# taz.de -- Beteiligung an Demos in Chemnitz: Berliner Nazis im Sachsenland | |
> Neonazis, Reichsbürger und AfD waren in Chemnitz – und wollen | |
> wiederkommen. In Berlin organisieren ihre Gegner Proteste am Donnerstag | |
> und Freitag. | |
Bild: Auch Berliner Rechtsextremisten waren laut Verfassungsschutz unter den Ne… | |
Bei einer der größten rechten Mobilisierungen der vergangenen Jahre waren | |
am Montagabend in Chemnitz auch Berliner Rechtsextreme dabei. Laut | |
Einschätzung des Berliner Verfassungsschutzes haben sich 20 bis 50 Personen | |
an einer Demonstration beteiligt, die als Trauermarsch für einen durch | |
Messerstiche getöteten Mann firmierte. Diese Einschätzung gaben die | |
Verfassungsschützer auf Anfrage des Grünen-Rechtsexperten Benedikt Lux ab. | |
Dabei habe es sich um ein heterogenes Spektrum aus Rechtsextremen, | |
Hooligans und Reichsbürgern gehandelt. | |
Namentlich genannt wurde die Reichsbürger-Gruppe „Staatenlos“, der der | |
jüngste Verfassungsschutzbericht eine Neigung zu Krawall attestiert. | |
Demnach komme es bei ihren Auftritten bei Gerichtsverhandlungen „in der | |
Regel zu Störungen, Gerangel und lautstarken verbalen Ausfällen“. Mit in | |
Sachsen waren auch Sebastian Schmidtke, Ex-Landeschef der NPD, Mitglieder | |
der AfD-Jugend „Junge Alternative“, die auf Facebook schrieben „Chemnitz | |
wird heute zur Frontstadt“, sowie Kay Hönicke von „Wir für Deutschland“, | |
jener Gruppe, die regelmäßig die „Merkel muss weg!“-Demos in Mitte | |
organisiert. | |
Ulf Bünermann von der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin“ | |
sagte der taz, Chemnitz sei derzeit der „Place to be für | |
Rechtsextremismisten“. Lux spricht von einer „neuen Qualität“ rechter | |
Mobilisierungen. Zwar sei die Berliner Beteiligung an dem Aufmarsch von | |
etwa 6.000 Menschen gering gewesen, doch könne sich das zukünftig noch | |
ändern. Der Verfassungsschutz sei in „Habachtstellung“. | |
Ein nächster „Trauermarsch“ ist für Donnerstag angemeldet; am Samstag | |
wollen wiederum AfD und Pegida auf die Straße gehen. Der Aufruf der | |
Partei-Rechtsaußen Björn Höcke, Fraktionschef in Thüringen, sowie der | |
Landessprecher aus Sachsen und Brandenburg wollen sich die „Wut und | |
Empörung“ über die Tat zunutze machen. | |
Während die Landes-AfD noch schweigt, ruft der Kreisverband Neukölln | |
bereits zur Teilnahme auf. Mehrere AfD-Abgeordnete haben sich in den | |
sozialen Netzwerken zu Chemnitz geäußert, „Mainstream-Medien“ kritisiert | |
oder verbreiteten einen Artikel der Ex-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld, in | |
dem Angriffe von Nazis geleugnet werden. Der stellvertretende | |
Fraktionsvorsitzende Ronald Gläser postete den geleakten Haftbefehl gegen | |
den vermeintlichen Messerstecher, löschte den Eintrag aber kurz darauf. | |
Unterdessen formieren sich die Gegner der Rechten. Am Donnerstag soll ab | |
18.30 Uhr eine Demo gegen rechte Gewalt vom Hermannplatz aus stattfinden. | |
Eine Kundgebung am Freitagnachmittag um 14 Uhr vor der Sächsischen | |
Landesvertretung in Mitte stößt auf reges Interesse. Im Ankündigungstext zu | |
der Veranstaltung mit dem Titel „Sachsen: Stoppt den Mob“ heißt es: „Die | |
sächsische Landesregierung versagt seit Jahren im Kampf gegen rechts. Damit | |
muss Schluss sein!“ | |
29 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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