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# taz.de -- Jugendarbeiter über Rechtsextremismus: „Wir sind nicht mehr“
> Tobias Burdukat kritisiert den Hashtag #wirsindmehr. Wer in linken
> Projekten im ländlichen Raum unterwegs ist, wisse: So ganz stimmt das
> nicht.
Bild: Wer wirklich die Zivilgesellschaft gegen die Nazis mobilisieren wolle, de…
Nach den Ereignissen bei den „Trauermärschen“ von Chemnitz in Sachsen und
zuletzt Köthen in Sachsen-Anhalt zeigten sich viele über das
Mobilisierungspotenzial einer organisierten Naziszene überrascht. Tobias
Burdukat nicht. Der Jugendsozialarbeiter, der mit seinem „Dorf der Jugend“
in der alten Spritzenfabrik im sächsischen Grimma seit vielen Jahren eine
aufklärerische und letztlich antifaschistische Jugendarbeit macht, kennt es
gar nicht anders: „Die Nazis waren schon immer da“, sagt er im
taz-Interview. Die Politik habe sie nur stets ignoriert.
Der 35-jährige Burdukat, der 2016 für sein Engagement [1][den taz Panter
Preis bekam], wurde selbst in seiner Jugend in Grimma schon von Nazis
zusammengeschlagen. „Die haben jetzt Kinder, und das sind auch größtenteils
wieder Nazis,“ berichtet er. Und weil gerade aus den ländlichen Regionen in
Sachsen letztlich alle wegziehen, die für eine weltoffene Gesellschaft
stehen, weil es ihnen dort zu eng wird und sie es nicht mehr aushalten,
können sich die Nazis immer ungehinderter ausbreiten.
Deshalb kritisiert er auch den Hashtag #wirsindmehr, der [2][dem Konzert
gegen rechts in Chemnitz] am [3][3. September] als Motto diente:
Diejenigen, die in Projekten im ländlichen Raum unterwegs sind, hätten
sofort gewusst: „So ganz die Wahrheit ist das nicht.“
Besser hätte ihm #wannwennnichtjetzt gefallen: „Wenn die Menschen wirklich
wollen, dass sie mehr sind, dann müssen sie was tun. Dann müssen sie auf
die Dörfer kommen. In der Stadt ändert sich das nicht.“ Um gegenzuhalten,
fehle es auch an Geld: Burdukat selbst hat eine 30-Stunden-Stelle, deren
Verlängerung er jedes Jahr neu beantragen muss. Bei anderen Projekten sieht
es nicht besser aus.
Und im Übrigen: Wer wirklich die Zivilgesellschaft gegen die Nazis
mobilisieren wolle, der dürfe die Antifa nicht ausgrenzen. Das habe, sagt
Burdukat, doch auch bei der Anti-Atombewegung funktioniert: Bauern hätten
damals mit militanten Atomgegnern gemeinsam gestanden. Ergebnis: Heute ist
der Atomausstieg beschlossen.
***
Hier können Sie sich das Gespräch mit Tobias Burdukat ansehen:
***
11 Sep 2018
## LINKS
[1] /!162479/
[2] /wirsindmehr-Konzert-gegen-Rassismus/!5532967
[3] /Kommentar-Benefizkonzert-Chemnitz/!5530046
## AUTOREN
Barbara Junge
Bernd Pickert
## TAGS
Schwerpunkt Antifa
Sachsen
Rechtsextremismus
Jugendarbeit
Chemnitz
Köthen
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Jugendarbeit
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Polizei Sachsen
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Demonstrationen
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