# taz.de -- Außenminister Maas zu Syrien-Einsatz: „Treffen autonome Entschei… | |
> Maas will mit den Bündnispartnern über einen Militäreinsatz in Syrien | |
> entscheiden – erwarten das aber auch umgekehrt. Ein klares „Nein“ kommt | |
> von ihm nicht. | |
Bild: Luftangriff bei Idlib in Syrien | |
Berlin dpa | Deutschland sollte sich nach Ansicht von Außenminister Heiko | |
Maas bei der Entscheidung über [1][ein Eingreifen der Bundeswehr in den | |
Syrien-Krieg] nicht unter Zugzwang setzen lassen. „Wir treffen eine | |
autonome Entscheidung, die wir entlang unserer verfassungsrechtlichen | |
Grundlagen treffen müssen, die in Deutschland gelten – und natürlich auch | |
entlang des Völkerrechts“, sagte Maas in einem Interview der Deutschen | |
Presse-Agentur. Nach seinen Angaben gibt es noch keine konkrete Anfrage der | |
USA zu einer deutschen Beteiligung an einem Vergeltungsschlag nach einem | |
möglichen Giftgasangriff in Syrien. | |
„Eine konkrete Anfrage kann es ja erst geben, wenn Giftgas eingesetzt wurde | |
und wenn es die Entscheidung anderer Staaten gibt, darauf militärisch zu | |
reagieren“, sagte er. „Bis dahin geht es in der aktuellen Lage darum, in | |
politischen Gesprächen ein humanitäres Desaster zu verhindern. Daran | |
arbeiten wir.“ | |
Ein Bericht der Bild-Zeitung, nach dem das Verteidigungsministerium eine | |
deutsche Beteiligung an einem Militärschlag prüft, hatte am Montag eine | |
heftige innenpolitische Debatte ausgelöst. SPD-Chefin Andrea Nahles | |
schließt den Einsatz der Bundeswehr kategorisch aus, die Union will die | |
Option dagegen nicht vom Tisch nehmen. „Wir werden uns eng mit den | |
Fraktionen im Bundestag abstimmen. Letztlich geht es gar nicht ohne den | |
Bundestag“, sagte Maas zu der innenpolitischen Debatte. | |
Unklar ist, ob eine Bundeswehr-Beteiligung rechtlich möglich wäre. Nach | |
einem Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags würde sie | |
gegen das Grundgesetz und gegen das Völkerrecht verstoßen. | |
## Militärausgaben nicht mit Bundeswehreinsatz vermischen | |
Maas betonte die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit den | |
Bündnispartnern beim weiteren Vorgehen in Syrien. „Auch wenn letztendlich | |
jeder für sich autonom entscheiden muss: Wir werden uns mit unseren | |
Partnern eng abstimmen und erwarten das auch umgekehrt“, sagte er. Nach | |
einem mutmaßlichen Giftgaseinsatz im April hatten die USA, Großbritannien | |
und Frankreich ohne deutsche Beteiligung mit Bombardements von Stellungen | |
syrischer Regierungstruppen von Baschar al-Assad reagiert. Damals war die | |
Bundesregierung nicht um Beteiligung gebeten worden. | |
Jetzt scheint es aber ein Interesse der Amerikaner daran zu geben, [2][dass | |
die Deutschen dabei sind]. Die militärische Zurückhaltung der | |
Bundesrepublik kommt in den Vereinigten Staaten schon seit längerer Zeit | |
nicht gut an. US-Präsident Donald Trump ist zudem wegen der vergleichsweise | |
geringen Militärausgaben Deutschlands verärgert. | |
Maas warnte davor, beides zu vermischen. „Schon gar nicht in einer so | |
sensiblen Frage“, sagte er. „Deutschland tut als einer der größten | |
humanitären Geber, was möglich ist, um Not und Leid zu lindern. Wir stehen | |
grundsätzlich auch bereit, unsere humanitäre Hilfe auszuweiten“, betonte | |
er. | |
Aus Sicht des Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, | |
sollte eine Beteiligung der Bundeswehr an einem militärischen | |
Vergeltungsschlag in Syrien nicht ausgeschlossen werden. „Wer jetzt | |
kategorisch und vorauseilend jede militärische Option von vornherein | |
ausschließen und bei drohenden Massakern erneut einfach wegschauen will, | |
der macht sich womöglich mitschuldig, wenn Giftgas tatsächlich zum Einsatz | |
kommt“, sagte Ischinger der Rheinischen Post vom Mittwoch. | |
## Beteiligung Deutschlands wäre „starkes Zeichen an Assad“ | |
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen [3][kritisierte die ablehnende | |
Haltung] von SPD-Chefin Nahles zu einer militärischen Beteiligung. „Das | |
kategorische, voreilige Nein von Frau Nahles ist verantwortungslos | |
gegenüber den zahllosen Menschen, die Opfer der Kriegsverbrechen von Assad | |
zu werden drohen“, sagte Röttgen der Stuttgarter Zeitung und den | |
Stuttgarter Nachrichten. | |
Ex-Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach sich dafür aus, dass | |
sich Deutschland an möglichen Vergeltungsaktionen beteiligt. „Wenn Berlin | |
seine Bereitschaft signalisiert, mit militärischen Maßnahmen zu reagieren, | |
würde es sicher ein starkes Zeichen an Assad und die internationale | |
Gemeinschaft insgesamt senden“, sagte Rasmussen der Bild-Zeitung vom | |
Mittwoch. | |
Der Grünen-Außenexperte Omid Nouripour [4][sagte Zeit Online], die Grünen | |
würden einen solchen Einsatz nur auf Basis einer völkerrechtlichen | |
Grundlage unterstützen. Das Konzept der „Verantwortung zum Schutz“ sehe | |
vor, dass der Grundsatz der Nichteinmischung in innerstaatliche | |
Angelegenheiten außer Kraft gesetzt werden könne, wenn schwere | |
Menschenrechtsverletzungen geschehen. „Deshalb bin ich bereit, ein Mandat | |
zu prüfen, das diesem Grundsatz folgt“, sagte Nouripour. | |
12 Sep 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Kommentar-Bundeswehreinsatz-in-Syrien/!5531563 | |
[2] /Kommentar-Bundeswehreinsatz-in-Syrien/!5531563 | |
[3] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.internationaler-einsatz-in-syrien… | |
[4] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-09/omid-nouripour-syrien-idlib… | |
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