| # taz.de -- Seenotretter nach Treffen mit Seehofer: „Ich bin verblüfft, tats… | |
| > Innenminister Horst Seehofer empfing am Donnerstag den Seenotretter | |
| > Claus-Peter Reisch. Der ist hinterher fast schon begeistert vom | |
| > CSU-Politiker. | |
| Bild: Reisch traf Seehofer am Donnerstag im Innenministerium in Berlin | |
| taz: Herr Reisch, schon vor Monaten haben Sie Bundesinnenminister Horst | |
| Seehofer per Twitter zu einem Treffen aufgefordert. Am Donnerstag Abend war | |
| es dann soweit – hatten Sie ein nettes Gespräch? | |
| Claus-Peter Reisch: Es war definitiv anders, als ich erwartet hatte. Das | |
| Treffen war für eine Stunde vereinbart, und wir waren zwei Stunden drin. Es | |
| war völlig überraschend für mich, dass Herr Seehofer sich so viel Zeit | |
| genommen hat. Er hatte sehr kompetent wirkende Mitarbeiter dabei und er hat | |
| viele Fragen gestellt. | |
| Was denn für Fragen? | |
| Er hat sich ganz genau von uns erklären lassen, was unser Schiff, die | |
| Lifeline, kann, warum es beschlagnahmt ist, was da gegen mich läuft. Wie | |
| viele Menschen wir gerettet haben. Ich habe ihm auch einen Bildband | |
| mitgebracht. Ich hatte den Eindruck, dass er sich für unsere Berichte sehr | |
| interessiert hat. Er sagte, er hätte das noch nie so geschildert bekommen, | |
| wie ich das gemacht habe. Und es hätte seine Sichtweise auf manche Dinge | |
| geändert. | |
| Was hatten Sie denn erwartet? | |
| Dass es kontroverser abläuft. Aber es war eine sehr angenehme | |
| Gesprächsatmosphäre. Ich habe da ein Stück weit jemand anders kennengelernt | |
| als den Horst Seehofer, den man im Fernsehen sieht. Ich bin verblüfft, | |
| tatsächlich. | |
| Aber es ging doch sicher nicht nur darum, mal nett zu plaudern, oder? | |
| Nein. Wir sind mit drei konkreten Forderungen ins Gespräch gegangen. | |
| Und was wären die? | |
| Als erstes fordern wir, dass Deutschland 150 der am schlimmsten | |
| Geschundenen in Libyen, vor allem Frauen und Kinder, in einem humanitären | |
| Akt nach Deutschland holt. Das UNHCR soll diese Personen auswählen. | |
| Herbringen könnte sie die Bundeswehr – oder wir mit unserer Lifeline. Horst | |
| Seehofer hat gesagt, er werde prüfen, wie es aussieht mit so einem | |
| Resettlement-Programm und ich werde diesbezüglich etwas von ihm hören. | |
| Und das zweite? | |
| Wir haben ihn gebeten, er solle doch zusammen mit dem Verkehrsminister | |
| dafür sorgen, dass wir mit unserem Schiff mindestens ein Jahr lang | |
| humanitäre Einsätze fahren können. Seit das Schiff beschlagnahmt ist, | |
| halten wir es die ganze Zeit bereit, es war noch nie so gut in Stand wie | |
| jetzt. Es ist perfekt für Rettungseinsätze ausgerüstet und startfertig. | |
| Was war die dritte Forderung? | |
| Die war quasi privater Natur. Als meine schwer kranke Mutter damals in eine | |
| Vollpflegeeinrichtung gefahren wurde, habe ich den Fahrer des | |
| Rettungstransports kennengelernt. Ein Afrikaner, der hier keine | |
| Arbeitserlaubnis hat – deswegen fährt er vier Tage die Woche ehrenamtlich. | |
| Er hat sich so liebevoll um meine Mutter gekümmert und ist ein echte | |
| Vorbild für mich geworden. Seine Arbeit gehört gesellschaftlich honoriert. | |
| Und? | |
| Horst Seehofer hat mir zugesagt, dass er hier eine Startchance bekommt. | |
| Also würden Sie sagen, Sie waren erfolgreich? | |
| Ich nehme Horst Seehofer beim Wort. Aber erfolgreich war ich erst dann, | |
| wenn ich das Ergebnis in der Hand habe. | |
| Sehen Sie den Bundesinnenminister und seine Politik jetzt mit anderen | |
| Augen? | |
| Ich habe einen Einblick in seine Arbeit bekommen und er einen in meine. | |
| Aber am Ende des Tages bin ich ein pragmatischer Mensch und wir werden uns | |
| beide an den Ergebnissen messen lassen müssen. | |
| 29 Mar 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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