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# taz.de -- Bedingungen für Auslauferlaubnis: Sea-Eye soll Rettung einstellen
> Das Rettungsschiff „Seefuchs“ steckt in einem Hafen von Malta fest.
> Verlassen dürfe sie ihn nur, wenn die NGO Rettungseinsätze grundsätzlich
> aufgibt.
Bild: Die „Seefuchs“ liegt im Hafen von Valletta
Berlin taz | Malta hat von der deutschen Seenotrettungs-NGO Sea-Eye ein
Ende ihrer Rettungstätigkeit im Mittelmeer verlangt. Am 14. September
schrieb Robert Vasallo, der Justiziar der maltesischen Hafenbehörde, das
Sea-Eye Schiff „Seefuchs“ dürfe nur auslaufen, wenn die NGO eine „starke,
förmliche und offizielle Erklärung“ abgebe, dass es sich nicht mehr an
Rettungseinsätzen beteilige. Dann dürfe das Schiff den Hafen von Malta
verlassen, um nach Deutschland überführt zu werden.
Die „Seefuchs“ hatte ihre letzte Rettungsmission am 21. Juni beendet.
Maltas Regierung hatte damals behauptet, dass die Registrierung des Schiffs
im niederländischen Sportbootregister nicht ausreichend sei. Seither liegt
die „Seefuchs“ im Hafen von Valletta. Eine kleine Crew von vier
Freiwilligen kümmert sich um das Schiff.
Die „Seefuchs“ ist ein kleines Schiff, nur 26 Meter lang. Sie ist dafür
ausgelegt, bei Notfällen vor Ort Hilfe zu leisten. Sie ist aber ungeeignet,
um Schiffbrüchige an Bord zu nehmen und Hunderte von Kilometern etwa nach
Italien zu bringen. Die „Seefuchs“ übergab die Geretteten in der
Vergangenheit deshalb auf hoher See an größere Schiffe, zum Beispiel der
italienischen Marine, Frontex oder an private Rettungsschiffe. Das ist nun
nicht mehr möglich.
„Es kommt keiner mehr, um uns die Menschen abzunehmen“, sagt Sea-Eye
Sprecher Gorden Isler der taz. „Italien hat seit Juni [1][jede
Rettungstätigkeit] eingestellt. Wir können uns nicht mehr darauf verlassen,
dass Gerettete von anderen Schiffen übernommen und an Land gebracht
werden.“ Deshalb sind künftige Einsätze unter diesen neuen Bedingungen mit
der „Seefuchs“ nicht mehr möglich. Sea-Eye hat nun Geld gesammelt, um ein
neues, größeres Schiff anzuschaffen, mit dem der Transfer Geretteter bis zu
einem sicheren Hafen in Europa möglich ist.
## Selbstverpflichtung verlangt
Die NGO bat Malta deshalb am 4. September um Erlaubnis, auszulaufen und das
Schiff nach Deutschland bringen zu dürfen. Doch Maltas Regierung fürchtet
offenbar, die „Seefuchs“ könnte weiter zu Rettungseinsätzen benutzt werde…
Zehn Tage später schickte sie die Mail, in der sie von Sea-Eye die
Selbstverpflichtung zum Ende der Rettungseinsätze verlangte. Die NGO lehnt
dies jedoch kategorisch ab. „Wir arbeiten gerade daran, eine neue Flagge
für die Seefuchs zu bekommen“, sagt Isler. „Wenn wir die haben, kann Malta
uns aus sachlichen Gründen nicht mehr festhalten.“
Seitdem die italienische Regierung im Frühsommer ihre Häfen für Flüchtlinge
geschlossen hat, ist praktisch die gesamte Flotte privater Rettungsschiffe
im Mittelmeer lahmgelegt worden.
Auf ähnliche Weise, nur nicht schriftlich, hatte Malta auch die NGO Sea
Watch loswerden wollen. Deren Schiff „Sea Watch 3“ wird von den
maltesischen Behörden seit Juni am auslaufen gehindert, ebenso darf das
Flugzeug „Moonbird“, das von der NGO betrieben wird, nicht abheben.
Offiziell behauptet Malta, prüfen zu wollen, ob die Registrierung der „Sea
Watch 3“ korrekt sei. Im August hatte der Flaggenstaat Niederlande dies
bestätigt. Danach gab es ein Treffen von Vertretern von Sea Watch, der
Hafenbehörde von Malta und Mitarbeitern des Büros von Maltas
Premierminister Joseph Muscat.
Dabei sei Sea Watch bedeutet worden, dass das Schiff wieder ablegen dürfe,
wenn die Organisation schriftlich versichert, künftig in der Region keine
Rettungseinsätze durchzuführen, berichtet ein Sprecher von Sea Watch der
taz. Die Organisation habe dies jedoch nicht in der geforderten Weise
versichert.
Seit Beginn der Rettungsblockade sind in der Region fast 800 Menschen
ertrunken. Zwei Schiffe der spanischen NGO Proactiva Open Arms sitzen in
Spanien fest. Das Schiff „Lifeline“ der Dresdner NGO Mission Lifeline wird
von Maltas Justiz festgehalten, ein [2][Verfahren gegen den Kapitän Claus
Peter Reisch] läuft.
Aktiv ist nur noch das Schiff [3][„Aquarius“] der deutschen NGO SOS
Mediterranee sowie Ärzte ohne Grenzen. Die „Aquarius“ nahm am Sonntag 58
Überlebende eines Unglücks vor Libyen an Bord. Erst im Laufe der Woche
erklärten sich schießlich vier EU-Staaten bereit, die Geretteten
aufzunehmen. Am Donnerstagnachmittag wartete die „Aquarius“ vor Malta auf
Anweisungen der Behörden zum Transfer der Menschen.
27 Sep 2018
## LINKS
[1] /Rettungsschiffe-von-deutschen-NGOs/!5513556
[2] /Prozess-gegen-Lifeline-Kapitaen/!5524945
[3] /Private-Rettungsschiffe-im-Mittelmeer/!5526025
## AUTOREN
Christian Jakob
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