# taz.de -- Abgeschobener Islamist muss zurück: Heftige Diskussionen zum Fall … | |
> Die Grünen fordern den Rücktritt des NRW-Integrationsministers. Dieser | |
> hatte die rechtswidrige Abschiebung nicht gestoppt. | |
Bild: Joachim Stamp hätte die rechtswidrige Abschiebung stoppen können, so da… | |
Freiburg taz | Der Fall Sami A. sorgt weiterhin für politische | |
Verwerfungen. Monika Düker, die Chefin der NRW-Landtagsgrünen, hat [1][den | |
nordrhein-westfälischen Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) zum | |
Rücktritt aufgefordert.] Oppositionsführer Thomas Kutschaty (SPD) forderte | |
von Stamp dagegen nur eine Entschuldigung. Der CDU-Ministerpräsident Armin | |
Laschet stellte sich vor seinen Regierungspartner. | |
[2][Am Mittwoch hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster in zweiter | |
Instanz entschieden,] dass der am 13. Juli nach Tunesien abgeschobene | |
islamistische Gefährder Sami A. von Deutschland wieder zurückgeholt werden | |
muss. Die Abschiebung sei „offensichtlich rechtswidrig“ gewesen. Eine vom | |
Verwaltungsgericht (VG) Gelsenkirchen geforderte diplomatische Zusicherung | |
Tunesiens, dass A. dort nicht gefoltert wird, habe nicht vorgelegen. Stamp | |
hätte die Abschiebung, die er nur wegen irreführender Auskünfte an das VG | |
überhaupt einleiten konnte, noch stoppen können, aber darauf verzichtet, so | |
die Richter. | |
Die OVG-Präsidentin Ricarda Brandts forderte inzwischen Gerichte auf, aus | |
dem Fall Lehren zu ziehen. Richter sollen sich auf Zusagen von Behörden | |
vorerst nicht mehr in jedem Fall verlassen. Im konkreten Fall hatte das VG | |
auf einen Zwischenbeschluss verzichtet, nachdem das Land auf Nachfrage | |
mitteilte, ein zunächst geplanter Abschiebetermin sei entfallen. Was das | |
Land nicht mitteilte: Am folgenden Morgen war ein neuer Abschiebeflug | |
geplant. | |
Die Bochumer Ausländerbehörde will das Urteil nun umsetzen. Sie hat A.s | |
Anwältin eine Zusage zur Übernahme der Rückreisekosten gegeben. A. ist noch | |
in Tunesien. Er ist nicht in Haft, es gibt auch keine Ausreisesperre. | |
Allerdings hat Tunesien A.s Pass eingezogen, weil noch Ermittlungen laufen. | |
Eine Rückkehr ist unmittelbar also nicht möglich. | |
Marco Buschmann, Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, forderte die | |
Bundesregierung auf, sie möge endlich die geforderte diplomatische | |
Erklärung von Tunesien beibringen. Zuständig wären Innenminister Horst | |
Seehofer (CSU) und Außenminister Heiko Maas (SPD). Dann entfalle auch der | |
Grund für die Rückholforderung. | |
Für Empörung hatte unterdessen NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) | |
gesorgt, indem er das OVG Münster kritisierte. „Richter sollten immer auch | |
im Blick haben, dass ihre Entscheidungen dem Rechtsempfinden der | |
Bevölkerung entsprechen.“ [3][Der Deutsche Richterbund protestierte:] „Es | |
ist nicht zuträglich, wenn die unabhängige Justiz durch Aussagen eines | |
Innenministers angegriffen wird.“ | |
16 Aug 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Kommentar-Sami-A/!5528649 | |
[2] /Urteil-des-NRW-Oberverwaltungsgerichts/!5528632 | |
[3] https://rp-online.de/nrw/landespolitik/fall-sami-a-richterbund-wirft-nrw-in… | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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