# taz.de -- Seenotrettung auf dem Mittelmeer: „Aquarius“ weiterhin auf Irrf… | |
> Wieder einmal darf ein Schiff privater Seenotretter tagelang nirgends | |
> einlaufen. Nun wird Großbritannien als Aufnahmeland ins Spiel gebracht. | |
Bild: 141 Gerettete befinden sich an Bord des deutschen Rettungsschiffs „Aqua… | |
141 Menschen hatte das deutsche Rettungsschiff „Aquarius“ am Freitag vor | |
der Küste Libyens gerettet – am Montag wollte sich noch immer kein Staat | |
bereit erklären, sie aufzunehmen. Das Schiff der NGO SOS Méditerranée | |
wartet auf hoher See zwischen Malta und Sizilien auf die Zuweisung eines | |
sicheren Hafens. | |
[1][Italien und Malta lehnen es ab], die „Aquarius“ anlanden zu lassen. Zum | |
ersten Mal ist auch Großbritannien als Aufnahmeland ins Spiel gebracht | |
worden: Der italienische Verkehrsminister Danilo Toninelli zumindest | |
erklärte am Montag auf Twitter, die „Aquarius“ fahre unter der Flagge des | |
britischen Territoriums Gibraltar, darum sei Großbritannien auch | |
verantwortlich. Bislang hatte Italien meist nahegelegt, die Menschen | |
müssten [2][nach Libyen zurückgebracht] werden. | |
Italiens neue Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega hat die Häfen | |
[3][für die meisten Flüchtlinge geschlossen]. Seitdem müssen Seenotretter | |
oft viele Tage auf dem Meer umherirren, bis ein Land sich zur Aufnahme | |
bereit erklärt. Seit Juni gab es mehr als ein halbes Dutzend solcher Fälle. | |
Eine Folge davon ist, dass die Schiffe in dieser Zeit für weitere Einsätze | |
ausfallen – was wiederum den starken Anstieg der Todesfälle in den letzten | |
Wochen mit verursacht haben dürfte. | |
Schon im Juni hatte die „Aquarius“ mit 630 Geretteten an Bord lange warten | |
müssen, bis schließlich Spanien am 17. Juni einlenkte und die Flüchtlinge | |
[4][in Valencia an Land gehen ließ]. Die meisten von ihnen übernahm | |
schließlich Frankreich. Am Montag bot die Stadtverwaltung von Barcelona an, | |
die „Aquarius“ in ihren Hafen einlaufen zu lassen. „Barcelona wird immer | |
dem Leben verpflichtet sein“, sagte Dezernentin Laia Ortiz. | |
## „Das Grundprinzip, Menschen zu retten, ist bedroht“ | |
Die Regierung in Madrid intervenierte allerdings umgehend: Barcelona sei | |
nicht „der nächste sichere Hafen“, und nur zu diesem sollten die Menschen | |
auf der „Aquarius“ gebracht werden, hieß es in einer Erklärung von | |
Ministerpräsident Pedro Sanchez. | |
„Das Grundprinzip, Menschen in Seenot zu retten, ist bedroht“, sagte Aloys | |
Vimard, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen. „Schiffe sind nämlich | |
unter Umständen nicht mehr bereit, auf die Hilferufe zu reagieren, weil das | |
Risiko zu hoch ist, dass ihnen ein nächstgelegener, sicherer Hafen verwehrt | |
wird und sie allein gelassen werden.“ Gerettete an Bord hätten der | |
Besatzung berichtet, dass sie vor der Rettung durch die „Aquarius“ fünf | |
verschiedene Schiffe in der Nähe gesehen hatten, diese aber keine Hilfe | |
geleistet hätten. | |
Die EU-Grenzschutzagentur Frontex gab derweil bekannt, dass im Juli 1.900 | |
Menschen über die zentrale Mittelmeerroute nach Italien gelangt sind. Das | |
sind 83 Prozent weniger als im Juli 2017. Die Zahl der Menschen, die | |
Spanien erreichten, stieg hingegen auf 8.800 – vier Mal so viele wie im | |
Juli 2017. Seit Anfang des Jahres kamen rund 23.100 irreguläre Migranten in | |
Spanien an, etwa doppelt so viele wie im Vorjahr. Etwa drei Viertel | |
stammten aus Ländern südlich der Sahara. | |
13 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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