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# taz.de -- USA und Türkei in diplomatischer Krise: Ankara will zurückschlagen
> Weil die Türkei einen inhaftierten amerikanischen Pastor nicht freilässt,
> haben die USA Sanktionen verhängt. Ankara droht mit Vergeltung.
Bild: Ist über die Inhaftierung des Pastors nicht amüsiert: Donald Trump (lin…
BERLIN taz | „Historischer Bruch“, „USA erklären der Türkei den Krieg�…
öffentlichen Reaktionen auf die US-Sanktionen gegen zwei türkische Minister
sind heftig bis schrill. Auch das offizielle Statement des türkischen
Außenministeriums lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: „Wir
protestieren gegen diesen beispiellosen Akt, der nicht ohne Gegenmaßnahmen
bleiben wird“.
Tatsächlich ist der Vorgang unter Nato-Verbündeten bislang einmalig: Am
Mittwochabend hatte das Weiße Haus in Washington erklärt, man werde gegen
den türkischen Innenminister Süleyman Soylu und den Justizminister
Abdülhamit Gül Sanktionen verhängen. Eventuelles Vermögen der beiden
Minister in den USA werde eingezogen und eine Einreisesperre verhängt.
Beide Minister werden für die andauernde [1][Inhaftierung des
US-amerikanischen Pastors Andrew Brunson] verantwortlich gemacht. Brunson,
der seit mehr als zwanzig Jahren einer kleinen, evangelikalen Gemeinde im
türkischen Izmir vorsteht, wurde im Dezember 2016 festgenommen, weil er
angeblich illegale Kontakte sowohl zur kurdischen PKK als auch zur Sekte
des Fethullah Gülen haben soll, die für den Putschversuch im Juli 2016
verantwortlich gemacht wird.
Hatten die USA sich zunächst hinter den Kulissen um die Freilassung des
Pastors bemüht, protestierten US-Offizielle zuletzt bis hin zu Präsident
Donald Trump auch öffentlich gegen die anhaltende U-Haft des Pastors. Als
Brunson daraufhin zwar entlassen wurde, aber weiterhin im Hausarrest in
Izmir bleiben musste, forderten Trump und Vizepräsident Mike Pence
ultimativ seine Freilassung. Als die türkische Justiz dennoch keine
Anstalten machte, Brunson gehen zu lassen, folgten die Sanktionen gegen die
beiden Minister.
## Innenpolitischer Rückenwind
Damit haben die USA zunächst allerdings nur erreicht, dass sich nun auch
der größte Teil der Opposition – die sozialdemokratisch-kemalistische CHP
und die rechtsnationale Iyi-Partei – in einer gemeinsamen Erklärung mit der
Regierung gegen die „beispiellose Weise“ verwahrte, in der die beiden
Minister „angegriffen“ werden.
Auch oppositionelle Medien wie die Zeitung Sözcü sprechen von „skandalösen
Sanktionen“, das Nachrichtenportal Odatv vom „Krieg gegen die Türkei“. M…
dem innenpolitischen Rückenwind kündigte Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu …
man werde „hart zurückschlagen“.
## Worum es eigentlich geht
Der betroffene Innenminister Süleyman Soylu verkündete gar auf Twitter, man
werde sich den islamischen Sektenführer Fethullah Gülen „holen“, wenn die
USA ihn nicht endlich ausliefern würden. Damit wurde auch noch einmal
unterstrichen, worum es in dem Konflikt eigentlich geht: Seit dem
Putschversuch vor gut zwei Jahren fordert die Türkei von den USA die
Auslieferung Gülens, der seit 1999 in den USA lebt.
Pastor Andrew Brunson dient dabei als „Tauschobjekt“, den man ausreisen
lassen will, wenn die USA Gülen ausliefern. Der Konflikt hat sich jetzt so
weit hochgeschaukelt, dass es sowohl für die USA als auch für die Türkei
schwierig wird, eine gesichtswahrende Lösung zu finden. Angeblich war die
türkische Regierung bereit, Brunson gehen zu lassen, „hätte aber noch Zeit
gebraucht“, wie die türkische Zeitung Cumhuriyet schrieb.
Die Märkte in der Türkei reagierten auch auf die US-Sanktionen und den sich
verschärfenden Konflikt zwischen beiden Ländern. Die türkische Lira verlor
weiter an Wert. Die Börse rutschte erneut ins Minus. Die türkische und die
amerikanische Regierung sind sich auch über ihr Vorgehen in Syrien uneinig.
Die USA kritisieren, dass die Türkei Luftabwehrsysteme in Russland kaufen
will.
2 Aug 2018
## LINKS
[1] /Justiz-in-der-Tuerkei/!5522820
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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