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# taz.de -- Kommentar Verhältnis Türkei-USA: Das gegenseitige Misstrauen sitz…
> Ein Bruch mit den USA wäre verheerend für die Türken. Aber weder Trump
> noch Erdoğan sind dafür bekannt, sich selbstkritisch zu hinterfragen.
Bild: Skeptische Blicke: Trump (l.) und Erdoğan beim Nato-Gipfel im Juli
Es scheint, dass mit der türkischen Reaktion auf die US-Sanktionen eine
Abwärtsspirale in Gang gesetzt wurde, die bis zum Bruch der seit dem
Zweiten Weltkrieg eng alliierten Länder gehen kann. Auch wenn das im Moment
niemand will, könnte am Ende sogar ein Ausstieg der Türkei aus der Nato
stehen, denn solche Krisen neigen dazu, eine Eigendynamik zu entwickeln,
die ab einem bestimmten Punkt nur noch schwer zu stoppen ist.
Die Türkei, also vor allem die normale türkische Bevölkerung, müsste für
eine harte Konfrontation mit den USA einen hohen Preis zahlen, denn der
Bruch mit der Vormacht des Westens wäre ökonomisch verheerend. Die Türkei
ist im Ausland hoch verschuldet, auch viele türkische Großunternehmen haben
Dollarschulden bis in den Milliardenbereich angehäuft. Verliert die Lira
immer weiter an Wert, sind die kaum noch zu bedienen, vor allem, wenn die
USA weitere wirtschaftliche Sanktionen verhängen.
Ob die EU das auffangen kann, ob sie überhaupt bereit wäre, die Türkei in
einer zukünftigen schweren Wirtschaftskrise zu unterstützen, ist fraglich,
da ja auch das Verhältnis der EU zu Erdoğan nicht ganz unproblematisch ist,
um es vorsichtig zu formulieren.
Aber es kann ja auch ganz anders kommen. Vielleicht lädt Trump Erdoğan
demnächst zu einem Gipfel unter Männern ein, um die Probleme unter vier
Augen aus der Welt zu schaffen. Bei Trump ist ja alles möglich. Und anders
als beim nordkoreanischen Diktator Kim, dem russischen Präsidenten Putin
oder gar dem iranischen Präsidenten Rohani wäre ein solches Gespräch auch
nicht ganz aussichtslos.
Erdoğan möchte die Wirtschaftsbeziehungen ausdrücklich aus dem Konflikt
heraushalten und Trump die Türkei als militärischen Partner nicht endgültig
verlieren. Doch das gegenseitige Misstrauen sitzt tief. Und weder Trump
noch Erdoğan sind dafür bekannt, ihre Politik selbstkritisch zu
hinterfragen. Letztlich kann man bestenfalls darauf hoffen, dass die
Abwärtsspirale sich etwas langsamer dreht.
5 Aug 2018
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Türkei
Recep Tayyip Erdoğan
Donald Trump
USA
Sanktionen
Schwerpunkt Türkei
Donald Trump
Türkei
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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