Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) unterstützt das: „Ich finde es gut,
die Taten der letzten zwei Jahre als Terror einzustufen.“
Der Demonstrationszug verläuft durch den Süden Neuköllns bis zum Gedenkort
Burak Bektaş nahe der U7 Britz-Süd. Auch Hikels Vorgängerin und jetzige
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) nimmt teil. „Als ich
erfahren habe, dass das Denkmal beschädigt wurde, war es mir ein großes
Anliegen, dabei zu sein“, sagt Giffey.
Erst vor zwei Wochen wurde das aus Spendengeldern finanzierte Denkmal
eingeweiht. Es erinnert an den 22-jährigen Burak Bektaş, der im April 2012
in Neukölln auf offener Straße erschossen wurde. Der Täter ist bis heute
nicht gefasst. Die „Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş“,
die auch zur Demonstration aufruft, vermutet rassistische Motive.
„Heute wurde die politische Breite des Bündnisses gegen die rechten
Anschläge in Neukölln sichtbar“, sagt Sebastian, der nur mit Vornamen
genannt werden will, von der Interventionistischen Linken (IL), die
ebenfalls die Demonstration organisiert hatte. „Das freut uns natürlich.“
Die rechte Anschlagserie brauche aber mehr Ermittlungserfolge – und mehr
Öffentlichkeit.
22 Apr 2018
## AUTOREN
Sophie Schmalz
## TAGS
Berlin-Neukölln
Burak Bektas
Rechtsextremismus
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Neukölln
Schwerpunkt Rechter Terror
Berlin-Neukölln
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