| # taz.de -- Neurechter Denker bangt um AfD: Angst um die Angstmacher | |
| > Die mögliche Beobachtung der AfD sorgt Karlheinz Weißmann. In der „Jungen | |
| > Freiheit“ teilt er kräftig gegen Höcke und Co. aus – und lobt Maaßen. | |
| Bild: Weißmann lobt die Demonstranten in Chemnitz, Bernd Höcke findet er aber… | |
| Im neurechten Milieu grassiert die Sorge um die lang ersehnte eigene | |
| Partei. Trotz steigender Umfragewerte bei den Wählern, trotz den | |
| Wahlerfolgen dank dem vermeintlichen Wutbürger und trotz der Legitimierung | |
| ihrer Positionen durch den Bundesinnenminister und den | |
| Bundesverfassungsschutzpräsidenten: Man sorgt sich um die AfD. | |
| Grund dafür sind die ankündigte Überprüfung einer Beobachtung durch den | |
| Verfassungsschutz Thüringen und Bayern sowie die Beobachtung der Jungen | |
| Alternative durch die Geheimdienste in Niedersachsen und Bremen. | |
| In der Jungen Freiheit (JF) preschte am Freitag [1][der neurechte Denker | |
| Karlheinz Weißmann vor]. Der Mitbegründer des „Instituts für Staatspolitik… | |
| und Publizist diverser Standardwerke für das rechte Spektrum formulierte | |
| die ewige Angst, dass ein Parteiprojekt rechts von der Union wieder an sich | |
| selbst scheitern könnte. | |
| Der Titel „Die AfD bringt sich selbst in die Bredouille“ gibt gleich den | |
| Tenor vor. Erst schwärmt der Gymnasiallehrer in der neurechten | |
| Wochenzeitung über die [2][„Harzburger Front 2.0 von der AfD über Pegida | |
| bis zu den Kameradschaften“], die in Chemnitz aufmarschierte. Dann lobt er | |
| den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz für seine | |
| Besonnenheit, [3][„Hetzjagden“ in der Stadt anzuzweifeln]. | |
| „Der Mann aus Schnellroda“ | |
| Er warnt, dass da „eben auch die Provokateure vom Dienst und Leute“ seien, | |
| die „ihr Weltanschauungshobby gern zum Parteiprogramm“ machen würden, die | |
| „jungen Männer, denen der Casinojargon“ gefallen würde und „die Faceboo… | |
| und Twitternarren, die mit einem merkwürdigen Grad an Naivität oder | |
| Blödheit der Folgenlosigkeit ihres Geredes vertrauen“. | |
| Doch nicht alleine dieses Klientel könnte zu einer Beobachtung durch das | |
| Bundesamt für Verfassungsschutz führen. „Nicht zu vergessen“ seien | |
| diejenigen, „die stets auf der Suche nach einer Bühne zwecks | |
| Selbstdarstellung“ seien und „deren analytisches Vermögen sich umgekehrt | |
| proportional zu ihrem Sendungsbewusstsein“ verhalte. | |
| Und wer jetzt immer noch nicht ahnt, wen Weißmann meint, dem wird ohne | |
| Namens- aber durch die Ortsnennung geholfen: „Und dann ist da am Rande der | |
| Kreis der Einflüsterer, der Mann aus Schnellroda zum Beispiel, der sich | |
| vorgestern noch voller Abscheu über die AfD geäußert hat, gestern eine | |
| scharfe Wendung vollzog, als er die Einflussmöglichkeit erkannte, und heute | |
| einmal düster dräuend raunt, um ein andermal die Unschuld vom Lande zu | |
| geben, die schon aktiv über Koalitionsperspektiven nachdenkt“. | |
| [4][Götz Kubitschek, mit dem er vor achtzehn Jahren das IfS, mit Sitz in | |
| Schnellroda], gemeinsam gründete, dürfte wenig erbaut sein. Seit längerem | |
| sind beide Herren zerstritten. Nach seinem Rückzug aus dem IfS erklärte | |
| Weißmann in der JF zu Kubitscheck bereits 2015, dass dieser „eigentlich | |
| kein politischer Kopf“ sei und „Literatur mit Staatslehre und Ästhetik mit | |
| Politik verwechsele“. Und warnte, dass das „selbstverständlich fatale | |
| Konsequenzen nach sich zieht, wenn der betreffende trotzdem Politikberatung | |
| treibt“. Wen er berät und beeinflusst ist heute bekannt: Björn Höcke. | |
| Warnung vorm Scheitern der AfD | |
| In der JF hat auch schon Dieter Stein vor Höcke gewarnt, „der die Partei | |
| jedoch noch weiter nach rechtsaußen in eine politische Sackgasse“ führen | |
| wollte. Der Chefredakteur sieht allerdings nicht bloß Höcke und seine | |
| Einflüsterer für einen radikalfundamentalistischen Kurs verantwortlich. | |
| [5][Bei einer Veranstaltung der Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion] griff | |
| er 2016 den heutigen AfD-Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland an, da | |
| dieser die AfD selbst als eine „rechtspopulistische Partei“ bezeichnet | |
| hatte: „Diese Selbstpositionierung“ sei „reichlich dämlich und sie sind … | |
| beraten, das nicht festzuschreiben“ sagte er am 18. April 2016. | |
| Mit einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz, befürchtet Weißmann, | |
| könnte zwar durch einen „Opferstatus der Kern“ der Partei sich vielleicht | |
| fester zusammenschließen, aber „die Mehrzahl der Mitglieder und Anhänger“ | |
| würde die „Stigmatisierung“ fürchten. Die Partei könnte dann „ihre | |
| Unterstützer aus dem Öffentlichen Dienst“ und den Zuspruch der „größeren | |
| und kleineren Unternehmer“ verlieren. | |
| Diese Personen würden letztlich „das Feld für den allfälligen Rest räumen, | |
| „diejenigen, die schon immer etwas gegen ‚Abgrenzeritis‘ hatten, die | |
| Hardliner aus Überzeugung wie die Randexistenzen, die nichts zu verlieren | |
| haben“. Dieser Niedergangsprozess würden „diese Leute“ als | |
| Gesundschrumpfung deuten und „sich gegenseitig mit Weltuntergangs- oder | |
| Naherwartungsphantasien aufmuntern“. Das Projekt „Die AfD, eine Volkspartei | |
| neuen Typs“ wäre dann gescheitert, mahnt er. | |
| 9 Sep 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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