| # taz.de -- Kommentar Ermittlungen gegen Rechts: Eine andere Botschaft ist nöt… | |
| > Nach der Anschlagsserie gegen zivilgesellschaftlich Engagierte in | |
| > Neukölln muss weiter ermittelt werden. Das sehen nicht nur die Betroffen | |
| > so. | |
| Bild: Auch der Gedenkort für den ermordeten Burak Bektaş wurde Ziel mutmaßli… | |
| So schnell wie Ermittlungen aufgenommen sind, werden sie auch wieder | |
| eingestellt. Mal wegen mangelnden öffentlichen Interesses, mal wegen des | |
| Fehlens jeglicher Spuren oder Verdächtigen, mal, weil es sich eben um | |
| Bagatellen handelt, die ohnehin nur auf dem Papier verfolgt wurden. | |
| Was aber in den vergangenen zwei Jahren in Neukölln geschehen ist, erfüllt | |
| keine dieser Bedingungen. Die mutmaßlich extrem rechts motivierte | |
| Anschlagserie auf zivilgesellschaftliche AkteurInnen und | |
| LokalpolitikerInnen verdient höchstes öffentliches Interesse, und mehrere | |
| [1][Verdächtige sind sogar namentlich bekannt]. Dass die Berliner | |
| Ermittlungsbehörden zudem brennende Autos ganz und gar nicht als Bagatelle | |
| ansehen, haben sie in anderen Zusammenhängen wiederholt unter Beweis | |
| gestellt. | |
| Die Staatsanwaltschaft hat sicher gute Gründe, [2][Ermittlungen in der | |
| Sache einzustellen], die Kritik der Betroffenen ist jedoch mehr als | |
| nachvollziehbar. Schließlich hat Innensenator Andreas Geisel (SPD) die | |
| Attacken als politische Kriminalität eingeordnet, deren Aufklärung hohe | |
| Priorität haben soll. Dass gleichzeitig auch der Objektschutz intensiviert | |
| wird, zeigt, dass eine Wiederholung der Taten nicht nur für möglich, | |
| sondern von den Sicherheitsbehörden offenbar für wahrscheinlich gehalten | |
| wird. Die Ermittlung der Verantwortlichen für die Anschläge sollte da, | |
| aller Logik folgend, doch ein absoluter Imperativ sein. | |
| Im Zuge des Maaßen-Skandals ist viel von verlorenem Vertrauen in den | |
| Rechtsstaat und seine Sicherheitsorgane die Rede. Es braucht aber gar kein | |
| Versagen in Sachen NSU, groß angelegte Aktenschredderei, offensichtliche | |
| politische Verzerrungen und bizarres Postengeschacher. Manchmal genügt | |
| schon ein lapidarer Einstellungsbescheid, um jenen, die engagiert um unsere | |
| Demokratie und offene Gesellschaft kämpfen, Knüppel zwischen die Beine zu | |
| werfen. | |
| Was ansonsten ein relativ normaler Verwaltungsakt ohne jede Böswilligkeit | |
| ist, wird so schnell Teil eines gesellschaftlichen Klimas, dass | |
| antifaschistisch Aktiven den Eindruck vermitteln muss, dass die Bedrohung, | |
| die von rechts ausgeht, weiterhin sträflich unterschätzt wird. Die | |
| Aussendung einer solchen Botschaft kann doch kaum die Absicht der Berliner | |
| Staatsanwaltschaft sein, oder? | |
| 23 Sep 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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